Besuch in Französisch Buchholz
Bühnen- und Kostümbildnerin ILSE-MARIA FELTZ

Die Bühnen- und Kostümbildnerin Ilse-Maria Feltz besucht im August 2023 die Ortschronik von Französisch Buchholz. | Foto: Anne Schäfer-Junker
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„Es war einmal …“ so fangen viele Märchen an. Daran musste ich denken, als ich Ilse-Maria Feltz jüngst im August in der Ortschronik von Französisch Buchholz empfangen durfte. Es war vielleicht ein Erinnerungsbesuch für sie, denn sie kennt das alte Buchholz – war sie doch früher hier ansässig. So habe ich mich besonders über ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit gefreut.

Dass ich beim Besuch von Frau Feltz die Märchenwelt assoziierte, ist in gewisser Weise ungerecht, denn die Liebe zum dänischen Dichter Hans Christian Andersen und die Gestaltung vieler seiner Märchenmotive ist nur ein kleiner Aspekt ihres großartigen künstlerischen Schaffens seit mehr als 60 Jahren. Gerechter wäre es, daran zu erinnern, dass etliche Künstler und Künstlerinnen der europäischen und Berliner Theaterwelt über die Jahrhunderte bereits in Französisch Buchholz zu Hause waren, wie beispielsweise der königliche Operntänzer Gobbert, dessen Sohn im 18. Jahrhundert Marianne und Gottfried Schadow sein Anwesen an der Dorfstraße verkaufte. Heute leben hier Künstler wie Christoph Wetzel, der großartige Maler und Bildschöpfer des Kuppelgemäldes der wieder errichteten Dresdner Frauenkirche.

Aufmerksam auf ihr Werk wurde ich 2020, als der Freundeskreis der Chronik Pankow im Brose-Haus eine farbenfrohe und umfangreiche Ausstellung ihres derzeitigen Schaffens zeigte. Märchenhafte künstlerische Kompositionen aus textilen Strukturen in Stoff, Perlen und Farbe - zusammengefügt, durchsichtig übereinander gelegt und bestickt, bis ein phantastisches Raumwunder entsteht. Damals war es die von ihr in kräftigen und zarten blauen Tönen, mit Licht und Schatten assoziativ „unter Wasser“ gestaltete Geschichte um VINETA – der versunkenen Stadt - die mir als das herausragendste Bild erschien.

Das Schaffen von Ilse-Maria Feltz ist zeitlebens den Bühnen und Theatern gewidmet. Sie ist in Leipzig geboren, lernt nach dem Abitur den Beruf einer Theaterdekorateurin, arbeitet früh als Bühnenbildassistentin und Beleuchterin in Meiningen und Freiberg und beginnt ihre Karriere 1972 mit dem Diplom einer Bühnenbildnerin und Kostümbildnerin an der bedeutenden Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 1975 arbeitet sie freischaffend an den Bühnen Brandenburgs, übernimmt eine Lehrtätigkeit an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ und die Ausstattungsleitung der Deutschen Tanzkompanie. Zahlreiche Ausstattungen von Operetten und Märchenballette bringen ihre künstlerische und handwerklich sensible Fähigkeit zur Gestaltung von ganz anderen Welten auf die Bühnen.

Seit langem lebt Frau Feltz in Pankow am Schlosspark, fühlt sich hier zu Hause und bringt sich ein in die Pankower Kulturlandschaft. Die Erschütterungen in ihrem natürlichen Umfeld findet sie indiskutabel: keine Baumfällungen zur Verdichtung und Bebauung auch ihres Wohnumfeldes! Als lebenserfahrene Künstlerin, engagierte Pankowerin und als Naturliebhaberin zeigt sie das auch öffentlich. Es wäre ein Zeichen von Öffentlichkeitsbeachtung, wenn die Pankower Kultur wieder Theater- und Bühnen auch im Norden Pankows bekäme. Ilse-Maria Feltz’s reicher Erfahrungsschatz in der Kunst sollte in unserer immer magerer werdenden Kulturlandschaft einen neuen Platz finden, zumal sie im nächsten Jahr ihren 80. Geburtstag feiert.

Opern- und Theater-Stadt Berlin: Vielleicht schaut der neue Kultursenator von Berlin Joe Chialo mal in Pankow bei Frau Feltz am Schloßpark vorbei? Das wäre auch ein respektvolles Beachten unserer Pankower „Schätze“, die keine ausufernde Verwaltung brauchen, sondern lebenswerte und verständnisvolle künstlerische Verhältnisse und untereinander respektvolle Beziehungen nah an den Menschen und ihrem Lebenswerk.

In der Ortschronik spüren wir, dass die Zeit für nur einen Besuch zu kurz ist und so erwidere ich mit Hochachtung ihre Einladung in ihr ganz persönliches „Kunstreich“. Dort wimmelt es nur so von Grußbezeugungen vieler Theaterschaffender und Künstler. Es ist ein wahres Bildparadies. Eine „Petersburger Hängung“, wie wir sie an den Wänden aus Museen kennen, ist ein Klax dagegen. Was für ein ereignisreiches und geachtetes Leben wird da bezeugt!

Mein Besuch bei der Bühnen- und Kostümbildnerin Ilse-Maria Feltz wird gekrönt mit einem Bild zu Hans Christian Andersens „Kleiner Meerjungfrau“: der textilen Collage bzw. Applikation des Unterwasserschlosses der kleinen Meerjungfrau, in starken Rot-Tönen. Es ist eine Textil-Collage vom Feinsten!

Danke Frau Feltz für Ihr großartiges Lebenswerk und ihr Hiersein in der Opern- und Theater-Stadt Berlin.

Anne Schäfer-Junker ( anne.junker@gmx.de )

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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