Zuschauer bestimmen das Spiel in der Theaterwerkstatt mit
Bei den alten Griechen war alles noch sehr einfach: Herakles war der von Zeus mit einer irdischen Frau gezeugte Held von übermenschlicher Kraft, der allerdings nicht von den Grausamkeiten verschont blieb, die die Götter den Menschen zumuteten. Die Gattin des Zeus, Hera, schlug ihn mit Wahnsinn und er erschlug seine Frau und seine drei Kinder.Mit der Sühne für diese Tat setzt die Spandauer Theaterproduktion ein. Das Orakel von Delphi verurteilt Herakles zu zwölf Jahren Dienst für den Königssohn Eurystheus. Der stellt ihm zwölf Aufgaben. Diese Aufgaben übersetzen Regisseur Rolf Kasteleiner und Dramaturgin Anne-Sylvie König in die Auswahl, die Computerspielen ihren Nutzern bieten.
Herakles hat also die Wahl zwischen a, b- oder c-Alternativen, und je nachdem, wie er sich verhält, entwickelt sich das Stück anders. Das wiederum hängt von den Zuschauern ab. Sie müssen dem Helden die Entscheidung abnehmen, dann aber auch die Verantwortung für die von ihnen bestimmte Handlung übernehmen. Schauspieler und Zuschauer werden gleichermaßen zu Spielfiguren. "Heute gibt es schon Menschen, die Entscheidungen lieber dem Chip überlassen, weil der schneller die Konsequenzen erkennt als der Mensch", sagt Regisseur Kasteleiner.
Mit der Produktion will das Team auch nach den Grenzen des Menschen "innerhalb des neoliberalistischen Systems" fragen. Schließlich werden längst auch Aktienkäufe über Computerprogramme abgewickelt - Herakles wird zum Hedgefonds-Manager, der die Konsequenzen seines eigenen Handelns nicht mehr überblickt.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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