Legenden an den Bauzäunen für die Erbbegräbnisse
Erinnerungskultur auf Friedhof IX in Französisch Buchholz

Gerettete Erbbegräbnisse in Französisch Buchholz. 23.3.2023 - Anbringung der Legenden zu den einzelnen Gräbern. Die Bauzäune signalisieren, daß das BETRETEN VERBOTEN ist. | Foto: Anne Schäfer-Junker
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Legenden an den Bauzäunen für die Erbbegräbnisse an der Mühlenstraße - Schaffung einer würdigen Erinnerungskultur auf Friedhof IX in Französisch Buchholz -

Donnerstag, den 23.3.2023 brachte die Arbeitsgruppe Friedhof IX der IG KULTURGUT-FranzösischBuchholz-BIENCULTUREL nach Verabredung mit der Friedhofsverwaltung Pankow an den Bauzäunen vor den noch erhaltenen Erbbegräbnissen Legenden an. Diese sollen allen interessierten FriedhofsbesucherInnen Auskunft über die hier bestatteten Menschen und die Assimilationsgeschichte der Buchholzer Familien im 18. und 19. Jahrhundert geben. Es handelt sich hierbei um den kulturhistorischen Schatz von 25 historischen, gebauten Einzelgräbern. Fälschlicherweise und oft auch wider besseres Wissen wird noch heute im Bezirksamt Pankow behauptet, es handele sich um eine "Friedhofsmauer".

Grabmäler sind ein nicht zu ersetzender Bestandteil der Erinnerungskultur. Mit der Wiedererrichtung bzw. Sanierung der im November 2020 vernichteten oder beschädigten 25 Erbbegräbnisse aus dem 19. und 20. Jahrhundert soll ein würdiger Erinnerungsort für das hugenottische Erbe und die Verstorbenen von Französisch Buchholz geschaffen werden. „Wenn die 10 noch vorhandenen Grabmale wieder entsprechend ihrem historischen Aussehen auch mit den schmiedeeisernen Gittern wieder hergestellt sind, sollen sie einer weiteren Nutzung als Begräbnisstätte in unserer Zeit zur Verfügung gestellt werden können. So werden alte Steine zu neuem Leben erweckt. So lebt die Geschichte, das Können der Steinmetze, BildhauerInnen und GärtnerInnen dieses Allequartierfriedhofes in Französisch Buchholz weiter und erfüllt auch in der Zukunft ihren Zweck“, sagt Hans-Karl Krüger.

Die „Ehrenamtliche Arbeitsgruppe Friedhof IX“ der IG KULTURGUT-FranzösischBuchholz-BIENCULTUREL ist federführend zur Herstellung der Legenden . Das KULTURFORUM BERLIN NORDOST e. V. unterstützt dies als Botschafterin der bundesweiten CHARTA der FRIEDHOFSKULTUR im immateriellen Kulturerbe. „Wir arbeiten partizipativ, um die Sanierung und Restaurierung der 2020 durch das Bezirksamt Pankow für Umgestaltungsmaßnahmen abgerissenen und teilzerstörten Erbbegräbnisse an der Mühlenstraße, gemäß Beschluss der BVV Pankow vom 9.12.2020, zu begleiten,“ sagt Anne Schäfer-Junker.*

Die hier ausgestellten Legenden - zu fast jedem einzelnen Erbbegräbnis und zur Grabmalskunst - entstammen dem Buch des Autorenkollektivs Helmut Guttowski/Hans-Karl Krüger/Anne Schäfer-Junker „Aus Stein wird Leben – die Totenblätter von Friedhof IX“, Edition Aujourd’hui, 2021. Dieses Forschungsergebnis in Form eines Sammelblattbuches wurde durch ehrenamtlicher Arbeit gewonnen und ist noch nicht abgeschlossen. In der Ortschronik von Französisch Buchholz wird unter gleichem Titel eine Ausstellung gezeigt. Zur Besichtigung ist eine Verabredung mit Anne Schäfer-Junker, Ortschronistin von Französisch Buchholz, erforderlich. Die an den Bauzäunen angebrachten gedruckten Legenden müssen vierteljährlich erneuert werden, da sie durch das Sonnenlicht verblassen.

Die Friedhofsverwaltung und das Hochbauamt Pankow arbeiten an der Vorbereitung der Sanierung der geretteten Erbbegräbnisse an der Mühlenstraße: Nr. 14 bis Nr. 25 und der Rekonstruktion der beiden Gräber 19 und 20 am Kleinen Eingang zu Friedhof IX. Zahlreiche Mahnwachen vieler BuchholzerInnen fanden in den letzten beiden Jahren zusammen mit dem Bürgerverein Französisch Buchholz e. V. statt.

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )

*Mit dem Edikt von Fontainebleau am 18. Oktober 1685 verbot Ludwig XIV. den Hugenotten die Ausübung des reformierten Glaubens und die Auswanderung der Protestanten. Daraufhin erließ der Große Kurfürst in Brandenburg noch im Oktober das Edikt von Potsdam 1685 für seine calvinistischen Glaubensbrüder. Die Geschichte der Französischen Réfugiés, ihrer Flucht aus Frankreich nach Preußen und ihr Ankommen und sesshaft Werden in Französisch Buchholz im 17. und 18. Jahrhundert, sind Bestandteil der Ortsgeschichte des heutigen Französisch Buchholz.

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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