Blaue Bank erinnert an zwei Antifaschisten
Else und Erwin Gansdorf verbrachten ihre letzten zehn Lebensjahre in Fennpfuhl
Eine neue, ganz besondere Bank ist im Fennpfuhlpark unweit des Basketballspielplatzes eingeweiht worden.
Ein kleines Metallschild an der Lehne weist darauf hin, dass dieses Sitzmöbel den Naturfreunden, Antifaschisten und Kommunisten Else (1905-1984) und Erwin Gansdorf (1904-1983) gewidmet ist. Sie wohnten in den letzten zehn Jahren ihres Lebens in der Elli-Voigt-Straße 15. Beigesetzt wurden sie auf dem Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde.
Initiatorin der Gedenkbank ist Enkelin Jelena Gansdorf. Sie begann vor einigen Jahren das spannende Leben ihrer Großeltern zu recherchieren. 2919 zeigte sie eine Ausstellung in Fennpfuhl. Mit Unterstützung des Kiezfonds Lichtenberg gab sie außerdem 2020 eine Broschüre mit dem Titel „Else und Erwin Gansdorf. Zwei Leben zwischen Liebe, Mut und Hoffnung. Solingen-Sowjetunion-Berlin Lichtenberg“ heraus. Die Idee zur Bank entstand 2021. Die Umsetzung dauerte seine Zeit, aber nun konnte sie mit Mitteln aus dem Fonds für Erinnerungskultur sowie aus dem Kiezfonds Lichtenberg finanziert und aufgestellt werden.
Else und Erwin Gansdorf wuchsen in Solingen auf. Beide schlossen sich dort schon früh der Naturfreunde-Organisation an. Diese kämpften um das Grundrecht des freien Zutritts zur Landschaft, setzten sich für gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen und gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur ein. Die jungen Mitglieder wanderten, sangen, diskutierten und organisierten Veranstaltungen.
In den 1920er-Jahren traten die beiden in die Kommunistische Partei ein, setzten sich gegen Krieg, Waffenlieferungen, Militarismus und Faschismus ein. 1931 gingen sie in die Sowjetunion, um dort beim Aufbau zu helfen. Erwin arbeitete als Schlosser, Else in einer Nähfabrik. Als 1933 die Nazis die Macht in Deutschland übernahmen, gab es für sie zunächst kein Zurück mehr. 1937 nahmen sie die sowjetische Staatsbürgerschaft an.
Als Hitlerdeutschland die Sowjetunion überfiel, wurden die beiden entlassen. Später mussten sie in der sogenannten Arbeitsarmee Dienst tun. Und schließlich fanden sie nach dem Zweiten Weltkrieg Arbeit in einer Sowchose. Weil das Leben immer beschwerlicher wurde, siedelten sie im November 1973 in die DDR um. Hier wurde ihnen eine Wohnung an der Elli-Voigt-Straße vermittelt.
„Die Gedenkbank im Fennpfuhlpark soll nun fortwährend an den geliebten Aufenthaltsort des Ehepaares erinnern“, sagt Bürgermeister Martin Schaefer (CDU) zur Einweihung. Er würdigte in seiner Ansprache Else und Erwin Gansdorf als Antifaschisten. Es sei gerade in heutiger Zeit eine Pflicht, an Menschen zu erinnern, die sich gegen Faschismus, gegen Krieg und für Frieden engagierten. Der Vorsitzende des Bürgervereins Fennpfuhl, Rainer Bosse, berichtet: „Wir werden immer wieder von Bürgern angesprochen, dass es zu wenig Bänke im Park gibt. Deshalb freue ich mich hier über jede neue Bank. Ich freue mich aber ebenso, dass wir mit dieser Bank zwei engagierte Naturfreunde und Antifaschisten ehren, die hier unsere Nachbarn waren.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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