Neue Legenden am Bauzaun
Engagierte warten auf Sanierung der Erbbegräbnisstätten in Französisch Buchholz
Die von der Interessengemeinschaft (IG) "Kulturgut-FranzösischBuchholz-Bienculturel" angebrachten Legenden an den Bauzäunen an noch erhaltenen Erbbegräbnisstätten auf dem Städtischen Friedhof IX Pankow sind jetzt von IG-Mitgliedern erneuert worden, informiert Ortschronistin Anne Schäfer-Junker.
Auf diesen Legenden erhalten alle Interessierten Auskunft zu den historischen Gräbern, soweit den IG-Mitgliedern die Erforschung noch möglich war. Demnächst werde diese Forschung abgeschlossen sein, so die Ortschronistin weiter. „Die an den Bauzäunen angebrachten Legenden sind gleichzeitig eine Dokumentation zur Ortsgeschichte von Französisch Buchholz und der Assimilationsgeschichte der Buchholzer Familien, besonders im 19. Jahrhundert.“
Seit März 2020 gehört die Friedhofskultur zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco, natürlich auch in Französisch Buchholz. Mitglieder der IG "Kulturgut-FranzösischBuchholz-Bienculturel", des Vereins Kulturforum Nordost sowie der Steinmetz und Steinbildhauermeister Carlo Wloch unterzeichneten deshalb am 18. September 2022 die Charta zur Friedhofskultur. Sie unterstützen damit die Wiedererrichtung und Sanierung der 2020 durch das Bezirksamt Pankow für „Umgestaltungsmaßnahmen“ abgerissenen und teilzerstörten Erbbegräbnisse an der Mühlenstraße.
Wie in der Berliner Woche berichtet, verfolgten Ende 2020 viele alteingesessene Buchholzer mit Entsetzen, wie der Abriss der Erbbegräbniswand für die Hugenotten auf dem städtischen Friedhof IX Richtung Mühlenstraße begann. An dieser Mauer befanden beziehungsweise befinden sich die Begräbnisstätten alteingesessener Familien, wie Chartron, Guyot oder Matthieu. Nach massiven Protesten von Buchholzern wurden die Abrissarbeiten gestoppt Noch stehende Mauerrest sind von einer Fachfirma später gesichert worden. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschloss wenig später, dass die Erbbegräbnisstätten saniert beziehungsweise wiedererrichtet werden sollen.
„Hoffnung keimte auf, als das Bezirksamt veranlasst hatte, eine renommierte Fachfirma um einen Sanierungsentwurf zu bitten“, berichtet Anne Schäfer-Junker. „Diese Firma, bekannt für Denkmalpflege, Restaurierungs- und Objektplanungen, schuf einen ästhetischen, denkmalgerechten und räumlich effizienten Vorschlag für die Sanierung der Erbbegräbnisse.“ Das Straßen- und Grünflächenamt stellte diesen Entwurf vor mehr als einem Jahr in seinen Amtsräumen engagierten Bürgerinnen und Bürgern vor.
Die teilnehmenden Mitglieder der IG "Kulturgut-FranzösischBuchholz-Bienculturel" und des Vereins Kulturforum Nordost stimmten diesem Entwurf als „sehr gute Idee zur Sanierung der erhaltenen Erbbegräbnisse“ zu. Dieser deutlich realisierungsfähige Entwurf wäre auch in längeren Zeiträumen, quasi Grab für Grab, umsetzbar. „Stattdessen wabert seit 2023 weiter die falsche Behauptung, es hätte sich ‚nur‘ um eine Friedhofsmauer gehandelt, durch Pankow. Und somit geschieht: nichts“, so das Fazit der Ortschronistin von Französisch Buchholz. „Gleichzeitig engagieren wir uns als unabhängige, denkmalaffine Menschen weiter für die Unterschutzstellung des Friedhofs IX im Denkmal-Ensemble ‚Historischer Ortskern Französisch Buchholz‘ beim Landesdenkmalamt Berlin. Dies entspräche der dörflichen Siedlungsstruktur, wo der Friedhof zum Ortskern gehörte. Ab 1871 wurde er im Kirchenbuch sogar als ‚neuer Dorffriedhof‘ bezeichnet.“
Mit dem Anbringen der neuen Legenden am Bauzaun auf dem Friedhof zeigen die engagierten Buchholzer einmal mehr, dass sie weiterhin eine Sanierung beziehungsweise einen Wiederaufbau der Erbbegräbnisstätten fordern, wie von der BVV beschlossen.
Nähere Informationen zum Thema finden sich auf: www.aujourd-hui.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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