Waldkrankenhaus nimmt Geld fürs Parken
"Da kommt an Gebühren ganz schön was zusammen"

Die Schranke versperrt Bernd Görlich den Besucherparkplatz. Auch als Schwerbehinderter soll er jetzt zahlen.  | Foto: Ulrike Kiefert
4Bilder
  • Die Schranke versperrt Bernd Görlich den Besucherparkplatz. Auch als Schwerbehinderter soll er jetzt zahlen.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Seit die Parkplätze am Waldkrankenhaus kostenpflichtig sind, ist der Ärger groß. Die Klinik hat damit auf den hohen Parkdruck reagiert. Seitdem sind aber auch die Behindertenparkplätze nicht mehr gratis.

Wenn Bernd Görlich zum Reha-Sport aufs Gelände des Evangelischen Waldkrankenhauses will, muss er neuerdings dafür zahlen. Denn die Besucherparkplätze vor dem Krankenhaus an der Stadtrandstraße sind jetzt kostenpflichtig. Wer mit dem Auto kommt, muss an der Schranke ein Ticket ziehen. Das gilt auch für die fünf Behindertenparkplätze.

Bernd Görlich parkt zwar eher selten dort, da ihm die 600 Meter Fußweg bis zum Verein Physio Fit im hinteren Klinikgelände viel zu beschwerlich sind. Doch auch für einen Parkplatz drinnen muss er zahlen und nicht wenig. „Es kostet mich fünf bis sechs Euro, wenn ich beim Reha-Sport bin“, sagt Bernd Görlich. Und er ist oft dort. Jeden Mittwoch und Freitag, jedes Mal für gute drei Stunden. „Da kommt an Parkgebühren ganz schön was zusammen“, sagt der 72-Jährige.

Ohne Auto aber geht es nicht. Der frühere Bäckermeister, der im Falkenhagener Feld wohnt, ist seit einem Geschwür am Rücken und mehreren Operationen schwerbehindert. Zum Laufen ist er auf Stöcke oder seinen Rollator angewiesen. „Wofür andere sechs Minuten brauchen, brauche ich zwanzig.“ Darum ist der Bus für ihn auch keine Option.

Viele sind betroffen

Bernd Görlich ist nicht der Einzige, bei dem die neuen Parkregeln auf Unverständnis stoßen. „Es wird überall angepriesen, dass man sich besonders im Alter sportlich engagieren sollte, um fit zu bleiben. Das wird uns im Waldrankenhaus zurzeit sehr erschwert“, sagt Sigrid Ludwig. Mit „uns“ meint die Spandauerin die „vielen Teilnehmer von Reha-Maßnahmen und Sportkursen, die durch Alter oder Behinderung auf das Auto angewiesen sind“. M. Gennermann fährt seit über acht Jahren zur Physiotherapie und zum Reha-Sport. Er ist gehbehindert und wie die anderen vom Pkw abhängig. Zwei Mal in der Woche müsste er 2,20 Euro Parkgebühren zahlen, sagt der Rentner. „Das kann ich mir nicht leisten.“

Eine Lösung wäre, hinter dem Krankenhaus an der Griesinger Straße zu parken, was viele auch tun. Dort kostet das Parken nämlich nichts, und bis zum Sport- und Rehazentrum oder zum Physio Fit sind es dank eines Personaleingangs nur wenige Schritte. Doch diese Pforte soll für Besucher geschlossen werden, haben die Patienten gehört. „Über 700 Unterschriften sind gegen die geplante Schließung gesammelt worden“, weiß M. Gennermann.

Das Waldkrankenhaus will den Durchgang für die Patienten offenhalten. „Wir evaluieren aktuell die Möglichkeiten und führen dazu konstruktive Gespräche mit den Mietern Physio Fit und dem Sport- und Rehazentrum“, informiert Peter Fuchs, Sprecher der Paul Gerhardt Diakonie, die das Waldkrankenhaus verwaltet. Gemeinsam mit den Mietern werde außerdem gerade ein Konzept entwickelt, um behinderten Besuchern je nach Grad der Behinderung kostenfreie Parkplätze zur Verfügung zu stellen.

Ist die Zufahrt für Rettungsfahrzeuge erschwert?

