Die Erbse als vaterländische Pflicht: Laubenpieper feiern im Jubiläumsjahr

12. September 2015
14:00 Uhr
Kolonie Feldblume, 12099 Berlin
Um die Anfänge der Kolonie Feldblume zu verdeutlichen, hat  Manfred Schmidt eine Laube anno 1915 nachgebaut. | Foto: HDK
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  • Um die Anfänge der Kolonie Feldblume zu verdeutlichen, hat Manfred Schmidt eine Laube anno 1915 nachgebaut.
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Tempelhof. Am 20. Juni feierten die Laubenpieper ganz groß den Auftakt der Festlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen ihrer Kleingartenkolonie „Feldblume 1915“. Am 12. September gibt es nun das Abschlussfest. Es beginnt um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Es wird gegrillt, Getränke, Kaffee, Kuchen und vieles mehr wird zu moderaten Preisen angeboten. Ein Radiosender ist vor Ort und sorgt für die musikalische Unterhaltung. Gefeiert wird auf dem Festplatz der Kolonie direkt hinter dem Rathaus Tempelhof. Mittelpunkt ist der Nachbau einer Laube in der Art von 1915, nach alten Fotos nachempfunden von Manfred Schmidt, Jahrgang 1941. Schmidt zur Berliner Woche: „Auf Gott vertrauen, Bretter klauen, ne Laube bauen, war seinerzeit eine gängige Methode. Die Holzpaletten für den Nachbau samt Plumpsklo brauchte ich aber nicht klauen. Die haben Geschäftsleute aus der Umgebung spendiert.“ Der einstige Techniker, Unternehmensberater und passionierte Holzbildhauer bewirtschaftet seine Scholle seit über 40 Jahren und kann viel erzählen. Schmidt hat auch die Festschrift samt Chronik verfasst und war quasi die treibende Kraft hinter den Geburtstagsfeierlichkeiten.

Der Erste Weltkrieg tobte, die Bevölkerung hungerte, als sich 1915 in der vor den Toren Berlins gelegenen Landgemeinde Tempelhof der „Pflanzerverein Feldblume“ gründete und eine Freifläche an der Berliner Straße (heute Tempelhofer Damm) pachtete, parzellierte und mit selbst gezimmerten Lauben bebaute. Zunächst entstanden sogenannte Armengärten, die ernährungs- und sozialpolitisch von erheblicher Bedeutung waren. Hauptsächlich wurden Kartoffeln, Rüben, Gemüse und Tabak angebaut sowie Hühner, Tauben, Kaninchen und Ziegen gehalten. „Lehranstalten für Obst- und Gemüseanbau“ boten entsprechende Kurzlehrgänge an und erklärten im März 1915 sogar den Anbau der Erbse zur „vaterländischen Pflicht“.

Aber bereits in den ersten beiden Jahrzehnten mussten die Kolonie zwei größere Geländeverluste hinnehmen, für einen breiten Zugang zum benachbarten Franckepark und für den Tempelhofer Rathausbau. In den 1960er-Jahren musste die nun hinter dem Rathaus liegende Kolonie weitere Flächen für eine Kita und einen öffentlichen Grünzug abgeben. Heute sind es noch 103 Parzellen, deren Bestand zunächst bis 2020 im Flächennutzungsplan (FNP) festgeschrieben ist. HDK

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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