MITEINANDER im Pankower Norden
Hundeauslaufgebiet Arkenberge - „Konfliktgebiet“?

Gutes Miteinander! Ausflugsgebiet auch für ReiterInnen und andere NutzerInnen frei geben. | Foto: Anne Schäfer-Junker
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  • Gutes Miteinander! Ausflugsgebiet auch für ReiterInnen und andere NutzerInnen frei geben.
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Besonders schön sind die beiden Baggerseen vor den „Arkenbergen“, nördlich von Französisch Buchholz, wo sich Umweltbewusstsein pfleglich herausgebildet hat. Doch das scheinbare „Konfliktgebiet“ sind nicht diese Flächen, sondern das weit südlicher liegende Hundeauslaufgebiet, entlang des Blankenfelder Grabens. Bei meinem Besuchsstart hier am Ableitungsgraben vom Klärwerk Schönerlinde fällt mir auf dem Parkplatz die geniale Schrift-Idee der BSR auf den Sammelbehältern für die „Reste“ der Vierbeiner auf:  pfiffig, diese „Kot d’Azur“-Wortmarke!  Doch eine Cote d’Azur gibt es natürlich nicht in Pankow. Aber es gibt riesige Flächen, die Areale der ehemaligen Rieselfelder Berlins darstellen. Heute sind sie größtenteils renaturiert und haben unterschiedlichste stadträumliche, landwirtschaftliche, erholungs- und umweltbezogene Festlegungen und Nutzungen.

Durch insgesamt drei karthographierte „Plan-Flächen“ dieser Landschaft als „Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde“, „Naturpark Barnim“ und Flächennutzungsplan Berlin“, fließt dieser Ableitungsgraben vom Klärwerk Schönerlinde, ursprünglich 5 m tief, ca. 25 m breit. Er leitet die vorgeklärten Abwässer aus dem Klärwerk ab und mündet nach ca. 6 km in den Nordgraben. Von hier werden die Abwässer zur Phosphat-Eliminierungsanlage am Tegeler See weitergeleitet. Also, nun wirklich kein Gebiet, um das es sich zu streiten lohnt, dient es doch wald-wirtschaftlichen und lanschaftsschutz-technischen Belangen.

Das große Hundeauslaufgebiet, das östlich an der Arkenberger Straße in Blankenfelde endet, liegt nördlich und westlich vor dem Ableitungsgraben. Dieser Blankenfelder Graben quert das gesamte Gebiet in Richtung Tegel. Das Hundeauslaufgebiet ist bereits 2010/2011 auf einer Freifläche, von Wald und Grünflächen gesäumt, als das größte und artgerechteste in Berlin bezeichnet worden. Insgesamt liegt es lt. Flächennutzungsplan Berlin in einer größeren Parkfläche aus Wald- und Grünflächen – weit ab von, aber neben Autobahnen, Ausfallstraßen und regem Deutsche-Bahn-Verkehr.

Seit langem tobt immer mal wieder ein mehr oder weniger aufflammender Streit in Pankow - in der Öffentlichkeit zu Lasten der, nicht wenige Steuern zahlenden, Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen, verursacht durch die Politik. Sowohl durch Bezirks- als auch Landesbehörden, die bei diesem Thema auf mehreren verschiedenen Verwaltungsebenen agieren und möglicherweise keine Zeit haben, miteinander zu reden. Man könnte meinen, man hätte es mit den „Sieben Schwaben“ aus dem Schwank der Brüder Grimm (mit langer Literaturgeschichte) zu tun! Abenteuerer, die an einem Speer auf ein vermeintliches, gemeinsames Untier zu stoßen wollen – wie auf der Skulptur am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf. Doch das Untier stellt sich als harmloser Hase heraus. (Vielleicht gut so!). So scheint es hier zu liegen: die unterschiedlichen mehrstufigen Berliner Verwaltungen, die sich gegenseitig Flächen streitig machen wollen, um unterschiedlichste Sekundärziele zu Prioritäten zu machen, positionieren sich – gewissermaßen gegen, man glaubt es kaum! Gegen Hasen! Nur dass die Hasen hier in unserer Geschichte die Hunde sind.

Gewiß, Berlin entwickelt sich und Flächen sind rar, zumal die Zukunftserfordernisse für eine nachhaltige Entwicklung auch nicht vor Berlin halt machen. Aber warum ausgerechnet dieses Hundeauslaufgebiet – das weder „verkotet“ noch von Hunden zerstört wird – verlegen? Das sieht das Ordnungsamt möglicherweise genauso - und sorgt für Ordnung. Auch bei meinem heutigen Ortsspaziergang an den zu Französisch Buchholz benachbarten Arkenbergen kontrolliert das Ordnungsamt die parkenden Autos. Aber richtige Parkflächen gibt es nicht genügend für dieses große Erholungsgebiet.

