7. "Kultour"-Rundgang am zweiten Oktoberwochenende
Bei Sabine Wild stapeln sich Kartons mit den 12 500 Programmbroschüren, 21 000 Postkarten und zahlreichen Postern. Ein halbes Jahr hat die Fotokünstlerin in die Vorbereitung investiert. Unterstützt wurde sie von der Kunsthistorikerin Andrea-Katharina Schraepler, die Führungen anbietet.
Der erste Atelierrundgang 2007 sei innerhalb von sechs Wochen ohne jegliche Förderung aus dem Boden gestampft worden, erinnert sich Wild. Damals hätten 30 Künstler teilgenommen.
"Es ist ein schönes Projekt, auch wenn es viel Arbeit macht", sagt Sabine Wild. "Die Leute sind hungrig nach Kultur und fragen sich: Warum sollen wir immer nach Mitte gehen?"
Im vergangenen Jahr kamen rund 4000 Besucher zur Kultour. Einzelne Ateliers zählten bis zu 500. "Es werden von Jahr zu Jahr mehr", freut sich Sabine Wild. "Die Leute kommen auch aus anderen Bezirken." Ähnliches geschehe auf der Seite der Künstler, berichtet die Fotografin aus der Eschenstraße. Künstler zögen extra nach Friedenau, um an den Tagen der offenen Ateliers teilnehmen zu können.
Die Südwestpassage-"Kultour" ist nicht kuratiert wie etwa das vergleichbare Format "Kunstdetektor" im benachbarten Charlottenburg-Wilmersdorf. "Nicht alle unsere Künstler sind Profis. Wir begreifen unsere Veranstaltung als eine Art Stadtteilfest", so Wild. Wer im Bereich der bildenden Kunst tätig ist und 75 Euro einzahlt, kann dabei sein. Und selbst da machen die Organisatorinnen Ausnahmen. "Wir haben ein paar Grenzgänger, diesmal eine Geigenbauerin und einen Möbelrestaurator."
Den Besuchern begegnen Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur, Fotografie, Keramik oder Papierkunst. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das "Büdchen" der Gruppe Social Knit Work Berlin. Vor dem Museumsshop "unser" wird ein Kiosk aus individuell bestrickten Latten aufgebaut. Der Kubus soll während des Rundgangs Kommunikations- und Verweilort sein.
Für viele Künstler ist die Kultour die einzige Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Sie lernen sich kennen. Partnerschaften für Projekte entstehen.
Dem Kunstinteressierten biete der Rundgang die einmalige Gelegenheit, nicht nur Kunstwerke und Kunsthandwerkliches am Ort ihrer Entstehen zu entdecken, sondern auch Einblicke in Orte der Kunstproduktion zu erhalten und mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen, sagt Südwestpassage-Pressesprecherin Dorothea Walther.
Neu: Alle Stationen, Informationen und Kommentare zur Kunst werden in der quarterland.net-App für das Smartphone angeboten. Neu sind auch die 1000 Buttons "Kunst-Kucker", die man für einen Euro das Stück beispielsweise im Wild Caffè, Südwestkorso 63, oder bei Südwestpassage-Fördermitglied und Berliner-Woche-Mitarbeiter Jürgen Anding in seinem Büro am Südwestkorso 10 erwerben kann.
Infopunkt ist das historische Postgebäude der PSD Bank, Handjerystraße 34-36. Sie unterstützt den Atelierrundgang. Weitere Partner sind das Nachbarschaftsheim Schöneberg und das Kleine Theater. Alle drei ergänzen das Programm mit künstlerischen Angeboten.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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