Friedrichshain-Kreuzberg. Ende März 2017 werden in Berlin die neuen Seniorenvertretungen gewählt. Bis zum 24. Oktober müssen dafür die Bewerbungen eingegangen sein.
Deshalb trommelt das bezirkliche Seniorenamt derzeit für möglichst viele Kandidaten. Das passiert auch bei zwei Veranstaltungen unter der Überschrift „Ü60-Info-Fest“, die am 10. Oktober in der Alten Feuerwache, Marchlewskistraße 6 und am 14. Oktober im Nachbarschaftshaus Urbanstraße 21 stattfinden. Besonders im Blick sind dabei Frauen und Männer, die 60 Jahre und älter sind. Denn sie zählen ja bereits zu den Senioren.
Darauf setzten auch sowie Heike Effertz und Uwe Kaczinski vom Seniorenamt. Die Mitarbeit in der Seniorenvertretung bedeute eine "Querschnittsaufgabe", sagt Sozialamtsleiterin Ines Heuer-Sehlmann. Will heißen: Wer dort mitmacht, kann nicht nur bei so ziemlich allen Belangen im Bezirk mitreden, sondern auch für die eigenen Interessen trommeln und sie umso besser durchsetzen, je engagierter und kompetenter das Gremium aufgestellt ist. Es besteht übrigens aus bis zu 17 Mitgliedern.
Regelmäßige Sprechstunden, oder Aktionen wie die jährlichen Weihnachtspäckchen gehören zu den Aufgaben der Seniorenvertretung. Auch bei den Angeboten in den Freizeitstätten sind ihre Ideen gefragt. Wer heute um die 60 sei, gehöre ja zur "Generation Punk", meint Uwe Kaczinski vom Seniorenamt und deutet damit an, dass diese Personen möglicherweise auch hier den einen oder anderen neuen Akzent setzen.
Gundel Riebe gehört zu dieser Zielgruppe, wenngleich die 65-Jährige nach eigenen Angaben musikalisch von den Beatles und den Rolling Stones sozialisiert wurde. Aber bei ihrer Kandidatur hat diese Frage eine eher untergeordnete Rolle gespielt.
Die studierte Chemikerin arbeitete bis zu ihrem Renteneintritt im Sommer bei der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM). Außerdem ist sie seit gut einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich beim Berliner Mieterverein für Friedrichshain, beziehungsweise Friedrichshain-Kreuzberg aktiv. Sie bringt also gerade in diesem Bereich eine Menge Fachwissen mit.
Senioren seien meist die schwächsten Opfer bei Mietsteigerungen und Verdrängung, meint Gundel Riebe. Erst recht, wenn Menschen deshalb ihre Wohnung oder ihren Kiez verlassen müssen, wo sie oft Jahrzehnte gelebt haben.
Besserer Schutz für alteingesessene Mieter etwa durch das Ausweisen weiterer Milieuschutzgebiete gehört deshalb ebenso zu ihrer Agenda, wie zusätzliche bezahlbare Wohnungen oder noch größere Anstrengungen bei der Barrierefreiheit. Rund 30 000 ältere Menschen würden im Bezirk leben. Für die sei es wichtig, dass sie ein Sprachrohr haben.
Deshalb möchte sie nach einer Wahl auch in den dafür zuständigen BVV-Ausschuss. Und das sicher nicht nur als bloßes Anhängsel.
An solchen Menschen, die Kompetenz und Durchsetzungsvermögen ausstrahlen, sei ihnen sehr gelegen, beteuern die Vertreter von Sozial- und Seniorenamt. Auch weitere Bewerber mit Interessen oder beruflichen Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen seien gefragt. Und insgesamt Personen, die sich für ihre Altersgruppe oder ältere Jahrgänge einsetzen möchten.
Denn dass die Seniorenvertretung ihre Wünsche und Forderungen entsprechend vorbringt, sei ebenfalls gewollt. Je deutlicher das passiere, umso größer sei wahrscheinlich der Widerhall nicht nur in der Verwaltung, sondern auch bei der Politik.
Die "Ü60-Info-Feste" am 10. und 14. Oktober beginnen jeweils um 18 Uhr. Interessierte Kandidaten wird dort die Arbeit der Seniorenvertretung vorgestellt. Außerdem gibt es ein Kulturprogramm, Essen und Trinken. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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