Freiwillige Arbeit abschaffen? Neue Gewerkschaft fordert mehr staatliches Handeln

Protest-Fahrradtour der GEFA am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts. | Foto: Christian Vagt
  • Protest-Fahrradtour der GEFA am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts.
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Berlin. Die Gewerkschaft für Ehrenamt und Freiwillige Arbeit (GEFA) setzt sich kritisch mit bürgerschaftlichem Engagement auseinander. Der Sozialstaat soll wieder mehr Verantwortung übernehmen.

Was ist die GEFA? Das Bündnis von ehrenamtlich Tätigen und freiwillig Engagierten mit Sitz in Berlin vertritt deren politische, soziale und kulturelle Interessen. Gegründet hat sich die Gewerkschaft vor dem Hintergrund des „Sommers der Migration“. Seit dieser Zeit engagieren sich zahlreiche Helfer für die Geflüchteten und übernehmen der GEFA zufolge Aufgaben, die „eigentlich in sozialstaatlicher Verantwortung“ liegen.

Wofür steht die GEFA? „Ehrenamt ist wie ein frisch gebackener Apfelkuchen. Alle finden’s gut!“, heißt es in einem Film der GEFA. Aber: „Es ist uns keine Ehre, eine Arbeit zu tun, die ohne den Abbau des Sozialstaats gar nicht notwendig wäre“, stellt die GEFA dazu fest. Und sie wehrt sich gegen die staatliche Indienstnahme von Freiwilligenarbeit. Auch mithilfe von Aktionen und Streiks wie am Tag des Ehrenamts am 5. Dezember. Die Vernetzung möglichst vieler Ehrenamtlicher ist ihr ein Hauptanliegen.

Was fordert die GEFA? Die Gewerkschaft kämpft dafür, „diejenigen gesellschaftspolitischen Bedingungen zu verändern, die Freiwilligenarbeit strukturell erst notwendig machen“. Unentgeltlich erbrachte und durch Spenden finanzierte Leistungen sollen überflüssig werden. Darüber hinaus fordert sie gleiche soziale Grundrechte wie den Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung für alle, besonders für Geflüchtete.

Sind die Forderungen sinnvoll? Die Landesfreiwilligenagentur Berlin hält die Frustration durch die Asylpolitik und den Wunsch, Freiwillige zu entlasten, für „nachvollziehbar“. Das Ehrenamt überflüssig zu machen, sei aber keine Option. Als wichtig wird stattdessen die Zusammenarbeit aller Akteure angesehen, um Krisen im sozialen Bereich zukünftig besser zu lösen. Dass die freiwillige Arbeit dabei kein Ersatz für sozialstaatliches Handeln sein darf, das sieht auch die Landesfreiwilligenagentur so.

Was sagt das Land Berlin zu den Forderungen? Elke Breitenbach, die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales definiert bürgerschaftliches Engagement als eine „wichtige Säule für den Zusammenhalt unseres Gemeinwesens“. Zu unterscheiden sei zwischen staatlichen Pflichtaufgaben, die der Staat auch zu erfüllen hat, und dem ehrenamtlichen Engagement. „Wir wollen und können auf den ehrenamtlichen Einsatz nicht verzichten und dürfen die Helferinnen und Helfer dabei nicht alleine lassen,“ sagt sie.

Ist die GEFA überhaupt eine Gewerkschaft? Die Landesfreiwilligenagentur Berlin sieht in der Initiative keine Gewerkschaft, „denn die Definition von ,Ehrenamt’ schließt den engen Bezug auf ,Erwerbstätigkeit’ aus.“ Auch aus Gewerkschaftskreisen heißt es, dass der GEFA wesentliche Merkmale einer Gewerkschaft fehlten. Sie vertritt keine abhängig Beschäftigten, verhandelt keine Tarifverträge und kann keinen Streik im klassischen Sinne durchführen. „Auch unbezahlte Arbeit ist Arbeit,“ sagt hingegen Maria Ebert, Gründungsmitglied der GEFA. „Indem wir eine Gewerkschaft gründen, fordern wir ein, dass unsere Arbeit als Arbeit anerkannt wird und dass wir über deren Bedingungen reden.“

Wie können Interessierte mitmachen? Einzelpersonen und Organisationen, die sich freiwillig engagieren oder Solidarität mit den Freiwilligen zeigen wollen, finden auf der Webseite der GEFA ein Beitrittsformular. Mitglieder können online über eigene Aktionen und Veranstaltungen informieren. sr

Weitere Informationen gibt es im Internet auf gefa.online.
Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

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