Die Verwaltung wertet derzeit die Nutzen-Kosten-Prüfung aus
Die Streckenvariante entlang der Seegefelder Straße und der Bötzow-Bahn wurde im Rahmen einer aktualisierten Nutzen-Kosten-Untersuchung geprüft. Die Ergebnisse stehen noch aus, weshalb es zu den Kosten, Bauzeit oder Fahrgastzahlen unkonkret bleibt.
Trotzdem sind bereits vier Standorte für S-Bahnhöfe im Gespräch: Nauener Straße, Seegefelder Straße, Falkenseer Chaussee und das Johannesstift. Wobei die beiden letztgenannten laut Senatsverwaltung als Endbahnhöfe in Frage kämen.
Vom Bahnhof Spandau kommend würde die Trasse die Hauptverkehrsadern Seegefelder Straße und Falkenseer Chaussee kreuzen. Für die Seegefelder Straße wird eine ebenerdige Querung angestrebt. Wie es sich mit den anderen Verkehrswegen verhält, soll erst bei der Planungsvertiefung festgelegt werden. Dies hält der Spandauer CDU-Abgeordnete Heiko Melzer ohne vorherige politische Diskussion und vor allem ohne Aufklärung der betroffenen Spandauer für fragwürdig. Er hatte Ende Juli mehrere schriftliche Anfrage zum Projekt im Abgeordnetenhaus gestellt.
"Statt über diese Pläne aufzuklären, sorgt der Verkehrssenator mit immer neuen Gerüchten für Verunsicherung bei den Anwohnern", sagt Melzer. "Welche Strecke, welche Bahnhöfe werden überhaupt diskutiert. Ist mit einer Schranke am Seegefelder Weg das Verkehrschaos nicht programmiert, und wie sollen künftige Parkplatzsuchkolonnen in den Wohngebieten verhindert werden", fragt er. Ganz abgesehen von den immensen Kosten und den Folgen für die grüne Großsiedlung. Anwohner wie Alexandra Streich oder Jörg Müller aus der Dyrotzer Straße wollen Antworten. "Warum wird die Idee eines modernen Tramnetzes nicht weiter verfolgt statt eine S-Bahn zu bauen, und wie werden sich die Busverbindungen verändern?" Fest entschlossen, den S-Bahn-Bau zu verhindern, wollen die Anwohner über das Thema selbst aufklären. Die nächste Info-Veranstaltung mit Heiko Melzer findet am 23. September um 18 Uhr in seinem Wahlkreisbüro am Brunsbütteler Damm 190 statt.
Gigantismus durch die Hintertür
Ein Kommentar von Ulrike Kiefert
Stellen Sie sich vor, an Ihrem Schlafzimmer lärmt alle zehn Minuten eine S-Bahn vorbei. Oder eine Vier-Meter-hohe Lärmschutzwand verstellt Ihnen in den Blick ins Grüne. Ein beunruhigender Gedanke, mit dem sich die 20 000 Spandauer im Falkenhagener Feld aber offenbar anfreunden sollen. Falls man ihnen die Zeit dafür lässt.
Die meisten dürften nämlich von den Plänen, die da im Haus von Verkehrssenator Michael Müller (SPD) gerade unter Volldampf angegangen werden, noch gar nichts wissen. Eine S-Bahn soll vom Bahnhof Spandau quer durch das Falkenhagener Feld weiter gen Norden bis zum Johannesstift gebaut werden. Grünes Licht gibt es dafür zwar noch nicht, aber die Pläne vertiefen sich.
Quasi durch die Hintertür wird hier ein Projekt durchgedrückt, das schon längst in der Schublade lag. Aber weil Brandenburg die S-Bahn nach Falkensee nicht will, heißt die Alternative nun offenbar Falkenhagener Feld. Dabei wäre der Schaden dieses Gigantismus für die als Vorortidylle im Westen Spandaus beworbene Großsiedlung größer als der zu erwartende Nutzen. Das Schienennetz würde die Siedlung zerstückeln und vielerorts direkt an Wohnhäusern, Einfamilienheimen und Kleingärten vorbeiführen. Der grüne Charakter wäre dahin, Dauerstaus auf Hauptverkehrsadern programmiert. Ganz abgesehen von den Millionen-Kosten und den jahrelangen Bauarbeiten.
Die S-Bahn wäre nicht Teil der Lösung, die Siedlung verkehrlich besser anzubinden, sondern nur ein neues Problem.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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