Deutscher Kulturrat warnt vor Schließung des Theaters Morgenstern
Der Spitzenverband der deutschen Kulturverbände und Ansprechpartner der Politik und Verwaltung hat in seiner Januar-Februar-Ausgabe 2015 "Politik und Kultur" auf die prekäre Lage des Kinder- und Jugendtheaters hingewiesen. "Erst wenn Empörung und schließlich Protest über mögliche Einschnitte oder gar eine Insolvenz entstehen, wird den Verantwortlichen bewusst, wie stark das Museum, Theater oder Orchester mit der Struktur und der Identität des Ortes verbunden ist", heißt es.
Der Deutsche Kulturrat hat das 1994 gegründete Theater in die Gefährdungskategorie 1 von insgesamt fünf - von 0 für "geschlossen" bis 4 für "Gefährdung aufgehoben/ungefährdet" - eingestuft und betont, dass das Theater mit 20.000 Zuschauern in rund 120 Vorstellungen im Jahr wichtige Kultur- und Bildungsarbeit leiste.
Weil Kinderlachen womöglich Arbeitsabläufe im Finanzamt für Fahndung und Strafsachen behindert, muss das Theater seine angestammte Spielstätte, den Schlesiensaal im Rathaus Friedenau, verlassen, heißt es in der Begründung, nicht so aber der Tanzsportclub "Blau-Silber", der den Saal ebenfalls nutzt und für den sogar ein zusätzlicher Eingang geplant ist. "Auch die etablierte Stadtteilbibliothek muss ausziehen. Ohne neue Spielstätte oder den Erhalt der alten muss das Kinder- und Jugendtheater seinen Spielbetrieb einstellen", so der Deutsche Kulturrat. Das Finanzamt soll in diesem Jahr in das Rathaus Friedenau einziehen. "Im Sommer soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Theatermacher Pascale Senn Koch und Daniel Koch sehen ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Kulturstaatssekretär Tim Renner sagte Ende 2014, er sei sich mit dem Finanzsenator einig, dass sowohl die Steuerfahndung "einen wichtigen Job für die Stadt macht, als auch das Theater Morgenstern mit unseren Kindern einen wichtigen Job für die Stadt erledigt". Renner sprach von einer "allumfassenden Zusage" des Senators, Tanzen, kulturelle Bildung von Kindern und Steuerfahndung in einem Haus möglich zu machen. Bislang sind in dieser Frage noch keine Erfolge erzielt worden.
Der Bezirk wird vermutlich zwei weitere wichtige Kinder- und Jugendtheater verlieren: Das Jugendtheater "Strahl" im Kulturzentrum "Weiße Rose" am Wartburgplatz plant seinen Umzug in ein eigenes Haus am Ostkreuz. Dort will die Bühne mit dem Deutschen Jugendherbergswerk eine "Kulturherberge" gründen. Ein Antrag auf Fördermittel bei der Lotto-Stiftung läuft. Vor dem Aus in diesem Jahr steht zudem das Puppentheater "Hans Wurst Nachfahren" am Winterfeldtplatz. Hier wurde der Mietvertrag gekündigt.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.