Acht Muttersprachen in einer Klasse: Fennpfuhler Schüler fertigen Toninstallation
Fennpfuhl. Die Kinder vom Wilhelmsberg in der Sandinostraße 8 lüften in einer Ausstellung in der Anton-Saefkow-Bibliothek ihre Sprachgeheimnisse: Sie zeigen die Vielfalt an ihrer Schule.
"Wenn meine Freundin Emilie russisch spricht, spricht sie ein bisschen höher als auf Deutsch", beobachtet die neunjährige Huong. Emilie findet wiederum, dass das Vietnamesische ziemlich "weich" klingt. Jedenfalls, wenn sie ihre Freundin Huong sprechen hört.
Emilie und Huong sind Schülerinnen der Klasse 4a der Grundschule am Wilhelmsberg und können von Haus aus mehrere Sprachen sprechen. Doch sie unterhalten sich untereinander, klar, auf Deutsch. "Für mich ist es manchmal schwierig, sich plötzlich von einer Sprache auf die andere umzustellen", bemerkt Huong. Mit ihrer Mutter spricht sie beispielsweise zum großen Teil auf Vietnamesisch. "Wenn wir draußen auf der Straße gehen, rede ich dann freier, als ich es auf Deutsch tun würde. Die allermeisten Menschen um uns herum verstehen uns ja nicht."
In der 4 a sitzen 23 Mädchen und Jungen. Vertreten sind acht Muttersprachen, neben Deutsch sind das zum Beispiel Lettisch, Polnisch und Armenisch. "Wir wollten mit dem Projekt zeigen, dass es in der Schule auch ein Interesse an diesen anderen Sprachen der Kinder gibt", erklärt die französisch-deutsche Künstlerin Jordane Maurs. Zusammen mit der deutsch-polnischen Künstlerin Barbara Janisch hat sie das vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung geförderte Projekt initiiert, mit dem sich die Schüler auf Spurensuche ihrer eigenen Sprachidentität begaben.
Das Ergebnis ist noch bis zum 15. Juli in der Anton-Saefkow-Bibliothek am Anton-Saefkow-Platz 14 in einer eigenen Toninstallation unter dem Titel "Geheimsprachen und Sprachgeheimnisse" zu hören. An drei Stationen gibt es kunstvoll arrangierte Hörbeispiele der Sprachenvielfalt der Klasse 4a zu hören. Oft wird keine Übersetzung mitgeliefert – und das ist gewollt. "Etwas nicht verstehen, stört erst mal. Manchmal muss man das aber auch akzeptieren können", weiß die Künstlerin Jordane Maurs.
Nicht zuletzt will das Projekt auch die unterschiedliche Sicht auf einzelne Sprachen vermitteln. "Es werden oft Unterschiede gemacht zwischen wichtigen und unwichtigen Sprachen. Hier spiegeln sich auch Rassismus und Macht wider", sagt Mauers. Deshalb ging es im Projekt nicht nur um das Kennenlernen der Sprachen der Mitschüler. Die Viertklässler begaben sich auch auf eine Reise durch den Bezirk und haben ihr Umfeld mit dem Aufnahmegerät nach solchen Sprachen durchforstet, die ihnen unbekannt sind.
Die Toninstallation "Geheimsprachen und Sprachgeheimnisse" ist während der regulären Öffnungszeiten der Anton-Saefkow-Bibliothek an einer Hörstation mit Kopfhörern zu hören.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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