Chilenischer Gastschüler lernt deutschen Alltag kennen

Eindrücke aus der Heimat: Mathías zeigt seiner Gastfamilie einen Bildband aus Chile. | Foto: Liptau
  • Eindrücke aus der Heimat: Mathías zeigt seiner Gastfamilie einen Bildband aus Chile.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Friedenau. Seit die eigene Tochter im vergangenen September für ein Jahr in die USA zog, lebt Mathías aus Chile bei Familie Germar-Ernst in Friedenau. Das ist nicht nur für ihn eine einmalige Erfahrung - auch die Gastfamilie hat sich seither verändert.

"Ich frage mich schon manchmal: Was denkt eigentlich Mathías über unsere Familie, findet der uns komisch?", sagt Karin Germar. Sie denke viel mehr über sich selbst und die Familie nach, seitdem sie ihre Wohnung mit dem Gast aus Chile teilen. "Ich versuche, mich insgesamt ein wenig makelloser zu verhalten", scherzt sie.

Vor vier Monaten ging die 16-jährige Tochter für ein knappes Jahr zu Gasteltern in die Vereinigten Staaten. Der Hamburger Verein AFS Interkulturelle Begegnungen schickt jedes Jahr über 1000 Schüler aus Deutschland zu Gastaufenthalten in 50 Ländern auf der ganzen Welt. Rund 700 Schüler aus dem Ausland besuchen Deutschland mit Hilfe der Organisation.

"Als unsere Tochter ging, wurden wir gefragt, ob wir auch jemanden aufnehmen würden", erklärt Vater Michael Ernst. "Es ist ja logisch, dass es auch hier Familien geben muss, die das machen", sagt die Mutter. Also hätten sie sich - sozusagen aus Gründen der Fairness - dazu entschlossen, Mathías den Aufenthalt in Friedenau zu ermöglichen.

Und der fühlt sich inzwischen pudelwohl. Seit Anfang des laufenden Schuljahrs besucht der 17-Jährige das Rückert-Gymnasium am Innsbrucker Platz und geht dreimal in der Woche zum Volleyball. Mit seinem Gastvater trainiert Mathías außerdem für die Teilnahme am Halbmarathon.

Mit dem Alltag einer Berliner Familie macht sich der Gast also ganz automatisch vertraut. Auf die Frage, ob er sie denn ein wirklich ein wenig komisch findet, lächelt er charmant und schweigt ansonsten erst einmal. Er wundere sich vor allem, dass in Deutschland so viel Brot gegessen werde und die warme Mahlzeit meistens erst abends auf den Tisch komme. Ungewohnt auch: Bei Familie Germar-Ernst werden die Pflichten im Haushalt aufgeteilt. Und da ist eben auch Mathías immer wieder an der Reihe.

"Es ist wichtig, dass er sich hier nicht als Gast fühlt sondern als echter Teil der Familie", sagt Karin Germar. Deswegen müsse er eben genauso die Spülmaschine ausräumen wie sein 13-jähriger Gastbruder Hannes. Und weil Mathías inzwischen eben richtig dazugehört, werde über den Spülmaschinendienst genau so gestritten wie in jeder anderen Familie.

Informationen zum Verein ASF Interkulturelle Begegnungen gibt es unter www.asf.de und 040/399 22 20.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 397× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.004× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 604× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.