In China war die Zeitung halb so dick: Wolfgang Kiesow und der Nachsende-Service

Das Spandauer Volksblatt gehört für Wolfgang Kiesow zur wöchentlichen Lektüre. | Foto: Christian Schindler
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Spandau. Wie die meisten Tageszeitungen hatte auch das Spandauer Volksblatt einen Urlaubsservice, bei dem die Zeitung an den Ferienort geschickt wurde. Kaum jemand dürfte ihn so intensiv genutzt haben wie Wolfgang Kiesow.

Normalerweise bringt eine Zeitung die Welt ins Haus. Bei Wolfgang Kiesow war es zeitweise anders: Da brachte ihm das Spandauer Volksblatt die Heimat in die Welt. Der Techniker der AEG war weltweit im Einsatz beim Aufbau von Fabriken, wo er für die Elektrik zuständig war.

Indien, Rumänien, China, Venezuela, Niger zählten zu seinen Dienstorten. So sehr Kiesow international unterwegs war, so sehr fühlte er sich in Spandau verwurzelt. Geboren 1932 in Pankow, aufgewachsen in Prenzlauer Berg, war er in den 1950er Jahren in Spandau heimisch geworden. Das lag auch an seiner Frau Gisela, einer gebürtigen Haselhorsterin.

Immer, wenn das Ehepaar Kiesow auf Reisen ging, dienstlich oder privat, kam auch das Spandauer Volksblatt mit. So blieben die Kiesows tausende von Kilometern entfernt immer auf dem Laufenden über das, was in der Zitadellenstadt gerade so passierte.

Eine Ausnahme machte China: Auch dort kam das Spandauer Volksblatt in Kiewows „chinesischen Jahren 1976/77“ an, allerdings in veränderter Form. Das führte dann 1978 zu einem Aufmacher mit der Überschrift „In China ist das Volksblatt nur halb so dick“, nachdem Kiesow einem Redakteur von seinen Erlebnissen berichtet hatte. Grund war die chinesische Zensur. Die wollte ihrer Bevölkerung angeblich nichts Beunruhigendes zumuten. Und offenbar empfand sie den Spandauer Lokalteil als beunruhigend. Das änderte sich auch nicht, als Kiesow seinem Dolmetscher erläuterte, dass darin über einen kleinen Teil von Berlin berichtete wurde, der mit Weltpolitik erst einmal wenig zu tun hatte.

Dem Volksblatt ist Wolfgang Kiesow nach wie vor treu geblieben. Er freut sich immer, wenn er es, von keiner Zensur reduziert, im Briefkasten vorfindet. CS

Alle Beiträge zum Thema "70 Jahre Spandauer Volksblatt" finden Sie hier.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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