Auf dem Weg zur Renaturierung des Wilhelmsruher Sees

Klaus Mindrup, Claudia Hakelberg, Wolf Sasse mit Renaturierungsplan. Foto: Anne Schäfer-Junker
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Der Wilhelmsruher See gehört zu den Berliner Standgewässern im gewässerreichen Norden Pankows und ist extrem renaturierungsbedürftig.

Möglicherweise durch Baumaßnahmen im einwohnerstärksten Berliner Bezirk verursacht, geht wenig voran in der Zusammenarbeit zwischen Senat und Bezirk(en). Besonderes Beispiel: Die Renaturierung der Panke (Fließgewässer), die 2015 beginnen sollte. Der Wilhelmsruher See wirkt wie ein Schandfleck im grünen Berliner Norden.

Deshalb sprach der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup am 1.9.2017 mit der Bürgerinitiative, mit Pädagogen und Fachleuten vor Ort zu dringend erforderlichen Maßnahmen zwecks Renaturierung des Wilhelmsruher Sees. Klaus MIndrup ist es schon lange ein Anliegen, die Renaturierung in Gang zu bringen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass 28 Jahre nach dem Mauerfall ein Landschaftsschutzgebiet am ehemaligen Mauerstreifen derart mit zerschlagenem Beton, sichtbar brauner Brühe und Trostlosigkeit existiert. Die bereits eingeleiteten Maßnahmen sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Ufer sollten naturnah gestaltet werden. Das Grundwasserströmungsmodell von Büro Hartmut Wassmann und die Messungen des Grundwassers an weiteren Stellen an Land bringen Einzelerkenntnisse, die im Zusammenhang ausgewertet werden müssen. Es wäre notwendig, einen Erfahrungsaustausch mit Praktikern des ‚märkischen Sandes’ wie bspw. in der Berliner Mitte, zu Bodenbeschaffenheiten des Berliner Urstromtals und die in die Wege zu leitenden Maßnahmen zu führen.“

Die Ursachen für einen „gekippten“ See können vielfältig sein. In jedem Fall sind zur Renaturierung aufwendige Untersuchungen und Verfahren erforderlich. Klaus Mindrup interessieren beim Treffen mit allen Beteiligten effektive umweltbehördliche Maßnahmen des verantwortlichen Bezirksamtes und gewinnt nach kurzer Zeit die Erkenntnis, dass alle bisherigen „schrittweisen“ Maßnahmen keine gewünschten sichtbaren und messbaren Ergebnisse bringen. Zudem fehlt Fach-Personal und eine genauere Ermittlung der Kosten zu einer vollständigen Renaturierung des Sees. Erschwerend wirken sich die unterschiedlichen Zuständigkeiten für See und Park im Bezirksamt Pankow aus. Diese teilen sich zwei Ämter: für den Wasserkörper ist das Umweltamt und ab Ufer das Straßen- und Grünflächenamt zuständig.

Die bisherigen SIWA-Mittel (Sondervermögens Infrastruktur der Wachsenden Stadt) für Gutachten sind demnächst aufgebraucht. Für die Untersuchung des Sees stehen nur 200.000 € zur Verfügung, etwa ab 2022 Investitionsmittel von 500.000 €. Klaus Mindrup betont: „Das ist zu spät! Eine finanzielle Abdeckung muss schnellsten genehmigungsfähig gemacht werden. Die Personalaufstockung im Bezirksamt Pankow zur Bearbeitung und Auslösung der Aufträge an Fachfirmen ist dringend erforderlich.“ Die Untersuchungen laufen, wie Wolf Sasse vom Grünflächenamt Pankow erwähnt, „es gibt keinen See der besser ‚verkabelt’ ist, als dieser. Die Fa. Büro Hartmut Wassmann macht das Grundwasserströmungsmodell, und das muss noch finanziell abgedeckt werden.“

Claudia Hakelberg, für die Pankower SPD-Fraktion im BVV-Ausschuss für Umwelt und Natur setzt sich aktiv für die Ziele der SPD Wilhelmsruh-Rosenthal ein. Sie engagiert sich seit mehreren Jahren in einer Bürgerinitiative. Der Verein “Leben in Wilhelmsruh e.V./ Arbeitskreis Wilhelmsruher See hat den Wunsch, dieses wertvolle Naherholungsgebiet und Landschaftsschutzgebiet in einem stets wachsenden städtischen Umfeld zu erhalten und attraktiver zu gestalten.

