Friedrichshain. Am Boxhagener Platz steht seit 21. Juni ein weißer Kubus. Um ihn herum gibt es unter anderem Vorstellungen sowie Plakate in Frageform.
Brauchen wir das? Dürfen wir das? Wollen wir das? Die Antworten darauf soll bis 30. Juni eine Debatte im öffentlichen Raum bringen. Hinter der Aktion stehen Friedrichshainer Künstlerinitiativen, Grund dafür ist ein großzügiges Spendenangebot.
Es kommt von der Bauwert AG und der Ziegert Bank- und Immobilienconsulting GmbH. Wie zu hören war, handelt es sich um einen Betrag von 35 000 Euro zur Unterstützung kultureller Projekte im Bezirk. Die Kohle würde einen warmen Regen für die Kulturszene bedeuten. Speziell für Projekte oder Aktivitäten, die bislang kaum eine Chance hatten, mit öffentlichen Mitteln bedacht zu werden. Einerseits. Auf der anderen Seite wecken die Gönner natürlich Argwohn. Zwei große Player aus der gerade in Friedrichshain-Kreuzberg nicht gerade beliebten Bauinvestmentbranche. "Kann man ein solches Angebot annehmen, ohne damit in Abhängigkeiten zu geraten oder zum Feigenblatt in einer Imagekampagne der Immobilienwirtschaft zu werden?", lautet deshalb die Langversion der eingangs gestellten drei kurzen Fragen.
Positiv überrascht zeigten sich die Initiatoren, dass die möglichen Mäzene anscheinend selbst nicht mit Freudentänzen wegen ihres Geldsegens gerechnet hatten. Auch hätten sie sich offen gezeigt für Diskussionen mit Akteuren aus dem Kiez und dem Bezirk. Daraus entstand die Idee eines Kulturfonds für künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum. Die sollen sich gerade mit den Folgen von Spekulation und Gentrifizierung auseinandersetzen. Die Geldgeber sollen keinen Einfluss darauf haben, wie ihre Mittel verteilt werden. Vielmehr ist dafür eine unabhängige Jury vorgesehen. Verwaltet wird die Summe vom Bezirk, der auch kontrolliert, ob sie richtig verwendet wird. Die inhaltliche Ausrichtung obliegt einem eigens zu diesem Zweck gegründeten Aktivitätennetzwerk für den öffentlichen Raum, abgekürzt ANföR. Ein ziemlicher Überbau, um den Spagat zu schaffen zwischen den Möglichkeiten, die eine solche Schenkung bietet, und gleichzeitig den Vorwurf zu entkräften, sich direkt oder indirekt für andere Interessen einspannen zu lassen.
Ob das gelingen kann, werde auch unter den verschiedenen Initiativen unterschiedlich gesehen, sagt Hajo Toppius vom Verein Stadtraumnutzung. Auch deshalb gibt es jetzt die "Speakers Corner" am Boxhagener Platz. Sie steht auf der Nordseite der Anlage an der Grünberger Straße. Die Zeit für Meinungsäußerungen und weitere Veranstaltungen ist bis 30. Juni, jeweils zwischen 16 bis 20 Uhr. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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