Ich spreche mit Dagmar Moriano von der „IG Hunde in Arkenberge“. Sie setzt sich mit vielen anderen HundebesitzerInnen gegen diese falsche Projektion und die fraglichen Behauptungen gegen dieses Hundeauslaufgebiet ein.

"Ich streite für den Tierschutz und die artgerechte Haltung der Tiere liegt mir am Herzen. Freilauf und Sport mit den Tieren gehören dazu. Das findet nicht auf einem Hundetrainingsplatz statt, sondern in freier Natur.

Wir führen regelmäßige Säuberungsaktionen des Hundesauslaufgebietes von Müll, Resten von Parties, und Abfall, wie Mundschutzmasken regelmäßig durch, ohne dass wir die Verursacher wären.

So laden wir auch wieder am kommenden Samstag, dem 4. März 2023 alle HundebesitzerInnen ein. Wir als Tierhalter halten den Wald und die Grünflächen des Hundeauslaufgebietes Arkenberge sauber. Das ist unser bürgerschaftliches Engagement.“

Das Bezirksamt Pankow agiert allein mit 3 Ämtern, dazu kommen die Senatsverwaltungen, die für Bebauungspläne in Größenordnung und für Naturdenkmäler verantwortlich sind und, last but not least, die Beziehungen zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg. Will sagen, es geht um den Berliner Flächennutzungsplan (FNP), den Naturpark Barnim und das Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde. In allen drei festgesetzten Flächen der Schutzgebiete liegt – Glück oder Unglück – das Hundeauslaufgebiet Arkenberge.

By the way: Eine Ersatzflächengewinnung direkt am Ableitungsgraben durch Abschaffung des Hundeauslaufgebietes kann ich mir nicht vorstellen! Südlicher, im Flächennutzungsplan vorgesehene Wohnbebauung mit Neubau einer Straße, die auf die Schönfließer Straße münden würde, vor dem Gut Möllersfelde, braucht keine Ersatzflächen.

Der Naturpark Barnim endet nicht an der Landesgrenze von Brandenburg. Die große Errungenschaft der 1990er Jahre war das länderübergreifende Verständnis für Natur und Umwelt in sinnvolle Schutz- und Verwaltungsmaßnahmen umzusetzen. Gemeinsam wollte man auch an der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) bis 2030 arbeiten - für globale Nachhaltigkeitsziele und hier länderübergreifend in solchen Regionen. Erst 2021 fand in Berlin die UNESCO-Weltkonferenz mit 2800 Teilnehmern aus aller Welt zu diesem Thema statt und die Staaten verabschiedeten die „Berliner Erklärung“! Schon mal gehört? So gehört auch der Volkspark Blankenfelde zu diesem Naturpark Barnim. Das ganze nördliche Pankow liegt landschaftlich im Barnim und die Barnim-Platte reicht bis zur Torstraße in Berlin-Mitte. Brandenburg hat mit seinen großartigen Ergebnissen im Panorama Barnim und bspw. dem Speicher Hobrechtsfelde nördlich von Berlin-Buch hervorragende Ergebnisse zustande gebracht. Wo bleibt Berlin?

Die SPD-Fraktion Pankow setzt sich dafür ein, das Hundeauslaufgebiet Arkenberge in seinem Bestand zu sichern, aufzuwerten und damit den 15.000 in Pankow lebenden Hunden (Zahl Frühjahr 2022) und ihren Hundehalter:innen die Nutzung weiter zu ermöglichen (Pressemitteilung). Das Hundeauslaufgebiet Arkenberge befindet sich seit mehr als 20 Jahren auf dem Gelände in Arkenberge und erfreut sich bezirksübergreifender Beliebtheit.

Katja Ahrens, Sprecherin für Mobilität und öffentliche Ordnung der SPD-Fraktion Pankow sagt:

"Hundeauslauf ist Teil des Tierschutzes und Staatsziel. Das Bezirksamt kann hier nicht einfach seine eigene Politik machen und die Hundehalter:innen wegschieben. Ich bin froh, dass nun auch die anderen Fraktionen eingesehen haben, dass es noch Nachhol- und Redebedarf gibt. Die heutige Mehrheit in der BVV Sitzung (25.1.2023) zeigt ganz deutlich, dass der politische Wille der BVV unverändert besteht. Wir wollen eine Lösung für das Hundeauslaufgebiet, die mit allen Beteiligten zusammen erarbeitet wurde."

