„Schöne Aussicht“: das Belvedere auf dem Pfingstberg
Stadterkundung, Reisen, Wanderlust

Eingangskolonnaden, Belvedere auf dem Pfingstberg. | Foto: Hans-Karl Krüger
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Die Sommerspaziergänge des Forum Stadtbild Berlin e. V. haben begonnen. Die Alte Nationalgalerie zeigt noch bis 16. September eine umfangreiche Ausstellung zur WANDERLUST - von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir.

Von jeher erwanderten sich Jung und Alt die schönsten Flecken dieser Erde. Johann Gottfried Seume (1763-1810), Gelehrter und Leutnant, wurde durch seinen abenteuerlichen „Spaziergang nach Syrakus“ bekannt. Johann Joachim Winckelmann wanderte zu Fuß als Konrektor in Seehausen (Altmark) nach Magdeburg, Stendal, Havelberg, Salzwedel. Heinrich Heine wanderte von Göttingen zum großen Brocken. Der Hamburger Grafiker Jürgen Meyer Jurkowski JMJ bewanderte den Heine-Wanderweg ab Ilsenburg. Begegnungen mit Füchsen sollen dabei vorkommen und wohl zu persönlichen Phantastereien führen, wie die Zeichnung von JMJ zeigt: "Die Ilse träumt vom Brockenfuchs".

Wanderlustige allgemein legten zwischen Bergen und Tälern lange Routen zu Fuß zurück und holten sich vorbereitend Rat in spezieller Literatur, bspw. Für Wanderungen zu Fuß. Wandergruppen gibt es auch heute noch zahlreich – egal ob zur Stadterkundung, zur Erholung durch Wald und Flur oder zu einem Ort mit schöner Aussicht. Brandenburg und Berlin haben dazu besondere Orte vorzuweisen. Jüngst erklommen, vielleicht als „Vorübung zur Wanderlust“, einige Mitglieder des Forums Stadtbild Berlin den Potsdamer Pfingstberg. Die faszinierende Anlage des Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam gehört zu meistbesuchten Orten, die von besonderer Schönheit sind und deren Wiederherstellung in den letzten Jahren durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im UNESCO-Welterbe auf der Skala der „schönen Aussicht“ ganz oben steht.

Das Belvedere ist Potsdams schönste Aussicht, mit einem römischen und einem maurischen Kabinett in zwei Türmen und einer verbindenden Nordgalerie. Vorbild für den Bau des Belvedere (leider unvollendet) war die Villa Farnese in Caprarola, das der König Friedrich Wilhelm IV. errichten lassen wollte. Er war inspiriert von seiner Italienreise 1828, und das Belvedere sollte die Krönung seines preußischen Arkadiens werden.

Besonders reizvoll ist das Wasserbassin im Innenhof der Arkaden mit den darüber liegenden Kolonnaden. Das Wasserbassin erfüllt zudem die technische Funktion eines Hochbehälters für die Bewässerung der Parkanlage des Neuen Gartens. Noch heute wird das Wasser aus dem Jungfernsee durch ein Pumpwerk in der Meierei des Neuen Gartens in das Bassin gepumpt. In den momentanen Zeiten gewaltiger Trockenheit ein beispielgebendes, kluges Unterfangen.

Den Pomona-Tempel auf dem Pfingstberg erbaute Karl Friedrich Schinkel. Die, die Bauwerke umgebende Parkanlage war geprägt von Peter Joseph Lenné (1789-1866). Das Belvedere, begonnen von Ludwig Persius, wurde nach dessen Tod 1860 bis 1863 von Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse zu einem baulichen Abschluss geführt. Auf der Suche nach Literatur zur Vision der Gestaltung des Belvedere entdeckt man in der Plansammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einen wenig zitierten Architekten - preußischer Baubeamter und Hofbaumeister - Ferdinand von Arnim (1814-1866), der sich auch als Aquarellmaler betätigte. Er war ein Schüler von Karl Friedrich Schinkel und wirkte hauptsächlich in Berlin und in Potsdam. Ab 1846 war er als Lehrer, ab 1857 als Professor an der Berliner Bauakademie tätig. 1862 wurde er Hofbaurat im Potsdamer Ressort von Ludwig Ferdinand Hesse (1795–1876).

Durch einen schönen Laubengang auf dem zweiten Innenhof und auf verschlungenen Wegen durch die Parkanlage – mit weitem Blick zur Pfaueninsel, Schloss Glienicke und Schloss Babelsberg, gelangt man zum Mirbachwäldchen und dann in den Neuen Garten. Dem frohen Wanderer und der frohen Wanderin, die zuvor den Turm des römischen Kabinetts erstiegen hatten, bleibt der Blick auf das waldreiche, schöne Brandenburger Land als Potsdams schönste Aussicht in Erinnerung.

Der nächste Sommerspaziergang des Forum Stadtbild Berlin e. V. führt am Dienstag, 10. Juli 2018 durch das IBA-Gelände (Internationale Bauausstellung 1987) in Berlin-Kreuzberg. Treffpunkt: Ritterstr. 56, 10969 Berlin, vor der begrünten Promenade. 

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de)

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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