Tempelhof. Im MedienPoint, Werderstraße 13, spielt am 17. November die Zahl 65 die Hauptrolle, und zwar in doppelter Hinsicht: Die neue Ausstellung thematisiert das Erscheinen der ersten Langspielplatte in Deutschland vor 65 Jahren. Gleichzeitig feiert MedienPoint-Frontmann Henning Hamann seinen 65. Geburtstag.
Hamann, 1951 in Tempelhof geboren und aufgewachsen, leitet den sozialen Buchladen MedienPoint, ein Projekt vom Verein Kulturring in Berlin, ehrenamtlich und denkt trotz Rentenalter nicht ans Aufhören. Schließlich hat er den kleinen Laden schräg gegenüber der ufaFabrik in den acht Jahren seines Bestehens zu einem populären, weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannten Kiez-Treffpunkt entwickelt. „Da geht noch mehr“, so der Jubilar und ausgewiesene Medienprofi zur Berliner Woche.
In sein schillerndes Berufsleben war Hamann zunächst als Discjockey im seinerzeit schwer angesagten Jugendtanzschuppen "Bungalow" am Mariendorfer Damm gestartet. Richtig berühmt aber wurde bald darauf seine markante Stimme. Es begann beim Ufa-Radio RTL, dort holte sich Henning Hamann als Moderator das journalistische Rüstzeug für seinen langen Marsch durch die Sender. Auf diesem Weg gab er beispielsweise dem Privatfunkpionier Hundert,6 als Musikchef die Richtung vor. Hamann und Hundert,6 wurden innerhalb kürzester Zeit bei den Hörern die Nummer 1 in der Stadt. Unzählige Schlager- und Bühnenstars von Drafi Deutscher über Roy Black, Tony Christie, Howard Carpendale und Harald Juhnke bis zu Nadja Tiller und Walter Giller gaben sich Hamanns Studioklinke in die Hand. James Last vermachte dem Radiomann sogar eine seiner Goldenen Schallplatten. Nach der Wende hob er in Rostock den Sender "Ostseewelle" mit aus der Taufe. "Das war schon ein tolles Gefühl", erinnert sich Henning Hamann. Für viele Berliner Urlauber am Ostseestrand war es eine Überraschung, die bekannte Stimme nun an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns zu hören.
Wie schnell sich ein Leben trotz aller Erfolge ändern kann, musste Henning Hamann dann 2004 schmerzhaft erfahren. Ein schwerer Unfall mit bis heute andauernden Folgen änderte schlagartig alles und er musste sich aus der Medienwelt verabschieden. Geblieben sind viele Freunde, die ihn wirkungsvoll aktiv unterstützen. Allen voran sein alter Kumpel und Weggefährte aus Bungalow-Zeiten Ed Koch, der dem Buchladen oft hilfreich finanziell wie auch mit Sachspenden zur Seite steht. Auch in der Bezirkspolitik sind mittlerweile parteiübergreifend eifrige Unterstützer mit Bürgermeisterin Angelika Schöttler an der Spitze am Werk. Als Würdigung besonderer ehrenamtlicher Verdienste um Tempelhof-Schöneberg ist Henning Hamann bereits mit der Verdienstmedaille des Bezirks ausgezeichnet worden.
Die Ausstellung „65 Jahre Langspielplatte in Deutschland oder Totgesagte leben länger“ ist vom 17. November bis 6. Dezember montags bis freitags jeweils von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos: 78 89 31 94. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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