"Wir machen das jetzt einfach": Heike-Melba Fendel engagiert sich für die kulturelle Teilhabe von Geflüchteten

Heike-Melba Fendel ist Geschäftsführerin der Barbarella Entertainment GmbH mit Sitz in Berlin und Köln. Die Mitgründerin des Aktionsbündnisses "Wir machen das" wurde jetzt zur Engagement-Botschafterin 2016 ernannt. | Foto: Markus Nass
  • Heike-Melba Fendel ist Geschäftsführerin der Barbarella Entertainment GmbH mit Sitz in Berlin und Köln. Die Mitgründerin des Aktionsbündnisses "Wir machen das" wurde jetzt zur Engagement-Botschafterin 2016 ernannt.
  • Foto: Markus Nass
  • hochgeladen von Stefanie Roloff

Berlin. Heike-Melba Fendel ist Mitgründerin des Aktionsbündnisses „Wir machen das“, das sich für den kulturellen Austausch von Neuankommenden und Einheimischen einsetzt. Die kürzlich zur Engagement-Botschafterin 2016 ernannte Künstler-Agentin fordert im Interview mit Berliner-Woche Reporterin Stefanie Roloff mehr kulturelle Teilhabe für geflüchtete Menschen.

Frau Fendel, wie ist das Aktionsbündnis „Wir machen das“ entstanden?

Heike-Melba Fendel: „Wir machen das“ ist ein Bündnis von Neuankommenden und Einheimischen, das vor rund einem halben Jahr gegründet wurde. Wir Gründerinnen sind aus einer Gruppe von 100 Frauen aus Kunst, Wissenschaft und öffentlichem Leben hervorgegangen. Als die Situation für die Geflüchteten im Sommer 2015 eskalierte, beschlossen wir zu handeln. Zuerst halfen wir unmittelbar, zum Beispiel am LAGeSo. Etliche von uns nahmen Flüchtlinge bei sich zu Hause auf, auch ich. Als wir den Menschen begegneten, wurde jedoch schnell klar, dass viele von ihnen selbst aktiv teilhaben wollen. So kamen wir auf die Idee, kulturelle Projekte zu entwickeln, die deutlich über das reine Versorgen hinausgehen.

Welche Ziele hat das Aktionsbündnis?

Heike-Melba Fendel: Einerseits wollen wir Menschen, die sich engagieren, eine Plattform geben, andererseits wollen wir aber vor allem den Geflüchteten selbst wieder zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Derzeit sind diese bis auf Negativmeldungen, wie zum Beispiel die Nachwirkung der Kölner Ereignisse, weitgehend aus den Medien verschwunden – und damit auch aus dem Bewusstsein. Dabei kamen allein 2015 weit über eine Million Menschen nach Deutschland.

Wie funktioniert das Bündnis konkret?

Heike-Melba Fendel: Auf unserer Website wirmachendas.jetzt können sich Hilfsinitiativen präsentieren. Wir geben hier auch geflüchteten Autorinnen und Autoren eine Stimme. Zudem initiieren wir selbst kulturelle Projekte, die auf Austausch und Teilhabe abzielen. Dabei entsteht auch Reibung zwischen den Kulturen, bei der wir uns selbst hinterfragen müssen. Aber so funktioniert jede wechselseitige Beziehung.

Welche Projekte realisieren Sie derzeit?

Heike-Melba Fendel: Es gibt zum einen kulturelle Projekte wie den bundesweiten „Erlebnisort Buchhandlung“, der angestoßen wurde von der Schriftstellerin Annika Reich.

Buchläden vor Ort organisieren dabei mit unserer Hilfe Zusammenkünfte von deutschen und geflüchteten Autoren. Aus den Texten der Schriftsteller auf unserer Website sollen zudem Anthologien entstehen, die bei renommierten Verlagen erscheinen.

Schreiben ist besonders wirkungsvoll, weil dadurch eine hohe Reichweite erzielt werden kann. Aber wir realisieren auch weniger „schöngeistige“ Projekte, wie zum Beispiel unsere Rechtsberatung, die mitinitiiert wurde von Christina Clemm, einer Expertin für Sexualstrafrecht. Dabei fahren Anwältinnen mit einem Bus in die Notunterkünfte und erklären den Frauen ihre Rechte in Deutschland, auch innerhalb der Familienstruktur.

Wo benötigt das Bündnis noch Unterstützung?

Heike-Melba Fendel: Wir haben jetzt die ersten drei Mitarbeiter angestellt und brauchen finanzielle Ressourcen, um uns weiter zu entwickeln. Bislang haben wir unsere Arbeit ausschließlich auf Spendenbasis organisiert. Nun beginnen wir damit, langfristige Förderquellen zu erschließen, um unsere Arbeit stabil fortsetzen zu können.

Darüber hinaus wünschen wir uns, dass unsere Projekte wie der „Erlebnisort Buchhandlung“ von anderen Menschen bundesweit in Eigenregie umgesetzt werden.

Welche Aufgaben haben Sie als Engagement-Botschafterin?

Heike-Melba Fendel: Als Engagement-Botschafterin sehe ich mich in erster Linie als ein Sprachrohr für das Bündnis „Wir machen das“. Als Botschafterin kann ich unser Tun und die Menschen, für die wir wirken, noch besser sichtbar machen. Diese Auszeichnung, die vom Familienministerium vergeben wird, ist für mich eine Aufforderung an die Politik, nicht nur Orden zu verteilen und symbolische Akte zu vollziehen, sondern sich mit unseren Forderungen auseinanderzusetzen.

Entscheidend ist für uns, dass den Menschen zum einen bewusst wird, dass sie sich 365 Tage im Jahr engagieren können – sei es in einer Fahrradwerkstatt, einem kulturellen oder einem ganz anderen Projekt. Zum anderen, dass persönliches Engagement auch erfordert, auf die Verursacher und Sachwalter von Problemen einzuwirken.

Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.724× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.400× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.021× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.398× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.292× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.