Dass dieses einstmals im 19. Jahrhundert als Badesee genutzte Wasserbecken die Wilhelmsruher nicht kalt lässt, zeigen weitere Initiativen, wie zum Beispiel „Kinder erforschen den Wilhelmsruher See“ – Der HortEins Wilhelmsruh arbeitet im Projekt Umwelt und Natur unter Leitung von Sylvia Kolasa. Grundschulkinder erforschen z.B. den Kreislauf des Wasserlebens (ökologischer Seekreislauf). Die ‚Pankower Früchtchen“ mit Assol Urrutia und Oscar Neumann untersuchen mit ihren Schülern die Wasserqualität und beproben diese. Eine neue Tafel des Natur- und Grünflächenamtes zeigt die noch hier lebenden Tiere. Auf dem See zu sehen sind sie aber nicht. Wie anpassungsfähig bis zum Kippen Natur sein kann wird an Enten, die zwischen kleinen Seeroseninseln schwimmen, vorbei an Standrohren zur Messung, sichtbar.

Im sog. Biotopverbundplan von Pankow wird der See in seiner Bedeutung als „gering“ eingeschätzt: Wilhelmsruher See | 02153 Teiche und kleine Staugewässer, überwiegend bis vollständig verbaut, bzw. technische Becken | Bedeutung: gering.

Das führt möglicherweise zu Missverständnissen – die Wortwahl ist wohl für den gesunden Menschverstand schwierig zu verstehen und eher an Biotopen gemessen, denn in der Natur aber wirkt alles zusammen – Wasser fließen oder stehen und sind, so oder so, in die klimatischen und ökologischen Bedingungen eingebunden. Pankow hat keinen verwaltungsstrukturell greifenden Vorsorgeplan für seinen Gewässerschutz. Daran ändert auch der Biotopverbundplan von Pankow nichts. Der Wilhelmsruher See liegt nicht weit entfernt vom Tegeler Fließ. Die Basis für eine Veränderung dürfte generell der Gewässerschutz auch im Lokalen sein, wie dieser wiederum in der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) grenzübergreifend gesehen wird. Mit Inkrafttreten der WRRL sind die Gewässer in der EU nach einem einheitlichen Rechtsrahmen zu bewirtschaften.*** http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4332.pdf

Berlin hinkt wohl hinterher? Zu wenig Öffentlichkeit für dieses städtische und landesübergreifende Thema für Berlin - Brandenburg?

Anne Schäfer-Junker, Französisch Buchholz (anne.junker@gmx.de)

***Als „Rahmenrichtlinie“ hat die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) den Anspruch, künftig alle die Wassernutzung und den Gewässerschutz betreffenden Einzelrechtssetzungen und internationalen Übereinkommen zusammenzuführen. Mit Inkrafttreten der WRRL sind die Gewässer in der EU nach einem einheitlichen Rechtsrahmen zu bewirtschaften. Neu ist, dass die Bewirtschaftung der Gewässer nun nicht mehr in den Grenzen administrativer Räume (Nationalstaaten, Verwaltungsbezirken u. ä.) sondern auf der Ebene von Flussgebietseinheiten (Einzugsgebieten) erfolgt. Ziel der Bewirtschaftung ist bis 2015 das Erreichen eines guten ökologischen und guten chemischen Zustands (!)

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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