Projekt sucht Wunschgroßeltern für Familien
Es ist Dienstagnachmittag, als die kleine Shiloh aus der Kita kommt. Draußen warten die Lehmanns schon auf sie. "Meine Oma", ruft Shiloh und schließt Hannelore Lehmann in die Arme. Es ist offensichtlich: die beiden sind ein Herz und eine Seele. Wie das bei Oma und Enkelin eben so ist. Nur dass Gert und Hannelore Lehmann nicht Shilohs Großeltern sind - zumindest nicht die leiblichen. Die drei haben sich über das Großelternprojekt von "Kikon - Kinder und Kontakt" im Falkenhagener Feld kennengelernt. Hier werden Erwachsene, die sich ehrenamtlich für Kinder engagieren wollen, an Familien vermittelt- und umgekehrt.
"Die Zeit mit einem Kind zu verbringen, ist für uns eine sinnvolle Beschäftigung", sagt Hannelore Lehmann. Sie, 70 Jahre alt, und ihr Mann (75) haben selbst zwei erwachsene Kinder und eine 14-jährige Enkelin. Körperlich fit unternehmen die Lehmanns viel in ihrer Freizeit. Sie ist im Töpferkurs, er fährt gern Rad und beide sind sie im Ruderverein. Shiloh, die selbst keine Großeltern hat, kennen sie jetzt seit gut zwei Wochen. Sie ist vier Jahre alt und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter im Falkenhagener Feld.
"Sie ist ein sehr aufgewecktes Mädchen und war überhaupt nicht ängstlich, als sie uns kennenlernte", erzählt Gert Lehmann. "Es macht jetzt schon richtig Spaß, mit ihr zusammen zu sein", sagt seine Frau. Zweimal in der Woche treffen sie Shiloh, holen die Kleine von der Kita ab, gehen gemeinsam auf den Spielplatz, basteln oder backen Kekse zusammen. "Es geht darum, Freizeit mit dem Kind gemeinsam zu gestalten, ohne den alltäglichen Stress, den es in jeder Familie geben kann. Das Kind bekommt eine neue Bezugsperson und im besten Fall wird daraus eine dauerhafte Wahlverwandtschaft", erklärt Renata Fandré von Kikon.
Wie und wie oft die Großeltern im Herzen die freie Zeit mit ihrer Wahlenkelin oder ihrem Wahlenkel verbringen, wird zwischen den Familien abgesprochen. Spielnachmittage, Ausflüge, Hilfe bei den Hausaufgaben, das Abholen aus der Kita oder der Schule können dazu gehören. Die Stundenzahl und die Regeln der Eltern werden vertraglich festgelegt und die Wunschgroßeltern über Kikon versichert.
"Die Chemie muss stimmen, das ist das Wichtigste", sagt Projektkoordinatorin Renata Fandré. Passt es nicht, können Eltern und Wahlgroßeltern jederzeit wieder aussteigen. Das Großelternprojekt von Kikon gibt es seit September im Falkenhagener Feld. Zwei Kikon-Familien haben sich bereits gefunden. "Wir suchen vor allem Großeltern, die Freude daran haben, sich mit einem Kind zu beschäftigen, ihm zuzuhören oder mit ihm zu spielen", sagt Renata Fandré. Bei den Lehmanns und der kleinen Shiloh hat es funktioniert.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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