Bürgerbeteiligung hat Tiefpunkt erreicht

Ganz oben auf der Wunschliste des Bürgerhaushaltes 2014: der Erhalt der KultSchule. Die Einrichtung wird nun weiter finanziert. | Foto: Wrobel/ Archiv
2Bilder
  • Ganz oben auf der Wunschliste des Bürgerhaushaltes 2014: der Erhalt der KultSchule. Die Einrichtung wird nun weiter finanziert.
  • Foto: Wrobel/ Archiv
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Fast 800 Millionen Euro fasst der Jahreshaushalt des Bezirkes Lichtenberg. Wie ein Teil davon ausgegeben wird, das können die Bürger mit Hilfe des Verfahrens "Bürgerhaushalt" mitentscheiden. Doch noch nie war die Beteiligung so niedrig wie im Jahr 2015.

Wofür die Kommune ihr Geld ausgibt, das können die Bürger im Bezirk Lichtenberg ganz konkret mitentschieden. Die Möglichkeit dazu gibt ihnen der "Bürgerhaushalt". Das ist ein Beteiligungsverfahren, bei dem Bürger online, schriftlich oder bei Veranstaltungen ihre Vorschläge ans Bezirksamt richten können.

Die Ideen reichen vom Aufstellen neuer Bänke im Park, über die Ausbesserung von Radwegen und das Absenken von Bordsteinen, bis hin zur Seniorenbetreuung und Kinderförderung. In diesem Jahr feiert der Bürgerhaushalt in Lichtenberg sein zehnjähriges Bestehen. Eigentlich wäre das ein Grund zum feiern. Doch noch nie beteiligten sich so wenige Bürger am Bürgerhaushalt, wie dieses Jahr. Laut Statistik gingen lediglich 18 Vorschläge von Bürgern ein. Dabei kamen noch im Jahr 2013 mehr als 250 zusammen.

"In der Vergangenheit haben sich viele Bürger mit ihren Vorschlägen engagiert. Mittlerweile sind viele müde von der Beteiligung, weil auch so viele Vorschläge nicht umgesetzt wurden", sagt Hendrikje Klein. Die Fraktionsvorsitzende der Fraktion Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung ist eine klare Befürworterin des Bürgerhaushalts. In den vergangenen zehn Jahren wurden 281 Vorschläge nicht umgesetzt oder abgelehnt. Realisiert wurden hingegen 389 Vorschläge. Darüber informiert die Online-Statistik auf der Seite www.buergerhaushalt-lichtenberg.de. "Ich bin überzeugt, dass viele Bürger Lust auf einen Dialog mit der Verwaltung und der Politik haben. Ein modernes Verfahren dafür bleibt der Bürgerhaushalt. Das sollte weiter genutzt werden", fordert Klein.

"Ein Auf und Ab nach zehn Jahren der Bürgerbeteiligung ist normal", sagt Bürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD). Die niedrige Beteiligungsquote sei einfach zu erklären: "In diesem Jahr fanden keine Stadtteilkonferenzen statt. Hier kamen über den direkten Dialog mit den Bürgern viele Vorschläge zusammen."

Die nächsten Stadtteilkonferenzen sind erst für das nächste Jahr geplant. Geschuldet sei der Aufschub auch einer Analyse des Verfahrens der Bürgerbeteiligung: "Ich möchte den Bürgerhaushalt weiter entwickeln", sagt Monteiro. Es gebe einige Verfahren der Bürgerbeteiligung im Bezirk, die ähnlich wie dieses funktionieren. Darunter etwa das "Ordnungsamt Online", früher als "Maerker" bekannt, wo Beschwerden der Bürger entgegen genommen werden.

"Ich finde es auch fraglich, ob Bürgern der Aspekt, wie man einen Haushalt aufstellt, auch wirklich deutlich wird", sagt Monteiro. Wegen der klammen Haushaltskasse war der Bürgerhaushalt nie ein Wunschkonzert, bei dem jeglicher Wunsch der Bürger erfüllt wurde. Im Gegenzug zu einem Wunsch mussten Bürger deshalb auch benennen, an welchen Punkten sie im Bezirk sparen würden. Die Bezirksverordnetenversammlung setzte sich hierauf mit den Wünschen auseinander, lehnte sie ab oder beschloss die Umsetzung. Vielfach war der Sinn manchen Umsetzungswunsches Gegenstand der politischen Debatte. Denn die Bürgervorschläge sollten möglichst allen Anwohnern in einem Kiez etwas bringen.

Damit Verbesserungen also nicht auf Einzelmeinungen zurückgehen, sollen im kommenden Jahr sogenannte "Stadtteilprofile" helfen. "Diese listen detailliert die Schwächen und Stärken in den Kiezen auf", erklärt Monteiro. Sie sagen aus, ob ein Kiez beispielsweise für seine älteren Anwohner ein lebenswertes Umfeld bietet. Diese Profile sollen dem Bürgerhaushalt 2016 als Grundlage dienen, Wünsche zu formulieren und schließlich umzusetzen.

Weitere Informationen zum Bürgerhaushalt gibt es unter www.buergerhaushalt-lichtenberg.de.
Ganz oben auf der Wunschliste des Bürgerhaushaltes 2014: der Erhalt der KultSchule. Die Einrichtung wird nun weiter finanziert. | Foto: Wrobel/ Archiv
Ganz oben auf der Wunschliste des Bürgerhaushaltes 2014: der Erhalt der KultSchule. Die Einrichtung wird nun weiter finanziert. | Foto: Wrobel/ Archiv
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 756× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.042× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 1.012× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.365× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.