Angelika Schöttler trifft den Naturkonzept-Künstler und Philosophen Bringfried Johannes Pösger
Friedenau. Bürgermeisterin Angelika Schöttler macht zurzeit einen Streifzug durch Künstlerateliers im Bezirk und hat den Maler und Berliner-Woche-Reporter Horst-Dieter Keitel eingeladen, sie zu begleiten. Diesmal stand der Naturkonzept-Künstler und Philosoph Bringfried Johannes Pösger auf der Besuchsliste.
1949 in Wittenberg geboren und in Steglitz aufgewachsen, hatte Pösger zunächst auf Lehramt studiert und in jungen Jahren einige Zeit als Grundschullehrer gearbeitet – bis er sozusagen sein künstlerisches Erweckungserlebnis in Form einer alten, am Straßenrand entsorgten Matratze hatte. Er befreite die Sprungfeder von allem Drumherum, hängte sie an die Wand und steckte 800 Rosen hinein.
Das ist inzwischen beinahe vier Jahrzehnte her, aber die Sprungfeder hängt noch heute samt in der Verwelkungsphase konservierter Rosen über seinem Sofa und ist der Hingucker im Wohnzimmer. Die Bürgermeisterin ist echt beeindruckt und stellt ganz praktisch die Frage, wie da denn Staub gewischt wird. Aber auch der Staub hat in Pösgers Naturkonzept-Philosophie seinen Platz. „Hinter meiner Arbeit verbirgt sich nicht nur Freude am Umgang mit den gewachsenen Materialien, an ihrer tastbaren Sinnlichkeit, ihren optischen Reizen. Es ist auch Ausdruck des gedanklichen Hintergrunds, der Notwenigkeit einer Rückbesinnung auf die natürlichen Ressourcen, des Begreifens unserer Einbettung in ein zu unserer Welt gehörendes organisches Gefüge“, so der stets völlig weiß gewandete Künstler.
Weiß ist auch sein ansonsten von Zweigen, Ästen, Blättern und diversen anderen Fundstücken dominiertes Lebenskunst- und Naturkonzept-Atelier, das er seit 1999 im Souterrain an der Stubenrauchstraße 4 betreibt. Seine gesammelten Naturmaterialien verwandelt der Künstler in unterschiedlichste und durchaus beeindruckend dekorative Kunstwerke. Angelika Schöttler bemerkt eine an der Wand hängende Batterie Reisig und Unmengen getrockneter Blätter, was sie zu der Frage veranlasst, ob das noch Material oder schon Kunst sei.
Die Grenzen sind fließend und für Pösger nur ein weiterer Beweis, dass sein Konzept auch bei der Bürgermeisterin aufgegangen ist. „Die Idee ist, nicht einfach nur mit Natur zu arbeiten, sondern mit Natur kooperativ zu arbeiten“, erklärt der Philosoph und fügt hinzu, dass heute sowieso niemand noch mit Gewissheit sagen könne, was Kunst ist und was nicht. Entweder es gefällt oder nicht.
Dieses Muster kennt Schöttler aus der Politik zur Genüge und betont zum Abschied, dass sie Natur und insbesondere auch Matratzen und Rosen künftig „sicherlich auch noch aus einer anderen Perspektive“ betrachten wird. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.