Schweine auf Fresstour: Besonders viele Wildtiere besuchen derzeit Spandauer Gärten

Umgepflügt: Hans-Joachim Schwarzer zeigt die Konsequenzen eines Wildschweinbesuchs. | Foto: Christian Schindler
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Spandau. Hans-Joachim Schwarzer und seine Nachbarn bekommen immer wieder Besuch. Die Reihenhaussiedlung an der Werderstraße in Hakenfelde ist regelmäßig nächtliches Ziel von Wildschweinrotten.

Die gepflegten Gärten sehen dann am Morgen so aus, als ob schwere Ackergeräte den Boden umgegraben hätten. „So schlimm wie jetzt war es selten“, sagt Anwohnerin Sabine Seelhof. Doch die Hakenfelder Hausbesitzer sind nicht die einzigen, die gerade ihre Erfahrungen mit den Wildschweinen machen.

Besucher des Friedhofs In den Kisseln ärgern sich regelmäßig über zerstörte Grabbepflanzungen. Blumenzwiebeln und ähnliches sind offenbar Delikatessen. In Kladow fotografierte ein Anwohner eine Wildschweinrotte, die schön geordnet in einer Reihe in Richtung der Insel Imchen durch die Havel schwamm.

Wie mit den aufdringlichen Vierbeinern umzugehen ist, ist offenbar auch bei Behörden umstritten. „Ich habe beim Ordnungsamt angerufen, und die wollten das ans Forstamt weitergeben“, sagt Hans-Joachim Schwarzer. Zugleich habe man darauf hingewiesen, dass die Tiere nicht geschossen werden dürfen. Kurz darauf hat er gelesen, dass Wildschweine auf dem Brixplatz in Charlottenburg erlegt wurden.

Derk Ehlert, Wildtierexperte der Senatsverwaltung für Stadtplanung und Umweltschutz, stellt klar: „Wildschweine dürfen das ganze Jahr über geschossen werden, es sei denn, es handelt sich um Muttertiere mit Jungen.“ Doch zugleich schränkt Ehlert ein: „Das Erlegen von Wildschweinen in der Stadt ist ungeheuer kompliziert, weil auch sehr gefährlich.“ Der Jäger muss ausschließen können, dass er Menschen trifft, und das könnte schon passieren, wenn eine Kugel aus einem getroffenen Tier wieder austritt und als Querschläger weiterfliegt. Soll der Stadtjäger doch den Abzug drücken, weil zum Beispiel Menschen durch die Tiere konkret gefährdet werden, sichert die Polizei zuvor das Gelände. Im Wald werden laut Ehlert dagegen regelmäßig Wildschweine erlegt.

Rein rechtlich gelten die Tiere als „herrenlos“, und damit ist niemand für sie verantwortlich. Wer Wildschweine nicht in seinem Garten haben möchte, muss das Grundstück mit einem soliden Zaun sichern. Und auch hier gilt: Nicht vor jedem Zaun haben die Tiere Respekt. Die Senatsverwaltung empfiehlt einen Betonsockel oder das Eingraben bis zu 40 Zentimeter. Ansonsten wird die Absperrung zur sportlichen Herausforderung: Nur leicht eingegrabene Zäune werden mit der Schnauze hochgehoben, eine Höhe von unter 1,50 Meter kann übersprungen werden.

Dass die Tiere jetzt vermehrt zu Fresstouren in die Stadt kommen, liegt laut Ehlert an dem vergangenen milden Winter. Bei längerem Frost bleiben viele Jungtiere auf der Strecke, jetzt sind einfach mehr Tiere unterwegs. Eine üppige Eichelernte sorgt zudem dafür, dass sich die Tiere ideal auf den kommenden Winter vorbereiten können. CS

Hinweise zum Umgang mit Wildschweinen gibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter http://asurl.de/jid. Rat kann auch über das Wildtiertelefon des Naturschutzbundes unter  54 71 28 91 montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr eingeholt werden.
Umgepflügt: Hans-Joachim Schwarzer zeigt die Konsequenzen eines Wildschweinbesuchs. | Foto: Christian Schindler
Wildschweine hinterlassen gerne großflächige Spuren. | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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