Die Litfaßsäule für Natur und Klimawandel – ein Antrag für die deutschlandweite Liste unseres immateriellen Kulturerbes
Das Drehmoment der Stadtreclame, ein Bestandteil der Kultur- und Mediengeschichte Berlins und weltweit, kann zum Bildungsmittelpunkt für ökologische Fragen und naturnahes Wissen in den Städten werden.
Die Deutschen tun sich schwer, wenn es um Geistiges oder überhaupt um die Behandlung von Gedankengut gegenüber dem Anfaßbaren und Hinstellbaren geht. Das braucht Aufmerksamkeit, Wahrnehmen, Zuhören, Betrachten und Besprechen. Als solches hat es ein Denkmal leichter, weil es bei historisch belegbarer Einbindung in Geschichte, Stil und Inhalt zum materiellen Kulturerbe gehören kann.
Anders ist es mit dem immateriellen Kulturerbe, das Geistiges und prozeßhaft Anschauliches visuell und audiovisuell verbinden muß, gezwungener Maßen immer mit einem materiellen Träger. So gehört bspw. Orgelspiel und Chorgesang, schon länger geschützt, zum immateriellen Kulturerbe. Ebenso das Schachspiel, dessen es nicht nur kluger Köpfe bedarf, sondern auch eines materiellen Spielfeldes und der traditionellen Regeln, angewendet von Tausenden weltweit. Schach ohne Schachspiel geht nicht.
Doch was ist mit einem großen Thema unserer Berliner Zeit, dem materiellen und ideellen Bestandteil der Kultur- und Mediengeschichte Berlins und weltweit, der Litfaßsäule? Die Schnittpunkte in der Dialektik zwischen Körperlichem und Geistigem sind fließend. Doch es tun sich Hoffnungen auf, dass dieses begehrte Medium zu immaterieller Anerkennung kommen könnte. Eine hell wache und pfiffige Gruppe unserer Stadtgesellschaft – hier die Kleingärtner in einigen Gartenanlagen des Bezirksverbandes Pankow, unter dem Vorsitz von Viola Kleinau, – hatten eine grandiose Idee: Unter ihrem Projekt „Da wächst was!“ verbanden sie Materielles und Geistiges zu einer neuen Kulturtechnik für ihre „Grünen Themen“ und sorgen damit für neue öffentliche Teilhabe an öffentlichem Schauplatz in ihren Anlagen in Pankow. In der Kleingartenanlage „Möllersfelde“ e. V. in Französisch Buchholz unter seinem Vorsitzenden Ulrich Menzer steht nun eine „Litfaßsäule für Natur und Klimawandel!“ im Schau- und Klimagarten, der von Interessierten und Schulgruppen besucht wird.
Quasi im letzten Moment vor der Entsorgung der alten Litfaßsäulen haben die Kleingärtner beherzt zugegriffen und die so tragischerweise für den Müllhaufen der Berliner Stadtgeschichte vorbereiteten Kunststoffobjekte in ihre Gärten gestellt: Gewissermaßen Recycling mit Wissensvermittlung kombiniert.
Im vor zwei Jahren gegründeten großen KulturerbeNetz.Berlin widmen sich in einer jetzt gegründeten Arbeitsgemeinschaft zwei „Netzwerker“ dem Immateriellen Kulturerbe. Den beiden Gründern Anne Schäfer-Junker und Hans-Karl Krüger ist es wichtig, Kulturformen und Traditionen ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, die in der Kultur eine Rolle spielten, aber nicht als zu schützende Kulturtechniken des immateriellen Erbes angesehen werden. Seit 2014 zeichnet Deutschland auf einer bundesweiten Liste diese schützenswerten Kulturtechniken und Traditionen für das UNESCO-Welterbe aus.
Die Litfaßsäule für Natur und Klimawandel! in der KGA „Möllersfelde“ e. V. in Französisch Buchholz ist ein Kulturgut mit neuem Flair, dies dürfte unzweifelhaft sein. Ob es aber zum immateriellen Kulturerbe von wichtigen Kommissionen anerkannt wird, zunächst in Berlin, wenn dort, dann von der Kultusministerkonferenz und wenn dort auch, dann von der Deutschen UNESCO-Kommission als deutscher Beitrag für die Welterbeliste, bleibt abzuwarten. Wie bereits mit dem Genossenschaftsmodell und dem Blaudruck geschehen, kann das erfolgreich sein. Die Berliner Kommission ist streng und so bleibt zu hoffen, daß der Verein KGA Möllersfelde e. V. mit diesem grandiosen Antrag auf immaterielles Kulturerbe „Litfaßsäule für Natur und Klimawandel!“ den Weg zu deutschlandweiter Anerkennung als neues Medium zur Wissensvermittlung und Anschauung für eine ökologische Zukunft beschreiten kann.
Die Träger dieser Kulturforum „Litfaßsäule für Natur und Klimawandel!“ sind im Zusammenhang mit unserem Antrag auf keine genaue Zahl festlegbar. Sie bewegt sich hier mit den anderen Kleingarten-Gemeinschaften auf eine etwaige Zahl des großen Pankower Vereins mit ca. 10.000 Mitgliedern (90 Gartenanlagen) zu, die selbst bei Nichtvorhandensein einer eigenen Litfaßsäule in ihrer Gartenanlage die insgesamt vorhandenen Litfaßsäulen, auch in der Bezirksverbandsanlage in Berlin-Rosenthal, wahrnehmen. Zudem sind Künstler, Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker, Schulen, Schüler an ökologischen und klimapolitischen Themen interessiert, ja fordern geradezu von der Politik die volle Aufmerksamkeit und Umsetzung in entsprechende Ziele als größtes Gegenwartsproblem.
Damit dies gehörig vorangeht unterstützt die Interessengemeinschaft KULTURGUT-FranzösischBuchholz-BIENCULTUREL dieses Anliegen namentlich als zweiter Träger dieses Antrages an das Berliner Büro beim Senator für Kultur und Europa. Die Interessengemeinschaft existiert seit 2014. Damit setzt sich ein neuer Kulturerbe-Gedanke im Netzwerk der Ehrenamtlichen für das Berliner Kulturerbe durch.
Da wo Natur und Klima ökologisch die Hauptrolle spielen, gibt es große Potentiale. „Wissen, Können, Weitertragen“ ist hier auch das richtige Motto! Natur und Klima sind dynamische Prozesse. Deshalb ist dieses Medium „Litfaßsäulen für Natur und Klimawandel!“ schützenswert und wichtig für Alle, die ihre Grünen Daumen zeigen wollen!
Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )
Autor:Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz |
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