Nun gibt es eine neue Idee vom Bezirksamt. Vielleicht kam ein ganz Schlauer auf diese Idee – Rieselfelder, Eiszeit, Mammuts und glaziale Verschiebungen! Die eiszeitliche Prägung ist nicht nur in der Märkischen Eiszeitstraße (Symbol: Ein Mammut) zu erkunden und abzulesen, sondern an zahlreichen Findlingen hier in Pankow. Es gehört zum Geographie-Unterricht, dass Berlin im Urstromtal liegt. Und das größte eiszeitliche Geschiebe in Französisch Buchholz ist das Naturdenkmal Großer Stein, der an der Bucher Straße liegt. Nicht mehr erkennbar, verkommen und zugewachsen – die Fläche Am Brendegraben wird vom Bezirksamt Pankow nicht gepflegt. Auf dem Feld zwischen Naturdenkmal Großer Stein und der Panke mit dem Radfernweg Berlin-Usedom, soll nun das kleine Feld als Ersatz für das Hundeauslaufgebiet Arkenberge eingerichtet werden.

Selbst Eulenspiegel hätte sich kaputt gelacht!

Gänzlich auf Unverständnis stößt das geplante Einzäunen eines Feldes am Großen Stein als „Hundeauslaufgebiet“ auch für den vor Ort befindlichen Hundesportverein, der seit Jahrzehnten dort Ausbildung und Sport mit dem Hund betreibt, sowie ein therapeutisches Projekt mit Kindern beherbergt. Genau neben diesem Gelände soll ein „Freigehege“ für Hunde geschaffen werden?

Ich spreche mit dem Vorsitzenden des Hundesportvereins am Großen Stein, Christian Weiner.

Er sagt: „Ich gebe zu bedenken, dass durch die hohe Verkehrsfrequenz an der Bucher Straße – es gibt nicht mal richtige Fußwege aus Richtung Norden! – den Hunden und ihren Besitzern und Besitzerinnen selbst gefährliche Situationen auf dem Weg zum „Freigehege“ drohen. Das Gebiet liegt direkt neben unserem Hundesportplatz, an der Autobahnausfahrt, vor Bahn- und Güterverkehr sowie zwischen fußwegloser Straße an der Panke mit dem Radfernweg Berlin-Usedom. Parkplätze gibt es nicht, die Straße Am Brendegraben ist eine Sackgasse, welche das dahinter befindliche Wohngebiet versorgt. Die Straße wird rege durch die Anwohner und durch Lieferverkehr benutzt. Hier die Hunde ohne Leinenkontrolle laufen zu lassen erscheint mir ziemlich gefährlich für die Tiere. Das Gelände selbst ist für Hundeauslauf viel zu klein, also auch nicht parzellierbar. Es wäre eher ein „Bolzplatz“ für Hunde, als ein Hundeauslaufgebiet. Hier kann sich kein Hundebesitzer oder keine Hundebesitzerin mit dem Hund artgerecht beschäftigen. Der Boden ist reiner Ackerboden, im Winter matschig und im Sommer teilweise staubtrocken. Ich denke hier wird kein adäquates Ersatzgelände für das wunderschöne Hundeauslaufgebiet Arkenberge gesucht, sondern lediglich irgendein schlechter Ersatz als „Trostpflaster“. Schattenspendende Bäume oder auch nur Hecken, Fehlanzeige.“

Ist es das berühmte „2 Fliegen mit einer Klappe schlagen“? Denn hier am Großen Stein – wie gesagt, ein Naturdenkmal – wollte das Bezirksamt schon 2018 mit der Wiedererrichtung des Geologischen Gartens aus den 1995er Jahren, der um den Großen Stein herum in bürgeschaftlichem Engagement gestaltet wurde, beginnen. Erste Versprechen und Treffen vor Ort gab es damals bereits gleichfalls seit Jahren, auch als die Berliner Wasserwerke genau vor dem Großen Stein eine Abwasserdruckleitung errichten mussten und sich verpflichteten, der vorherigen Zustand wieder herzustellen. Sämtliche Bäume wurden damals gefällt. Hinter dieser ADL verschwand dann der Große Stein noch mehr und die versprochenen Wiederherstellungsmaßnahmen des Stein“gartens“ blieben liegen. Das, was in Seddin oder der Feldberger Seenlandschaft zur Kultur der Eiszeit gehört, ist in Berlin unwichtig. Ein Besuch des Barnim Panoramas in Wandlitz würde den „Verursachern und Verwaltern“ sicher ungeahnte Wissenslücken füllen.

Obwohl heute die Autobahnausfahrt an der Bucher Straße bei der Sanierung der A 114 nicht den damals befürchteten Flächenbedarf in Anspruch nahm, tat sich Nichts mehr. Der direkt benachbarte Hundesportverein war der einzig zuverlässige „Pfleger“ des bis dahin intakten Rasens, damit man überhaupt noch zum Großen Stein – der eine Attraktion für Französisch Buchholz darstellt und historisch DIE Sensation war – gehen konnte. Ein Amphibienzaun erreicht inzwischen das Alter von Methusalem.

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )
Ortschronistin von Französisch Buchholz
27.2.2023

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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