Flora bewohnen
Nachbarschaftsinitiative entwickelt Konzept für Leerstandhaus

Das Leerstandhaus an der Stubenrauchstraße. Gegenüber werden Eigentumswohnungen in einem Stuckdenkmal angeboten.  | Foto: KEN
2Bilder
  • Das Leerstandhaus an der Stubenrauchstraße. Gegenüber werden Eigentumswohnungen in einem Stuckdenkmal angeboten.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Silvia Möller

Seit vielen Jahren steht das Jugendstilhaus an der Ecke Odenwald- und Stubenrauchstraße leer. Seit vor zwei Jahren eine Gruppe von Friedenauern den Leerstand entdeckt hat, ist das Haus ein Politikum.

Die Gruppe von Anwohnern nennt sich inzwischen Nachbarschaftsinitiative Friedenau, hält jeden Sonnabend mit kreativen Plakaten vor dem Haus kleine Demos ab, korrespondiert mit Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), hat eine innige Beziehung zu dem alten Gebäude mit 16 Wohnungen, einer Souterrain- und einer Ladenwohnung entwickelt und kann nicht begreifen, dass die Eigentümerin nicht zu bewegen ist, „diesen Leerstand auch nur ansatzweise zu beenden“.

Die Initiative macht sich viele Gedanken: nicht nur über das Wie, um das Haus „dem Spekulationsmarkt“ zu entziehen und wieder bewohnbar zu machen, wobei sie hier auf das seit Mai verschärfte Zweckentfremdungsverbotsgesetz hofft – sondern auch über seine künftige Bestimmung. Zusammengefasst hat sie das jetzt in einem Nutzungskonzept unter dem Titel „Flora bewohnen“. Flora, weil ein Relief an der Fassade die Göttin der Blüte zeigt, soll als genossenschaftlich organisiertes, „gemeinschaftliches, integratives Hausprojekt“ wiederbelebt werden. Wunschpartner ist die gemeinnützige Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), eine Treuhänderin des Landes Berlin.

Nach einer „maßvollen, nachhaltigen und ökologisch durchdachten“ Sanierung könnte das barrierefrei gestaltete Erdgeschoss ein Senioren-Café, eine Kita, einen Hort oder ein Nachbarschaftszentrum mit Kiezküche und Café beherbergen, die Souterrain- und Kellerräume Radunterstände, Werkstätten oder Musikübungsräume.

Das Dachgeschoss eignete sich für Ateliers und/oder eine begrünte Terrasse, die alle Bewohner gemeinschaftlich benutzen können, das Grün vor und hinter dem Haus für ein „Urban-Gardening“-Projekt. Die 16 Wohnungen bleiben erhalten. Eine kleine könnte als Gästeunterkunft oder Gemeinschaftsraum dienen.

Die Nachbarn haben hier aber nicht Halt gemacht und als Varianten drei weitere Nutzungskonzepte entwickelt. Eines sieht zu 70 Prozent „integratives Wohnen“ vor, eine Gästewohnung und drei barrierefreie Wohnungen. In zwei weiteren Varianten sind Wohngemeinschaften unterschiedlicher Anzahl und unterschiedlichen Zuschnitts angedacht.

Stadtentwicklungsstadtrat Jörn Oltmann (Grüne), siehtnicht, dass das Haus in der Stubenrauchstraße in absehbarer Zeit bewohnbar wird. Der finanzielle Aufwand einer Sanierung wäre immens. Oltmann ist skeptisch, ob der Einsatz von Steuermitteln dafür gerechtfertigt ist und woher diese Mittel überhaupt kommen sollen: aus dem Bezirkshaushalt oder vom Land Berlin. Weshalb Jörn Oltmann es begrüßen würde, wenn eine städtische Wohnungsgesellschaft sich der Sache annähme und der Eigentümerin ein Angebot unterbreite. Die sei als Verhandlungspartnerin notwendig, betont der Stadtrat mit Blick auf Eigentumsfragen, über die sich die Nachbarschaftsinitiative salopp hinwegsetzt. Der Stadtrat kündigt an, die Bauaufsicht werde darauf achten, das vom Haus keine Gefahr ausgeht. So bleibt „Flora bewohnen“ vorerst ein Blütentraum.

Das Leerstandhaus an der Stubenrauchstraße. Gegenüber werden Eigentumswohnungen in einem Stuckdenkmal angeboten.  | Foto: KEN
Der Plan der Nachbarschaftsinitiative für das Leerstandhaus. | Foto: Nachbarschaftsinitiative Friedenau
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 382× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 680× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 658× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.065× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.