Bergius-Schule zeigt Bilder des Sportparks Friedenau
Friedenau. Die heute hier lebenden Friedenauer haben keine eigenen Erinnerungen mehr an den einst sogar international berühmten Sportpark. Die Anlage zwischen Bundesallee und Perelsplatz wurde 1905 geräumt.
Umso größer ist der Stolz von Michael Rudolph, Leiter der Friedrich-Bergius-Oberschule direkt gegenüber dem ehemaligen Sportgelände. Seit wenigen Jahren betreibt er hier Deutschlands einziges schuleigenes Stadtteilmuseum und hat sich seitdem vor allem auch mit der Sportanlage beschäftigt, die 1896 eröffnet und nicht einmal zehn Jahre später wieder geschlossen wurde. Nun hat er im Foyer der neuen Sporthalle eine kleine Dauerausstellung eröffnet, bei der vor allem Vergrößerungen alter Postkarten vom Sportpark zu sehen sind. Die hier gebotenen Ansichten sind tatsächlich spektakulär: Der Blick eines Fotografen wandert beispielsweise vom heutigen S-Bahnhof Bundesplatz ungehindert über die Sportfläche hinweg direkt zum Gebäude der heutigen Bergiusschule am Perelsplatz. Auch vom Friedrich-Wilhelm-Platz aus gab es eine freie Sichtachse bis zum Schulhaus. "Versuchen Sie das heute mal, da sehen Sie an beiden Stellen nur noch ein Häusermeer", so Michael Rudolph bei der Ausstellungseröffnung.
Das Areal des Sportparks füllte die gesamte Fläche zwischen der heutigen Bundesallee, der Sarrazinstraße sowie der Handjery- und Varziner Straße. Ende des 19. Jahrhunderts wollte die Stadt Berlin hier eigentlich ein Gaswerk bauen - doch die Friedenauer wehrten sich erfolgreich. Eine daraufhin gegründete Sportpark-Aktiengesellschaft entwickelte stattdessen die 1896 eröffnete Anlage mit einer 500 Meter langen Zementbahn, die die erste ihrer Art im Großraum Berlin gewesen sein soll. Hier wurden "Der große Preis von Deutschland" oder das "Goldene Rad von Friedenau" gewonnen. "Die Wettkämpfe hatten durchaus den Rang einer Deutschen Meisterschaft", unterstreicht Rudolph. Die Friedenauer Sportanlage sei entsprechend auch international bekannt gewesen.
1905 haben die Betreiber ihr Grundstück allerdings dem zunehmenden Verwertungsdruck geopfert: Hatten sie es gerade einmal zehn Jahre vorher für 1,2 Millionen Goldmark gekauft, verkauften sie es jetzt für fast drei Millionen an die Berlinische Boden-Gesellschaft. Innerhalb kürzester Frist entstand daraufhin die dichte Wohnbebauung des Wagner-Viertels.
Die Ausstellung in der Schule am Perelsplatz ist nach Vereinbarung unter 902 77 79 10 kostenfrei zu sehen. Infos auch unter www.friedrich-bergius-schule.de
Ralf Liptau / flip
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