1870/71: 150 Jahre Communes in Frankreich

© Semira Mis PhotoArt
Vorträge und Diskussion mit Lou Marin und Dr. Maurice Schuhmann

Lou Marin (Verlag Graswurzelrevolution, Mitglied des CIRA Marseille, Centre de Recherches sur l’anarchisme)

Thema: 1870/71: Die Communes in Lyon und Marseille

Nicht nur in Paris, auch in den Städten Lyon und Marseille fanden im Zuge des preußisch-französischen Krieges und der temporären Niederlage der frz. Truppen revolutionäre Entwicklungen statt.

In Lyon wurden am 4. September 1870 zum ersten Mal in Frankreich die Abschaffung des Königreichs und die Republik proklamiert. In Lyon kam es in der Folge zu zwei revolutionären Commune-Versuchen.

Beide Städte waren organisatorische Schwerpunkte der bakunistischen Sektion der I. Arbeiter-Internationale (1864-72). In Marseille kam es ebenfalls zu zwei Commune-Versuchen, der erste 1870 dauerte drei Tage, der zweite 1871 dreizehn Tage. Es gab Besetzungen und auch Gegensätze zwischen besetztem Rathaus und besetzter, vormals zentralstaatlicher Verwaltung (Präfektur).

Neben Barrikadenkämpfen mit der Armee, die durchgängig verloren gingen, kam es auch zu ersten Streiks, in Lyon der Seidenweber*innen und Textilarbeiter*innen, in Marseille der Bergbau- und Hafenarbeiter. Im Vortrag wird auch über die Frauenbeteiligung berichtet. Bakunin wurde in Lyon verhaftet, befreit und flüchtete nach Marseille, wo er 1870 sein Hauptwerk „Das knutogermanische Kaiserreich und die soziale Revolution" schrieb.

Dr. Maurice Schuhmann (Anarchismusforscher, Berlin)

Thema: Le temps des cerises -- Die Pariser Commune im Spiegel der anarchistischen Rezeptionsgeschichte

Die nur kurzlebige Pariser Commune gilt als ein Meilenstein in der (europäischen) Geschichte von Revolutionen und Aufständen. In einem nur sehr kurzem Zeitraum wurde versucht, politische und soziale Utopien in der Realität konkret umzusetzen. Das Erbe jenes sozialen Experimentes wird von unterschiedlichen politischen Strömungen für sich proklamiert – sei es vom Anarchismus (namentlich von Michael Bakunin), Staatskommunismus marxistischer Prägung, deren Begründer eine Verwirklichung der, von ihnen postulierten Diktatur des Proletariats darin zu erblicken glaubten, aber auch von staatlicher Seite.

Anlässlich des 140. Geburtstages der Commune wurden z.B. die Kommunard*innen als wichtige Vorkämpfer*innen der Demokratie gewürdigt und man zeigte im Rathaus des V. Arrondissements, was diese einst in Brand gesetzt hatten, eine Austtellung zu ihren Ehren. Vor diesem Hintergrund wird das Organisationsmodell der Commune vorgestellt und die anarchistische Rezeption – ausgehend von Bakunin hin zu neueren Adoptionen wie z.B. durch den libertären Kommunalismus von Murray Bookchin und Janet Biehl diskutiert.

Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 20 Personen begrenzt. Die Anmeldung zur Veranstaltung bis 08.07. ist Voraussetzung für eine Teilnahme. Anmeldungen bitte an: anmeldung@hausderdemokratie.de

Nachweise über einen Negativ-Test, sowie über Impfung oder Genesung sind bei max. 20 Teilnehmenden laut Berliner Senat momentan nicht erforderlich. ("Dritte SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung - Pressemitteilung vom 15.06.2021")

Autor:

Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte aus Friedrichshain

Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
Webseite von Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte
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