Friedrichshain. Wer im Hochhaus Platz der Vereinten Nationen Nr. 1 zu den Fahrstühlen will, muss im Foyer am Concierge vorbei. Das ist jemand, der freundlich blickt, Post ausgibt, gern hilft.
So komfortabel und zivil ging es nicht immer zu. Zu alten Preußenzeiten stand auf dem Kanonenberg eine Alarmkanone, die mit Donnerschlägen jegliche Rekrutenfluchten über die Holzpalisaden der alten Berliner Akzisegrenze zu melden hatte, um die Kerls wieder einzufangen. Als 1802 nordöstlich ein neues Landsberger Tor nebst Ziegelmauer entstand, blieb die Palisadenstraße.
Auf dem zum 100. Thronjubiläum Friedrichs des Großen angelegten ersten Berliner Volkspark wurden 1848 über 200 zivile Opfer des Militärs bestattet. Der Friedhof der Märzgefallenen ist heute Gedenkstätte.
Ab 1950 wurde der Platz nach Lenin benannt. Die 19 Meter hohe granitne Lenin-Statue, die dort seit 1970 stand, musste 1992 weichen: “Good by, Lenin“! Ihr Kopf wurde inzwischen zur Zitadelle Spandau gebracht. Er wird demnächst in der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ gezeigt.
Ein Dutzend Findlinge
Der Platz heißt seit 1992 „Platz der Vereinten Nationen“. Über ein Dutzend Findlinge aus aller Welt ließ das Grünflächenamt am Ort des entfernten Denkmals jenes Mannes aufstellen, der vor fast 100 Jahren eine Revolution mit dem „Dekret über den Frieden“ begann. Die fünf größten Steine symbolisieren die fünf bewohnten Kontinente.
Ende der 1960er-Jahre probierten Chefarchitekt Hermann Henselmann und sein Mitarbeiter Wilfried Stallknecht aus, wie man aus Wohnungsbau-Normserien „P2“ und „WBS 70“ mit mäßigem Aufwand bewegte Stadtlandschaften gestalten kann. Der moderne Stadtplatz in industrieller Technologie erregte damals Aufmerksamkeit in ganz Europa. Henselmanns Vorschlag eines spiralförmigen Bibliotheksbaus wurde allerdings zugunsten des riesigen Denkmals gestrichen.
Die 134. monatliche Plätzeführung mit Bernd S. Meyer, dem Mann mit der Leiter, beginnt am 27. Februar 11 Uhr. Treffpunkt ist Platz der Vereinten Nationen, am Findlingsbrunnen. Verkehrsverbindung: U5 bis Strausberger Platz, fünf Minuten Fußweg durch die Lichtenberger Straße, Straßenbahn M5, M6, M8. Bus 142. BSM
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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