Südöstlich des Pfingstberges in Potsdam liegt das Theodor-Fontane-Archiv
Das Theodor-Fontane-Archiv – FONTANE 200
Fontane reiste einst nach Berlin-Buch, „Einer unserer Lustgartenomnibusse führt den Reiselustigen über Pankow und Schönhausen bis an die Grenze von Französisch-Buchholz, etwa halber Weg; wir aber, in jenem stolzen Wandergefühl, das sich nach Strapazen sehnt, haben den Omnibus verschmäht und treffen erst mit der untergehenden Sonne vor Buch ein.“ (Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg - Kapitel 292 ff. Dort beschreibt er ausführlich die Bucher Geschichte.)
Nach Französisch Buchholz scheint er nicht gekommen zu sein. Als Ortschronistin treibt mich diese Frage natürlich um, auch augenzwinkernd, wenn ich im „Schach von Wuthenow" lese, dass Nostiz hier war. In einem Plauderstündchen mit weiteren Militärs um Bülow, nächtlich bei Sala Tarone, gesteht er: „Neugierig, woher er komme, stürmte man mit Fragen auf ihn ein, aber erst als er sich in dem Ledersofa zurechtgerückt hatte, gab er Antwort auf all das, was man ihn fragte. »Woher ich komme? Warum ich bei den Carayons geschwänzt habe? Nun, weil ich in Französisch Buchholz nachsehen wollte, ob die Störche schon wieder da sind, ob der Kuckuck schon wieder schreit und ob die Schulmeisterstochter noch so lange flachsblonde Flechten hat wie voriges Jahr. Ein reizendes Kind. Ich lasse mir immer die Kirche von ihr zeigen, und wir steigen dann in den Turm hinauf, weil ich eine Passion für alte Glockeninschriften habe. Sie glauben gar nicht, was sich in solchem Turme alles entziffern läßt. Ich zähle das zu meinen glücklichsten und lehrreichsten Stunden.«“
Sich auf die Spur Fontanes zu begeben dürfte erfrischend sein. Da nimmt die Autorin gern die Einladung des Preußischen Freundeskreises – Diskurse zu Politik, Gesellschaft und Kultur nach Potsdam an, zumal am Neuen Garten. Ein freundlicher Empfang in der geheimnisvollen Villa Quandt durch die Initiatoren Günter Bachert vom Preußischen Freundeskreis und der Gastgeberin im Theodor-Fontane-Archiv, Frau Dr. Maria Brosig vom Institut für Germanistik der Uni Potsdam.
Das Theodor-Fontane-Archiv gehört zur Universität Potsdam, als wissenschaftliche Einrichtung der Philosophischen Fakultät. Es hat eine atemberaubende Geschichte, die von grandiosen Sammlungen, Zuwächsen und engagierten Fontane-Kennern erzählt, aber auch von schmerzlichen Verlusten von Archivalien – besonders Autographen -, die eigentlich in das Archiv gehörten, aber durch die Gesetze des Autographenhandels in private Hände gelangten (was nicht verwerflich ist), aber dann nicht mehr als originales Kulturgut für die Forschung zur Verfügung stehen. 2001 wurde das Theodor-Fontane-Archiv „Kultureller Gedächtnisort von besonderer nationaler Bedeutung und in das Blaubuch der Bundesregierung eingetragen. Das, was also nach Fontanes Tod 1898 aus seinem Nachlass erst aus Familienbesitz versteigert wurde, war verloren. Der dennoch umfangreiche Rest konnte durch die Provinzialverwaltung Brandenburg erworben werden und führte1935 zur Gründung des Literaturarchivs Theodor Fontane.
Obwohl die Villa Quandt als heutiger Standort nichts mit Fontane zu tun hat, 2007 wurde sie vom Theodor-Fontane-Archiv bezogen, scheint es keinen besseren Ort für diesen herausragenden Erzähler und Briefe-Schreiber zu geben. Gärtnerisch eingebettet und nur einen Steinwurf vom Neuen Garten entfernt ist er ein Ort der Geisteskultur und der ästhetischen Assoziationen zu Fontanes „Wanderungen“: Sammeln, Bewahren und Erschließen ist das große Credo. Fontanes Handschriften, von denen es auf den Internetseiten des Archives im Moment eine Auswahl zu sehen gibt, werden so dem Literaturinteresse auf wunderbare Weise gerecht und entlasten die Präsenz im Archiv. Schauen Sie selbst, suchen Sie nach LiteraturwissenschaftlerInnen und „Nachfahren“ Fontanes in der Wissenschaft: https://www.fontanearchiv.de/bestaende-sammlungen/sammlungen/#c1474 .
Dieser aufschlussreiche und behutsam durch die Archivalien führende Vortrag von Dr. Maria Brosig beeindruckt sehr Dank ihres profunden Kenntnisreichtums und ihrer universell denkenden und verbindender Darstellung von Fakten und Zeitgeschichte. In unserer Gegenwart ist so das Theodor-Fontane-Archiv zu einem lebendigen Ort der Nachlassbearbeitung für Fontanes Leben und Werk anzusehen, besonders im FONTANE 200-Jahr. Sozusagen ein „must to do“ für alle Freunde der märkischen Landschaft und dem sorgsam gehobenen Literaturschatz in Handschriften, Dokumenten und Materialien mit und zu Fontane.
Vielleicht interessiert es Sie? Fragen Sie nach über die E-Mail-Adresse fontanearchiv@uni-potsdam.de oder schauen Sie auf die Internetseiten www.fontanearchiv.de .
Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )
Autor:Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz |
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