Alt-Hohenschönhausen. Sie heißt Flusspferdhofsiedlung – obwohl weit und breit kein Nilpferd zu sehen ist. Dafür gilt die Wohnanlage an der Große-Leege-Straße als bedeutende Siedlung der Moderne. Zum Tag des offenen Denkmals sind erstmals Führungen im Angebot.
Bezahlbar, auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel, sollten die Wohnungen sein, die das Unternehmen Gewobag von 1933 bis 1936 in Hohenschönhausen baute. So entstand eine damals hochmoderne Großsiedlung mit 883 Wohneinheiten - noch ganz im Stil des „Neuen Bauens“ der Weimarer Republik. Die Entwürfe stammten von den renommierten Architekten Paul Mebes und Paul Emmerich. Vor allem die Außenbereiche mit Brunnen und Pferdeskulpturen verleihen der Flusspferdhofsiedlung bis heute einen ganz besonderen Charme. So sind nicht nur die Wohnbauten, sondern auch die Freianlagen in die Berliner Denkmalliste eingetragen.
Der Name der Siedlung geht auf zwei Pferdeskulpturen zurück, die den zentralen Brunnen in der Wohnanlage schmücken. Mit den Kollegen vom Nil haben die Figuren keine Ähnlichkeit, aber sie baden quasi im fließenden Wasser – daher also der Name Flusspferdhofsiedlung. Erst 1995 fand die Gewobag heraus, dass der Bildhauer Hans Mettel Schöpfer der Skulpturen war.
Unter den Nationalsozialisten hatte Mettel ab 1936 Berufsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er die Städelschule in Frankfurt am Main und nahm an den ersten drei documenta-Ausstellungen in Kassel teil.
Die Flusspferdhofsiedlung wurde 1949 enteignet und fortan als Volkseigentum von der Kommunalen Wohnungsverwaltung betreut. 1994 bekam die Gewobag die Siedlung zurück. Das städtische Wohnungsunternehmen hat das gesamte Ensemble in den Jahren 1995 bis 1997 denkmalgerecht sanieren und auch die Freianlagen restaurieren lassen. Weil im Zuge der Arbeiten einige Wohnungen zusammengelegt wurden, schrumpfte die Anzahl auf 837.
Am Tag des offenen Denkmals gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal die Gelegenheit, die Flusspferdhofsiedlung zu besichtigen. Stadtführer und Buchautor Michael Bienert ist Experte für den Wohnungsbau im Berlin der Weimarer Republik. Die Runde dauert etwa eine Stunde, die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen beschränkt. Wer dabei sein möchte, muss sich bis zum 8. September anmelden – und darf dann gratis mitspazieren.
Termin: Sonnabend, 9. September, 11 und 14 Uhr. Treffpunkt ist die Große-Leege-Straße 75. bm
Anmeldung unter 47 08 15 41 oder an j.hansen@gewobag.de.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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