Streit um Brunnen geht weiter
Im Streit zwischen Bezirksamt und Bürgerinitiative „Breslauer Platz“ über einen Brunnen vor dem Rathaus Friedenau konnte auch eine Infoveranstaltung keine Einigung herbeiführen.
Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) hatte dazu ins Rathaus Schöneberg eingeladen. Die Dezernentin sah sich in der Sache „widersprüchlichen Wünschen und Anforderungen“ von verschiedenen Seiten ausgesetzt.
Da ist einmal die Bürgerinitiative (BI). Eine Mehrheit wünscht zentral auf dem Breslauer Platz einen ganzjährig betriebenen Trinkbrunnen. Ihr bevorzugtes Modell stammt aus Wien. Es gibt aber auch Stimmen innerhalb der BI, die „nur“ einen Schmuckbrunnen haben wollen, zur städtebaulichen Aufwertung des Platzes und zur Förderung von Geselligkeit.
Dann ist da die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die seit Sommer 2017 mit verschiedentlichen Anträgen und Beschlüssen zum Brunnen in Erscheinung getreten ist. Und da sind die Marktleute, die vorgeben, überhaupt keinen Brunnen zu benötigen und fürchten, dass ein zentral aufgestellter die Marktabläufe behindert.
Das Bezirksamt und mit ihm Stadträtin Christiane Heiß hat nichts gegen einen Brunnen auf dem Breslauer Platz. Aber weil er nicht das Geschäft des Straßenamts ist und der Bezirk zudem keine Kosten tragen will, möchte sich Stadträtin Heiß mit einem von den Berliner Wasserbetrieben (BWB) installierten und gewarteten Mundsprinkler begnügen. Heiß: „Das ist nicht wenig.“
Der Vorwurf, den die Bürgerinitiative in der jüngsten Veranstaltung wiederholt hat: Die Stadträtin habe an der Öffentlichkeit vorbei mit den Wasserbetrieben einen Vertrag über einen nur halbjährig betriebenen Sprinkler geschlossen.
Die Wasserbetriebe hatten zu Jahresanfang mit den Arbeiten für eines ihrer beiden Standardmodelle begonnen, mussten sie aber einstellen. Unter anderem waren technische Probleme durch einen bislang unbekannten Fernwärmekanal im Boden aufgetreten.
Ein weiterer Paukenschlag für die Bürgerinitiative: Die Wasserbetriebe haben den Standort von der Mitte auf die Westseite des Platzes in die Lauterstraße unter einen Baum verlegt. Dazu äußert Marijke Höppner, BI-Mitglied und SPD-Verordnete: „Wir wollen einen Brunnen, der ganzjährig in Betrieb ist, einen Brunnen auf dem Platz, um seine Aufenthaltsqualität zu heben, einen Brunnen, der zum Platz passt.“
Die Wasserbetriebe haben deutlich gemacht, dass sie das Modell aus Wien, das auf einem Hydranten basiert, dessen Rohre bis 1,40 Meter in den Boden reichen, frostsicher und ganzjährig zu betreiben ist, nicht installieren werden. Die Zertifizierung des österreichischen Brunnens sei nicht mit der deutschen Zertifizierung identisch, sagt Jens Feddern, Leiter der Abteilung Wasserversorgung. Es gelte einen hohen Standard einzuhalten. Der Wiener Brunnen sei für das Berliner Wassernetz nicht geeignet, weil er die hiesigen hygienischen Voraussetzungen nicht erfülle, so Feddern. Ein BWB-Standardbrunnen hingegen könne schnell installiert werden und in Betrieb gehen, weil keine Sondergenehmigungen notwendig seien.
Einen möglichen Weg aus dem Streit hat der Moderator der Informationsveranstaltung, BV-Vorsteher Stefan Böltes (SPD), aufgezeigt. Die Wasserbetriebe entwickeln derzeit ein neues Brunnenmodell. Es könnte auf das existierende, den blauen „Kaiserbrunnen“ aufmontiert werden.
Die Bürgerinitiative setzt weiter auf ihren Wiener Brunnen und auf das im Januar neu angelaufene Trinkbrunnenaktionsprogramm des Senats im Umfang von einer Million Euro für 2018/19. Stadträtin Christiane Heiß will sich nur „auf das heute Machbare“ einlassen. Weitere öffentliche Veranstaltungen sollen folgen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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