Nachträgliches Spotlight: das prall gefüllte Programm zum Tag des Offenen Denkmals 2017 „Macht und Pracht"
„Macht und Pracht“, turbulente Themen eingeschlossen:
Französisch Buchholz| Podewils Palais | Die „Wippe“
In meinem Vortrag in der Ortschronik von Französisch Buchholz erinnerte ich an den Lennépark mit Elfenteich und die topografischen Beschreibungen des Elsbruch sowie an das ehemalige „Schlösschen“ von Französisch Buchholz.
Zwischen der heutigen Park- und Gravensteinstraße befand sich im 18 Jahrhundert das Grundstück der Familie de Lamprecht. Es ging durch Heirat mit dem Grafen von Wylich und Lottum, einem Adjutanten der Königin Elisabeth Christine, in die Geschichte ein, denn später wurde es Bestandteil des Lennéparks im damaligen Elsbruch (Mark Brandenburg). Heute ist nur noch der Victoriapark in seiner topografischen Grundstruktur erkennbar. Auf einer Zeichnung von 1829 ist der Entwurf zur Gestaltung des Gartens und Parks für Graf Wylich und Lottum durch Peter Joseph Lenné nacherlebbar. Möglicherweise wurde die Zeichnung durch den Zeichner in Lennés Atelier J. E. Koschny vollendet.
Regierungsbaurat Schwennicke baute dann Anfang des 20 Jahrhunderts in den Garten mit großem Park am Elfenteich ein Gartenhaus, das die Buchholzer dann liebevoll ihr Schlösschen nannten. Mein Vortrag zum Tag des diesjährigen offenen Denkmals zeichnet Spuren dieses ehemaligen Gartendenkmals und seiner Bebauung am kleinen Dorfanger Hauptstraße/Parkstraße nach. Die Schwennicke-Villa mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Pferde-Stall, Kegelbahn, Kapelle, Skulpturen-Garten und Pergola-Wandelgang lag an der Parkstraße (früher Straße Nr. 6 Ende 19. Jh.) entlang der heutigen Mauer gegen die Grundstücke in der Gravensteinstraße, im Lageplan von Jacobi 1909 gut nachvollziehbar. Im Pergola-Vorgarten stand offenbar eine Kopie der Skulptur einer Diana/Artemis, wie sie sich im Original, als römische Kopie im Louvre befindet. Im Garten am Elfenteich stand sichtbar eine von mir noch nicht identifizierte schöne Skulptur.
Im Palais Podewils in der Klosterstraße 68, wurde zu einer wunderbaren Dokumentation geladen, die von Bendedict Goebel, Lutz Mauersberger und Hans-Karl Krüger eröffnet wurde. „Verlorene“ Paläste können durch hervorragend dokumentierte Materialien in ihrer Pracht auf Schwarz-Weiss-Foto-Tafeln gezeigt werden. Bis weit in das 19. Jahrhundert hatten berühmte Berliner Persönlichkeiten, Minister, Staatsdiener, namhafte Unternehmer und deren Familien ihren Wohnsitz im Berliner Stadtkern. Benedict Goebel: „Insgesamt standen einmal 37 Stadtpaläste in der Berliner Mitte. Diese waren allerdings im Äußeren vielfach schlicht-elegant gestaltet und entfalteten nur im Inneren ihre Pracht. Die Ausstellung Verborgene Pracht. Adelspalais und Bürgerhäuser im Berliner Stadtkern stellt erstmals zehn prächtige Bürgerhäuser und Adelspalais vor Augen. Die beiden vorgestellten Patrizierhäuser stammen aus dem Spätmittelalter, die acht vorgestellten barocken Stadtpaläste aus der Zeit zwischen 1686 und 1735. Von diesen zehn Gebäuden sind aufgrund der Abbrüche der Vorkriegszeit und den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs lediglich noch zwei erhalten. Auch in diesen beiden Fällen zeugt allerdings kaum mehr als die Fassade von der großen Vergangenheit, die Gegenstand und Thema der Ausstellung ist.“ Die Ausstellung ist geöffnet vom 8.9. bis 29.9.2017, Mo - Fr 9-19 Uhr.
Die „Wippe“ am Tag des Offenen Denkmals: Konsequent, BerlinerInnen protestieren auch am Tag des Offenen Denkmals gegen den Standort der „Wippe“. Die Idee dieses Freiheits- und Einheitsdenkmals ist gut, jedoch an diesem Platz vor dem Humboldt Forum sicherlich „widersinnig“. Ein bestehendes Denkmal – der Sockel - würde mit der Errichtung der Wippe (Fundament) stark zerstört. Besonders makaber: der Sockel ist jetzt erst für 6 Millionen Euro saniert worden.
Am 12. September 2017, 19 Uhr findet ein Bildvortrag von Benedikt Goebel auf dem Kahn „Renate Angelika“ im Historischen Hafen, Märkisches Ufer 28, 10179 Berlin statt: „Revolutionen in der Berliner Mitte. Vom Berliner Unwillen 1448 bis zur Friedlichen Revolution 1989“.
Anne Schäfer-Junker, Französisch Buchholz (anne.junker@gmx.de)
Autor:Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz |
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