Hinten auf dem Parkplatz an der Griesinger Straße gibt es aber noch ein anderes Problem. Wegen der Gebührenpflicht auf den Besucherparkplätzen ist er jetzt noch voller. Auch die Zufahrt zur Rettungsstelle sei regelmäßig zugeparkt, hat Gennermann beobachtet. Dem widerspricht das Krankenhaus. „Eine Behinderung der Zu- und Abfahrt für die Rettungsfahrzeuge konnten wir bisher nicht beobachten“, sagt Peter Fuchs. Der Zugang liege abseits des öffentlichen Parkplatzes. „Daher kann er nicht durch parkende Pkw behindert werden.“ Der Sprecher vermutet, dass die Lieferanteneinfahrt an der Griesinger Straße gemeint ist. Dort gelte aber absolutes Halteverbot. Die Parkplätze an der Griesinger Straße gehören auch nicht dem Krankenhaus, sondern sind öffentliches Gelände. „Hier liegt die Verantwortung beim Bezirksamt Spandau. Unser technischer Leiter ist jedoch mit der Senatsverwaltung im Gespräch, um die Situation in der Griesinger Straße insgesamt zu verbessern“, sagt Fuchs. Man sei für jede Hilfe dankbar, etwa über zusätzliche Beleuchtung, behindertengerechte Parkplätze auf öffentlichem Straßenland und eine Verdichtung des BVG-Netzes.

Großer Pkw-Andrang
und Sperrmüll auf dem Parkplatz

Nötig wurde die kostenpflichtige Parkraumbewirtschaftung laut Waldkrankenhaus wegen des enormen Parkdrucks. Jährlich werden etwa 22.000 Patienten stationär und 70.000 ambulant aufgenommen. Weil viele Mitarbeiter Besucherparkplätze belegten, hatten Patienten und Besucher es schwer, einen Parkplatz zu finden. Weshalb häufig unerlaubt Feuerwehrflächen und der Haupteingang versperrt wurden. „Somit konnten Liegend-Patienten nicht an den dafür vorgesehenen Haltebuchten übergeben werden“, erklärt Peter Fuchs. Ermahnungen der Falschparker hätten die Situation dauerhaft nicht verbessert. Hinzu kam der Sperrmüll, der oft auf den Besucherparkplätzen illegal abgeladen wurde, so der Sprecher weiter.

Aus diesen Gründen hat sich das Management entschieden, ab November 2018 auf ein kostenpflichtiges Parksystem für die Besucherparkplätze an der Stadtrandstraße und das Klinikgelände umzustellen. Für die Klinik sind die Parkgebühren moderat: Draußen kostet die erste Stunde einen Euro, die zweite 70 Cent und die dritte Stunde 50 Cent. Das Tagesticket kostet drei Euro. Direkt auf dem Klinikgelände ist das Parken die ersten 45 Minuten kostenfrei, ab einer Stunde werden 2,50 Euro fällig. Notfälle kommen gratis aufs Gelände bis der Patient „übergeben“ ist. Danach muss der Wagen umgeparkt werden. Geld fürs Parken nehmen auch andere Berliner Kliniken.

In anderen Bezirken
parken Schwerbehinderte gratis

Für Bernd Görlich und die anderen ist das kein Trost. „Es gibt einfach zu wenige Stellplätze für solch ein großes Krankenhaus“, sagt Görlich. Das Problem zu lösen, indem man die Besucherparkplätze kostenpflichtig macht, findet er frech. „Und vor allem die Behindertenparkplätze, das geht gar nicht.“ In Kliniken wie in Neukölln oder Reinickendorf könne er als Schwerbehinderter gratis parken. „Dort tauscht der Pförtner das Parkticket um, wenn man von der Reha zurückkommt.“ M. Gennermann dazu: „Das Krankenhausgelände ist so groß, da muss es doch eine vernünftige Lösung geben.“

Das sieht auch der Spandauer Senioren- und Behindertenbeauftragte so, den ebenfalls Beschwerden erreicht haben. „Wir würden uns wünschen, dass Personen, die auf einen Schwerbehindertenparkplatz angewiesen sind, ihn auch kostenfrei bekommen. Darauf haben sie ein Recht“, sagt Sargon Lang. Dies sei auch keine Vergünstigung, wie viele glauben würden, sondern der gerechte Ausgleich für den Nachteil schwerbehindert zu sein. Auf privatem Gelände könne das Bezirksamt kostenlose Parkplätze allerdings nicht einfordern. „Wir sind jedoch im konstruktiven Diskurs mit dem Waldkrankenhaus“, sagt Lang. Dort arbeite man an Lösungen. „Die kennen wir im Einzelnen aber noch nicht.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 562× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 846× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 824× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.202× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.