Avanti Dilettanti*! Auf zur Landpartie! Rättätet den Mähbinder!
Die nächsten Wochenenden nach Pfingsten sind rundum ausgebucht. Beispielsweise Sonntag 11. Juni 2017: 23. Brandenburger Landpartie in der Großgemeinde Wandlitz. Mit dabei: das BARNIM PANORAMA Agrarmuseum Wandlitz.
Sommerliches Picknick im Grünen, mit Familie und gutgelaunten Gleichgesinnten „Wandlitzer Sommerfrische“ genießen, von Französisch Buchholz aus nur ein Katzensprung, trotz gesperrter Schönerlinder Brücke.
Es geht um Natur, Genießen und bei einem Museum auch ums Sammeln. Der Apotheker, Zeichner, Maler und Botaniker Carl Spitzweg hätte mit seinem „Schmetterlingsköcher“ Vieles und Viele an diesem Tag humorvoll eingefangen. Er war ein genauer Beobachter und Karikaturist des Kleinbürgertums.
Warum fallen mir jetzt die skurrilen Bilder des Malers Spitzweg ein? Vielleicht führt die Landpartie, Sie liebe Leser, auch zu tollen Sammlerobjekten auf der Wiese und zur Schmetterlingssammlung im Agrarmuseum? Zudem gibt es Live-Musik, Leckereien aus dem Food- und Getränketruck, Marie und ihre Guckkästen der Träume und ausgefallene Oldtimer der Meisterwerkstatt Jerry‘s Classics.
A propos Oldtimer! Ins Agrarmuseum Wandlitz gehört eigentlich ein sehr wichtiges landwirtschaftliches Gerät: ein Mähbinder. Seine Zunftgenossen – der LANZ-Bauernbulldog und der Dreschkasten sind noch da! Doch dieses genial funktionierende und mit grazilem Flügelschlag ausgestattete Gerät zur Einbringung der Ernte kann zur Landpartie nur durch einen Zaun besichtigt werden. Denn „es“ steht noch immer im inzwischen zur Baustelle erklärten Gelände in Basdorf. Zurück ins Museum darf „es“ nicht. Nicht, dass das Museumsgut Mähbinder nicht inventarisiert wäre! Es kann also nicht einfach auf eine Schrottliste gesetzt werden (ICOM Code of Ethis/Code de Déontologie de l’ICOM pour les Musées)!
Wurde "es" aber doch?
Wohl hat das Wandlitzer Kulturamt als vorgesetzte Dienststelle des Agrarmuseums der Bürgermeisterin der Großgemeinde einen merkwürdig motivierten Bärendienst erwiesen. Es hat dem fachlichen Rat des Fördervereins Agrarmuseum einen symbolischen Vogel gezeigt und den Mähbinder zur Verschrottung vorgeschlagen!
Und so kam er auf die unsägliche Liste. Kultur ist eben nicht Jedermanns oder Jederfraus Sache. What a pity! würden die Engländer um Prince Charles sagen – oder Quel dommage! die landwirtschaftsaffinen Franzosen in der Partnergemeinde La Ferrière. Eigentlich sollte ein Kulturamt doch die Kultur fördern und nicht verschrotten! Le comble du ridicule, der Gipfel des Schwachsinns ist möglicherweise erreicht?
Deshalb: Avanti Dilettanti*! Auf zur Landpartie in den Barnim und das gute Stück gerättätet! Und dann ab in die Restaurierung bevor der Schrotthändler zuschlägt.
*Das italienische Wort dilettare leitet sich ab aus dem lateinischen "delectare", was soviel heißt wie "sich erfreuen". In des Wortes ursprünglicher Bedeutung war der Dilettant also ein Liebhaber seines Faches. Solche Amateure haben in der Wissenschaft Großartiges geleistet. Spitzweg war als Maler Autodidakt.
Anne Schäfer-Junker, Französisch Buchholz (info@hugenottenplatz-berlin.de)
Autor:Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz |
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