Kurzer Draht und langer Atem: Besuch im Bürgerbüro von Danny Freymark
Was die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses jenseits des parlamentarischen Alltags beschäftigt, zeigt sich mitunter in ihren Bürgerbüros. Danny Freymark (CDU) aus Neu-Hohenschönhausen eröffnete sein Büro vor vier Jahren im Warnitzer Bogen. Inzwischen haben er und sein Team dort in vielen Fällen beraten, vermittelt, geholfen.
Dutzende dicke Aktenordner mit dem Schriftzug „Bürgeranliegen“ reihen sich in den Regalen. Die sorgfältig abgehefteten A4-Blätter lassen nicht nur auf ein Faible für herkömmliches Archivieren schließen. Das Papier dient vor allem der Kontaktaufnahme. Wer mit einem Problem ins Bürgerbüro in der Warnitzer Straße 16 kommt, füllt einen Bogen aus, schreibt Namen, Adresse, Telefonnummer plus Stichpunkte zu seinem Anliegen auf. Im Gegenzug gibt es quasi das Versprechen: Wir kümmern uns.
Die modernere Archiv-Variante heißt CRM System. Das digitale Kundenmanagement-Programm listet in typisch elektronischer Übersichtlichkeit sämtliche Fälle auf, die seit März 2014 im Bürgerbüro behandelt wurden. Es sind einige Hundert. Danny Freymark klickt den Ordner 2018 an. 42 Titel erscheinen auf dem Bildschirm, sie stehen für 42 Bürgeranliegen - allein bis Ende März.
Was sind das denn für Probleme, mit denen die Leute kommen? „Alles, was man sich vorstellen kann“, antwortet der Hohenschönhausener Abgeordnete, überlegt kurz und ergänzt: „Eigentlich auch alles, was man sich nicht vorstellen kann.“ Vom klassischen Zoff mit Ämtern und Behörden über Schulprobleme, Ärger im Job, die Themen Ordnung und Sicherheit im Kiez bis hin zu Schulden und Beziehungsstress sei alles dabei. „Wir sind hier durchaus auch Lebensberater. Oft sind die Leute schon glücklich, wenn man ihnen erst einmal zuhört und sie mit ihren Sorgen nicht allein lässt.“
Das Bürgerbüro von Danny Freymark mitten im Neu-Hohenschönhausener Hochhauskiez ist an jedem Werktag für mehrere Stunden geöffnet. Der Abgeordnete versucht, zweimal pro Woche da zu sein. Außerdem beschäftigt er drei Mitarbeiter. Sie sprechen mit jedem, der hereinkommt oder anruft. Manchmal kann das Team prompt und unkompliziert helfen. Mal reicht ein Tipp, mal ein offenes Ohr. Wenn nicht, kommen die genannten A4-Bögen zum Einsatz. Die schaut sich der Chef an, sobald er wieder im Büro ist. Und lädt den Bürger in aller Regel noch einmal zum Gespräch ein. „Wenn ich mich um eine Angelegenheit kümmere, möchte ich schon wissen, wer dahinter steckt.“
In vielen Fällen nutzt er seine guten Kontakte in Neu-Hohenschönhausen, in Falkenberg und Wartenberg. Dort kennt Danny Freymark nahezu alle Vereinsvorsitzenden, Schulleiter, Unternehmer, die Beamten vom Abschnitt 61. Nicht bloß, weil das zu seinen Aufgaben als Volksvertreter zählt. Sondern auch, weil er bekennender Hohenschönhausen-Fan ist. „Das ist hier meine Heimat“, sagt der Politiker und erzählt, dass er in einem Plattenbau ein paar Hausnummern weiter aufgewachsen ist.
Etwa ein Viertel aller Beschwerden, die beim Abgeordneten landen, betreffen den öffentlichen Raum. Es geht um Dreckecken, ungepflegte Grünanlagen, fehlende oder kaputte Laternen, mangelnde Verkehrssicherheit, den Wunsch nach mehr Polizeipräsenz. Manches lässt sich schnell erledigen. Für andere Gesuche reicht der kurze Draht nicht. Sind sie gravierend, geht es den parlamentarischen Weg. Danny Freymark ist das nur recht.
„Ich helfe ja nicht nur den Bürgern, sie helfen mir auch. Nur, wenn sie mir mitteilen, was ihnen unter den Nägeln brennt, kann ich ihre Themen dahin bringen, wo sie hingehören – ins Abgeordnetenhaus.“ Der Hohenschönhausener sitzt im Hauptausschuss des Berliner Parlaments, der für alle Fragen des Haushalts- und Finanzwesens zuständig ist. „Jedes relevante Thema bekomme ich auf den Tisch.“ Für manche Anliegen braucht es Ausdauer und einen langen Atem – auch ohne parlamentarisches Prozedere. Freymark nennt als Beispiel den neuen Fußgängerüberweg in der Vincent-van-Gogh-Straße. Den hatten sich Eltern gewünscht, die sich um ihren Nachwuchs sorgten. Diverse Schreiben an die Verkehrslenkung Berlin (VLB), Vor-Ort-Termine mit Zuständigen, nachhakende Telefonate und etliche Monate später kam der Zebrastreifen.
Vier Jahre Engagement im Bürgerbüro – da bietet sich eine kleine Bilanz an. „75 Prozent aller Fälle konnten wir erfolgreich abschließen“, sagt Danny Freymark. Allerdings käme es schon vor, dass am Ende nicht jedermann gleichermaßen begeistert über eine Lösung sei. Und bisweilen gebe es auch falsche beziehungsweise überzogene Vorstellungen davon, was ein Abgeordneter tatsächlich bewirken kann. „Manchmal ist das ein schwieriger Spagat. Aber ich versuche es lieber einmal zu viel als zu wenig.“
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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