Kleines Theater startet Ende August in die 40. Spielzeit
Das ist schon was: Mit seinen 40 Jahren gehört das Kleine Theater an der Ecke Südwestkorso/Taunusstraße zu den Oldies in der so genannten "freien Theaterszene" der Hauptstadt. Vor allem seit der Ostteil bei den Kreativen so sehr im Trend liegt, ist Bewegung in die Theaterlandschaft gekommen. Seit sieben Jahren leitet Karin Bares das Kleine Theater. In der Zeit hat sie natürlich versucht, das Traditionshaus weiter zu entwickeln. Zu jeder Spielzeit bringt sie neue, selbst produzierte Stücke auf die Bühne. Dennoch: "Wir sind im besten Sinne des Wortes konventionell geblieben", sagt sie nun, im 40. Jubiläumsjahr. "Hier ist nicht der Ort für experimentelles Theater." Im Mittelpunkt der Stücke würden seit je her die Nacherzählung interessanter Lebenswege stehen sowie Themen der Zeitgeschichte. "Wir wollen unser Publikum natürlich unterhalten", sagt Bares. "Aber wir wollen sie nicht mit flachen Gags zum Prusten bringen." Der Zuschauer solle das Kleine Theater "angeregt und berührt" verlassen. Soll also auch eine ernsthafte Botschaft mit nach Hause nehmen, ohne dass die Stücke dabei zu belehrend wirken.
Mit dem Konzept ist das Theater erfolgreich, seitdem es die Theaterwissenschaftlerin Sabine Fromm 1973 im ehemaligen Kino am Südwestkorso gegründet hat. Fünf Jahre nach ihrem Tod 2001 hat die Regisseurin Bares übernommen. Finanziert wird das Theater mit lediglich 99 Plätzen zum großen Teil vom Senat über die so genannte Konzeptförderung. Alle vier Jahre wird entschieden, ob und wie es weitergeht. Dabei habe es vor allem nach dem Tod der Gründerin immer wieder bange Momente gegeben. Inzwischen scheint sich das Haus allerdings wieder als feste Institution etabliert zu haben. Bares ist mit der Auslastung ihres Hauses zufrieden. Rund ein Fünftel der Besucher kommt von außerhalb, der Rest vor allem aus der näheren Umgebung. "Damit sind wir auch ein Kieztheater", sagt sie mit Betonung auf dem "auch". Die Besonderheit für die Menschen in der Nachbarschaft sei die Verlässlichkeit. "Viele entscheiden ähnlich wie beim Kino ganz spontan, dass sie noch am gleichen Abend bei uns vorbeischauen. Oft fragen sie gar nicht, was gespielt wird, und verlassen sich darauf, dass es ihnen gefällt", so Bares.
Deshalb will sie auch im Jubiläumsjahr "im besten Sinne versuchen, die bisherige Linie fortzuführen". Am 30. August startet die neue Spielzeit mit der Premiere von "Ein fliehendes Pferd" nach der gleichnamigen Novelle von Martin Walser. Für den November versprechen die Theatermacher ein Stück zu Kennedy. Zum Jubiläum, so betont es die Chefin, werde es "kein Feuerwerk aus bunten Knallbonbons" geben. Wahrscheinlich ist das Jubiläum an sich einfach das schönste Geschenk.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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