Märkisches Viertel. Vorhang auf für Elfen, Glühwürmchen, den verwunschenen Prinzen, seine Liebste und ein ganzes Dorf: Mit dem Ballettmärchen „Die Schöne und das Biest“ läutet die Art of Dance Company am letzten November-Wochenende die Adventszeit im Fontane-Haus ein.
Stolz tippelt Emilia im rosa gepunkteten Kittelchen vorbei. Kleine Drahtfühler sitzen auf dem Kopf, am Umhang blinkt eine zierliche Lichterkette. Kein Zweifel: Hier kommt ein Glühwürmchen. „Reizend siehst Du aus“, ruft Sabine Unterhofer der Dreijährigen zu. Die Leiterin der Art of Dance Company hat ihre Schützlinge an diesem Novembersonntag in die Turnhalle der Grundschule in den Rollbergen bestellt – zum großen Probedurchlauf des neuen Tanzstücks. Schließlich bleiben nur noch wenige Tage bis zum ersten Advent, und dann muss alles sitzen. Jede Formation, jeder Schritt, jedes Kostüm.
In den Umkleiden herrscht daher aufgeregtes Gewusel. Hier helfen sich Mädchen gegenseitig in zart-grüne Elfengewänder, dort wird die Schleife einer Bauernschürze unter leichtem Protest ein wenig zu fest gezurrt; nebenan stülpen sich die „Wölfe“ ihre Masken über. Dann kann’s losgehen. „Ruhe bitte“, verschafft sich Sabine Unterhofer Gehör. „Erster Akt, Szenenbild Schloss. Alle auf ihre Positionen!“ Schon beginnt die Musik vom Band – und alles klappt wie am Schnürchen.
Konzentriert verfolgt Sabine Unterhofer das Geschehen, korrigieren muss sie kaum. Die Mädchen und jungen Frauen sind mit Feuereifer bei der Sache, tanzen mal anmutig, mal ausgelassen und sind nahezu perfekt aufeinander eingespielt. Kein Wunder. Manche kennen sich schon lange. Die Art of Dance Company ging 1982 an den Start, seit 24 Jahren ist das Ballett im TSV Berlin-Wittenau organisiert. Freizeitballerinen aus ganz Nordberlin im Alter zwischen drei Jahren und 30 plus bilden die Truppe. Jedes Jahr studieren sie eine neue Show ein. „Wir sind wie eine große Familie“, erzählt Sabine Unterhofer. „Die Großen helfen den Kleinen, und auch für unseren Nachwuchs sorgen wir quasi selber.“ Wie „Glühwürmchen“ Emilia sind die meisten Minis Sprösslinge von ehemaligen oder noch aktiven Company-Mitgliedern.
Am ersten Adventswochenende zeigt das Ensemble im Fontane-Haus im Märkischen Viertel traditionell ein Märchenballett – auf „Die Schöne und das Biest“ fiel diesmal die Wahl. Dafür hat Sabine Unterhofer originale Musical-Melodien mit bekannten Klassikern gemixt und eine Choreografie entworfen. 65 Mädchen und junge Frauen wirken mit, noch einmal so viele Freiwillige kümmern sich hinter den Kulissen um den reibungslosen Ablauf, um Kostüme und Bühnenbild. „Es ist immer wieder ein Riesenerlebnis – für meine Mädchen, aber auch fürs Publikum“, sagt die Ballettleiterin.
Zum Jahreswechsel winkt diesmal ein noch größeres Abenteuer: Am 29. Dezember fliegt die Company nach London, dort darf sie am 1. Januar bei der Neujahrsparade auftreten. Rund um Piccadilly Circus präsentieren sich jeweils mehr als 50 Gruppen vor 350.000 Zuschauern am Straßenrand. Das Ganze überträgt der Sender BBC 1 live. „Ich dachte, ich werd’ nicht wieder, als die Post mit der Zusage kam“, erinnert sich Sabine Unterhofer. Für die Teilnahme hatte sie sich mit dem Video einer Tanzshow beworben. „Ich bin Neujahr gern in London und hab mir immer die Parade angeschaut“, sagt sie. „Diesmal sind wir mittendrin – und schon mächtig aufgeregt.“
Erst einmal ist „Die Schöne und das Biest“ der Art of Dance Company aber im Fontane-Haus in der Königshorster Straße 6 zu sehen: am 26. und 27. November, jeweils um 16.30 Uhr. Das rund zweistündige Adventsballett eignet sich für Menschen im Alter ab vier Jahren, Tickets zum Preis ab zwölf Euro gibt es noch an der Tageskasse, die um 15.30 Uhr öffnet. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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