Um an Fördergelder zu kommen, müssen Vereine großen bürokratischen Aufwand betreiben
Berlin. Wer mit seiner ehrenamtlichen Arbeit etwas erreichen möchte, sollte früher oder später Fördergelder beantragen. Doch der Weg dorthin ist voller bürokratischer Hürden und auch die Verwaltung der finanziellen Mittel ist alles andere als leicht.
Das Problem beginnt damit, dass Fördermittel fürs Ehrenamt in der Regel nur projektbezogen fließen. Davon kann Angela Meyenburg, die Gründerin und Geschäftsführerin von KulturLeben Berlin, ein Lied singen. Ihr Verein vermittelt seit 2010 kostenlose Veranstaltungs-tickets für Menschen mit geringem Einkommen. In ihrer Datenbank sind mehr als 15.000 Gäste. Fördermittel vom Staat hat der Verein dafür noch nie erhalten.
Je Projekt ein Antrag
Zwei Hauptamtliche kann KulturLeben Berlin derzeit projektbezogen beschäftigen, da die Aktion Mensch den Verein drei Jahre lang für seinen Einsatz für die kulturelle Teilhabe von Geflüchteten unterstützt. Endet das Projekt, gibt es kein Geld mehr und auch kein hauptamtliches Personal. „Was mache ich dann mit den rund 2500 bis 3000 hinzugekommenen Gästen und ihren Begleitern?“, fragt Angela Meyenburg.
Ähnlich geht es auch dem Verein SolidariGee, der sich um geflüchtete Kinder und Jugendliche kümmert. „Jedes Projekt bedarf eines eigenen Antrags“, sagt die Gründerin und Projektleiterin Susann Pham Thi. „Das ist ein hoher formaler Aufwand“, bestätigt Dr. Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Im Vorfeld sei kaum kalkulierbar, welche Summe an Fördermitteln für kommende Projekte zur Verfügung stehen wird. Die Fördermittel müssen dann in der begrenzten Projektlaufzeit von oft nur wenigen Monaten oder sogar Wochen ausgegeben werden. Dies funktioniere nur mit einer straffen Planung.
Berichte ohne Ende
Eine hauptamtliche Stelle kann SolidariGee aufgrund dieser Situation derzeit nicht realisieren. Das sei das Dilemma, so Dr. Ansgar Klein: „Der Aufwand, einen Antrag zu stellen, setzt im Grunde schon erfahrene Hauptamtliche voraus.“ Und mit der erfolgreichen Antragstellung ist es ja nicht getan.
Denn dann muss anhand von Zwischen- oder Abschlussberichten gegenüber der jeweiligen Vergabestelle nachgewiesen werden, dass die Gelder dem genannten Zweck dienen. Bei vielen Vereinen laufen jedoch etliche Projekte parallel. „Mehrere Abrechnungen pro Jahr sind dann die fürchterlich aufwendige Konsequenz“, sagt Susann Pham Thi.
„Der Aufwand hat aber nicht nur mit Bürokratie zu tun“, gibt Dr. Ansgar Klein zu bedenken. Es sei richtig und wichtig zu belegen, dass die Gelder dem Gemeinwohl zufließen. Vor allem bei öffentlichen Mitteln, die letztendlich von den Steuerzahlern kommen.
Auch Angela Meyenburg hält Evaluation für sinnvoll. Allerdings würde sie sich ein unabhängiges Fachgremium wünschen, das über die Förderung oder deren Fortsetzung entscheidet. Weniger Aufwand, gerade bei kleineren Budgets, dafür plädiert der Geschäftsführer des BBE. Er verlangt mehr niedrigschwellige Service- und Beratungsangebote, um im Beantragungsdschungel durchzusteigen. Für vereinfachte Anträge, mehr Verständlichkeit und Transparenz sprechen sich Angela Meyenburg und Susann Pham Thi aus.
Förderzeiträume zu kurz
Beide wünschen sich längere, weniger projektbezogene Förderzeiträume, um mit Personal und Sachkosten längerfristig planen zu können. „Ehrenamt braucht einen verbindlichen Rahmen“, bringt Angela Meyenburg ihr Anliegen auf den Punkt. „Ehrenamt ist per Definition eine Arbeit, die freiwillig, gemeinwohlorientiert und unentgeltlich erfolgt“, sagt hingegen die Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement Hella Dunger-Löper. „Eine systematische Regelförderung für die alltägliche Arbeit ehrenamtlicher Organisationen würde deshalb dem Geist ehrenamtlicher Arbeit widersprechen.“ -sr
Autor:Stefanie Roloff aus Friedenau |
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