Ehrenmal für ehemaligen Schüler Günther Smend eingeweiht

Mit militärischen Ehren: Angehörige der Bundeswehr legen vor dem Ehrenmal für Günther Smend einen Kranz nieder. | Foto: KEN
2Bilder
  • Mit militärischen Ehren: Angehörige der Bundeswehr legen vor dem Ehrenmal für Günther Smend einen Kranz nieder.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Ein dunkelbrauner Rahmen; auf weißem Grund die wichtigsten Lebensdaten, drei Sentenzen aus einem Apostelbrief an Timotheus; vorgeblendet zwei Fotos: ein Mann in Wehrmachtsuniform und als junger Familienvater. So hat Ingo Zeißig, Künstler und Sekundarschulrektor der Friedrich-Bergius-Schule, das Ehrenmal für den ehemaligen Schüler Günther Smend gestaltet. Mit militärischen Ehren ist es eingeweiht worden.

Smend, von 1921 bis 1924 Schüler der Schule am Perelsplatz, hatte als Oberstleutnant im Generalstab auf Bitten des Hitler-Attentäters Claus Stauffenberg den – vergeblichen – Versuch unternommen, seinen Vorgesetzten, Generalstabschef Kurt Zeitzler, für den Staatsstreich zu gewinnen. Zeitzler verriet ihn nicht. Dennoch wurde Günther Smend am 1. August 1944, damals 31 Jahre alt, auf dem Lehrter Bahnhof verhaftet, in die Gestapo-Zentrale geschafft, mutmaßlich unter Folter verhört, in einem Schauprozess am 29. August unter Vorsitz des berüchtigten Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 8. September in Plötzensee gehängt.

Warum beschäftige sich eine Schule mit einem 70 Jahre alten Ereignis, das zudem noch ein fehlgeschlagenes Attentat gewesen sei, fragte Schulleiter Michael Rudolph in seiner Begrüßungsrede. Die Schule, so Rudolph, sei neben der Familie der Ort, an dem Erfahrungen und Traditionen eines Volkes an die kommende Generation weitergegeben werde. Heute lebe eine glückliche Generation, sagte der Schulleiter. "Unsere Jugendlichen kennen nur Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte." Früher sei es anders gewesen. Von 1000 Absolventen der Schule zwischen 1897 und 1945 seien 400 in den beiden Weltkriegen gefallen. Hitler habe nur wenige Monate gebraucht, um eine furchtbare, menschenverachtende Diktatur zu errichten. "Die Weimarer Republik", so Michael Rudolph, " ist gescheitert, weil es zu wenige Republikaner gab." Menschen wie Günter Smend mahnten, sich für die Demokratie zu engagieren.

Ein authentischer Ort wie das Ehrenmal in der Friedrich-Bergius-Schule fördere das Gedenken, so Generalmajor Josef Blotz in seinem Grußwort. "Günther Smend hat einen guten Kampf gekämpft", sagte der Bundeswehroffizier.

In einer bewegenden Ansprache schilderte Smends Sohn Axel, Kuratioriumsvorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944, seine persönliche Annäherung an den Widerstand seines Vaters. Berlin, so der 73-Jährige, sei der Ort gewesen, an dem sein Vater die schwierigste Entscheidung seines Lebens getroffen habe. Sein Vater sei ein Familienmensch gewesen. Seine letzten Gedanken hätten Frau und Kindern gegolten, "wissend, dass sie 'Verräterfamilien' würden". "Wir haben nie mit dem Weg des Vaters gehadert. Wir sind ihm dankbar", sagte Axel Smend.

Die Anregung für die Ehrung gab Sigrun Marks. Sie ist Sprecherin der Friedenauer Stolpersteininitiative. Ihr Vater war 1939 Günther Smends Trauzeuge.

Mit militärischen Ehren: Angehörige der Bundeswehr legen vor dem Ehrenmal für Günther Smend einen Kranz nieder. | Foto: KEN
Das Ehrenmal für den Widerstandskämpfer Günther Smend schuf der Künstler und Sekundarschulrektor Ingo Zeißig. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 382× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 680× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 658× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.065× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.