Im Krankenhaus wird der Ernstfall geprobt

Was ist genau passiert? Krankenpfleger Andreas Becht befragt die beiden "Opfer" Jenny Stolze und Björn Niedergall. | Foto: Liptau
  • Was ist genau passiert? Krankenpfleger Andreas Becht befragt die beiden "Opfer" Jenny Stolze und Björn Niedergall.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Friedenau. Solche Schlagzeilen will man nur lesen, wenn sie nicht stimmen: Bei einer Explosion sind giftige Dämpfe ausgetreten, zahlreiche Menschen wurden dabei kontaminiert. Acht Personen kamen mit giftigen Staubpartikeln ins Auguste-Viktoria-Krankenhaus. Diesen Ernstfall haben die dortigen Mitarbeiter der Dekontaminierungsstelle am Freitag geübt.

"Irgendwann bin ich immer ganz in der Rolle drin, da pocht das Herz dann gewaltig", so Cornelia Schulz, kurz nachdem sie (fiktiv) eine Explosion überlebt hat und dabei mit giftigen Stoffen in Berührung kam. Im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in der Rubensstraße wurde sie gründlich abgeduscht. Jetzt stärkt sie sich bei einer Schnitte Brot. Und die Verletzungen sind mit dem Wasserstrahl auf einmal verschwunden. Genauso wie die Geschichte nur erfunden war, waren die Wunden im Gesicht nur aufgemalt. Katastrophenübung im Krankenhaus - da soll bis zum Ende alles so echt wie möglich wirken. Und sogar bei den Darstellern das Herz pochen. Einmal im Jahr wird in Friedenau der Ernstfall geprobt, damit bei einer echten Kontaminierung alles glatt läuft. "Eigentlich werden wir in so einem Fall von den Rettungskräften gar nicht angefahren, weil es stadtweit drei zentrale Anlaufstellen gibt", erklärt Reinald Wodinski, Krankenpfleger in der Rettungsstation und verantwortlich für das Dekontaminierungsteam. Trotzdem könne es sein, dass sogenannte Streupatienten auf eigene Faust nach einem Unglück ins Krankenhaus kämen. Dann gelte es unter anderem, Schaden von den anderen Patienten abzuhalten. Am Freitag war deshalb vom Empfang bis zur Dekontaminierungsstelle eine Schneise durch das Gelände abgesperrt, entlang des Wegs standen Rettungshelfer mit knallblauen, luftdichten Anzügen. Und sahen ein wenig wie Marsmenschen aus. "Es ist total schwer, darin zu laufen", so Rettungsschwester Karin. "Man muss ständig aufpassen, dass man nicht stolpert. Und ein bisschen kalt ist es heute auch in den Anzügen."

Kalt war am Ende auch den Opfer-Darstellern. Im Ernstfall wären sie zehn Minuten lang nackt abgeduscht worden. Am Freitag hatten sie Badekleidung unter ihren Pullovern. "Das Wasser war aber ziemlich frostig", klagte Cornelia Schulz am Ende. Spaß habe es trotzdem wieder gemacht.

Auch Tina Zimmermann will bei nächster Gelegenheit wieder mitmachen. Die Darsteller wurden allesamt vom Arbeiter-Samariter-Bund entsandt. Bei sämtlichen Übungen dieser Art treffen sie sich in dessen Räumen in der Seestraße in Wedding und suchen sich aus einem Katalog ihre Wunsch-Verletzungen aus.

"Zur Rollenbeschreibung gehört auch, dass dort steht, ob man nun hysterisch, apathisch oder sonst wie sein soll", erklärt Schulz. Wichtig sei, dass man selbst und auch die Krankenhausmitarbeiter die Rolle ernst nehmen. "Denn hinterher muss man sich ja auch fragen können: Hätte ich das jetzt überlebt, wenn alles wirklich so gewesen wäre?"

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 235× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 944× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.003× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.