Theater Morgenstern droht der Verlust der Spielstätte
2015 zieht das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen in das Rathaus. Publikumsverkehr ist dann nicht mehr erwünscht. Die etablierte Stadtteilbibliothek muss ausziehen. Der Schlesiensaal, für den das Theater Miete zahlt, wird von der Finanzbehörde zwar nicht gebraucht, aber ebenfalls dicht gemacht. Und das Kinder- und Jugendtheater steht auf der Straße.
Das Ensemble hatte erst aus der Berliner Woche von seinem Rauswurf erfahren. "Das sollte wohl geheim gehalten werden", mutmaßt Pascale Senn Koch, die gemeinsam mit ihrem Mann Daniel das Theater gegründet hat. Beide haben sich nun auf die Suche nach einer anderen Spielstätte gemacht. Tempelhof-Schöneberg sei ihr Arbeitsschwerpunkt. Sie wollen hier bleiben. Doch die eingeholten Angebote sind entweder in der Miete zu teuer oder für den Spielbetrieb ungeeignet.
Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und ihre Stadtratskollegen haben zwar ihr Bedauern ausgedrückt, sehen sich aber bisher nicht in der Lage, etwas für die Bühne zu tun. "Der politische Wille fehlt bei den Stadträten. Sie denken nur ans Sparen", lautet der Vorwurf der Theatermacher.
Das Theater Morgenstern will nun mit einer Reihe von Aktionen die Bezirksverordneten wachrütteln. Auftakt dafür war am 21. Mai im Rathaus Schöneberg. Im Büro der Bezirksverordnetenversammlung übergaben die Theaterleiter gemeinsam mit den Ensemble-Mitgliedern Selim Çinar und Alex Schmidt 55 Päckchen. Darin jeweils ein Anschreiben, die erste Ausgabe der Theater-Zeitung "Morgenstern" und eine Requisite "zur Aufbewahrung", bis eine neue Spielstätte gefunden ist.
Die Bürgermeisterin und ihre Stadträte bekamen extra ein Päckchen: Es enthielt für Angelika Schöttler eine Krone, für Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) einen Winkel, für Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Grüne) einen goldenen Ball. Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) wurde mit einem Stickrahmen, Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) mit einem Säbel bedacht.
Weitere Aktionen sind geplant. Sie folgen dem Aufbau eines Dramas. Das Theater hofft auf ein Handeln der Verordneten. Sollte am Ende nichts geholfen haben, eröffnet die Bühne am 31. Dezember auf dem Breslauer Platz einen "Requisiten-Friedhof". Dann wird der Fundus verkauft.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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