1200 Bürger nahmen an Kundgebung gegen Antisemitismus teil

Friedenau. Am 28. August wurden in der Beckerstraße Rabbiner Daniel Alter und seine sechsjährige Tochter überfallen. Nachdem Alter die Frage, ob er Jude sei, bejaht hatte, wurde er von Jugendlichen vermutlich arabischer Herkunft geschlagen und beleidigt.

Der 53-Jährige wurde von vier Jugendlichen attackiert. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Seiner Tochter drohten die Angreifer sogar mit dem Tod. Die Tat wurde umgehend von sämtlichen Seiten aufs Schärfste verurteilt und löste eine Debatte über - wenn auch teilweise versteckten - Antisemitismus in der Gesellschaft aus. Jüdische Organisationen, der israelische Außenminister, Berlins Landesregierung, Mitglieder der Bundesregierung aber auch Vertreter muslimischer Verbände zeigten sich schockiert. Und auch im Kiez sitzt der Schock tief. Anwohner gründeten spontan eine Initiative und riefen für Sonntag gemeinsam mit der evangelischen Philippus-Nathanael-Kirchengemeinde und den Friedenauer JuSos zu einer Kundgebung auf dem Grazer Platz, in Sichtweite zum Tatort, aufgerufen. Rund 1200 Bürger kamen. Bereits im Vorfeld verschickten sie einen Text, in dem sie den Angriff verurteilten und ihn als "brutalen antisemitischen Überfall auf unseren Nachbarn" bezeichneten. Die Anwohner betonen auch, "dass wir keinerlei antisemitische Beschimpfungen, Drohungen, Beleidigungen oder gar Gewalttaten gegen in unserem Stadtteil lebende Menschen dulden". Weiter: "Wir sind stolz darauf, Rabbiner Daniel Alter und seine Familie als unsere Nachbarn zu haben und wollen alles dafür tun, dass jüdisches Leben in Sicherheit und ohne Angst in diesem Stadtteil, in diesem Bezirk, in dieser Stadt, in diesem Land stattfinden und sich entwickeln kann."

Auch Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) erklärte, dass sie entsetzt über den feigen Angriff sei und erklärte im Namen des Bezirksamts, Tempelhof-Schöneberg sei ein "weltoffener Bezirk, in dem alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, Herkunft oder Religion, miteinander friedlich leben".

Die Tat bezeichnete sie als einen "ungeheuerlichen Fall von offenem Antisemitismus." Alle gesellschaftlichen Kräfte seien aufgefordert, sich gegen solche Taten zu wehren.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 942× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.000× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.