Erste Seniorendisco Berlins wird 38
Einen runden Geburtstag geben die 38 Jahre nicht ab. Trotzdem hat Michael Borge Anfang Dezember eine Jubiläumsgala für seine Seniorendiscothek veranstaltet. "Das mache ich jedes Jahr", sagt der 64-jährige DJ. Denn mit seinen Gästen, von denen die meisten das ganze Jahr über regelmäßig Montag für Montag kommen, will er alle zwölf Monate ein richtig großes Fest feiern. Im Feiern sind seine Besucher erprobt: "Die meisten, die hier aufschlagen, werden zu Stammgästen", sagt Borge. Eine seiner Besucherinnen komme seit 29 Jahren jeden Montag. Und genießt mit rund 60 anderen Gästen das, was Borge schon seit 1974 anbietet. Eine Mischung aus Musik, Tanz, Spiel und Unterhaltung. In den ersten Jahren sei das etwas völlig Neues gewesen. "Dass ein DJ mit dem Publikum arbeitet und es einbezieht, hat es vorher nicht gegeben", ist Borge überzeugt. Und für ältere Menschen schon mal gar nicht. "Da gab es höchstens mal einen bunten Nachmittag. Ich wollte da etwas Neues machen." In den 70ern sei eine Diskothek nur was für die Jungen gewesen. "Da wurde man ab 30 schon schräg angeschaut."
Ob sein Angebot heute noch so einzigartig ist wie damals, weiß Borge selbst nicht recht zu beantworten. "Dass ich einer unter vielen bin, das kann nicht sein", ist er sich allerdings sicher. Durch seine eigentliche Arbeit bei einem Musikverlag komme er immer wieder in Kontakt mit Schlagerstars, die er dann auch mal mit in die Disco bringen kann. Das könnten sich andere gar nicht leisten. Und wenn doch einer mal etwas ähnliches anbiete komme das "höchstwahrscheinlich daher, dass die Kollegen sich angenähert haben."
Der Erfolg seiner Veranstaltung spricht für diese Sichtweise. Auch wenn die "neuen Alten" heute lieber auf Kreuzfahrt gehen statt sich zum Tanzen zu Treffen, kann er sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren. Jeden Montagnachmittag kommen zwischen 50 und 70 Besucher in die Tanzschule Keller in der Rheinstraße. Die Jubiläumsgala sei beinahe ausverkauft gewesen. Altersmäßig sei das Publikum dabei bunt gemischt zwischen Ende 40 und Mitte 90, die meisten seien allerdings Frauen. Dennoch freut sich Borge immer über neue Gesichter. Und verspricht: "Bei uns bleibt keiner lange allein." Und das soll auch noch eine Weile so bleiben: "Ich höre erst auf, wenn keiner mehr kommt."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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