Jobbörse im Rahmen des Projekts „Work for Refugees“ gut besucht
Friedenau. Hunderte strömen in den großen Saal des Nachbarschaftshauses Friedenau. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und die Stiftung Zukunft Berlin hatten zu ihrer achten gemeinsamen Jobbörse für Flüchtlinge eingeladen.
Die Börse ist Teil des Projekts „Work for Refugees“. Rund 300 Asylberechtigte mit Arbeitserlaubnis kamen Mitte Otober in die Holsteinische Straße. Menschen aus Syrien, Irak, Afghanistan und weiteren Staaten Vorderasiens trafen auf etwa 29 Arbeitgeber aus dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg aus der Gastronomie, Logistik und aus dem Handwerk, überwiegend aus dem Pflegebereich.
Über die Webseite www.work-for-refugees.de konnten Arbeitssuchende ihre Angaben eintragen. Danach wurden sie von Arabisch sprechenden Projektmitarbeitern kontaktiert, beraten und an passende Arbeitgeber vermittelt. „Menschen in Arbeit zu bringen, ist eine originäre Aufgabe eines Sozialverbandes“, sagt Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Wohlfahrtsverbandes in Berlin.
„Work for Refugees“ kooperiert derzeit mit annähernd 340 Unternehmen. Nach Angaben der Arbeitsagentur suchten im Juni rund 24 000 Geflüchtete Arbeit. In den zwei Jahren seines Bestehens hat „Work for Refugees“ 172 Personen Arbeits- und Ausbildungsplätze vermitteln können.
Wie Projektkoordinator Markus Pleyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband erläutert, fanden Arbeitssuchende in den ersten fünf Monaten vornehmlich in der Sicherheitsbranche und in der Systemgastronomie Arbeit. Derzeit sehe er einen starken Trend bei Installateurberufen sowie bei höher qualifizierten Tätigkeiten in der Lager- und Logistikbranche. Die Schwierigkeit dabei ist laut Pleyer: Eine Qualifikation, die im Herkunftsland erworben wurde, wird in Deutschland nicht anerkannt. „Die Menschen müssen sich umorientieren.“
Es werde Jahre dauern, bis Geflüchtete in Arbeit gebracht werden, sagt Barbara John, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen in Berlin. Zumeist gehe es für die Menschen zunächst in eine Ausbildung. Das mit Spenden finanzierte Projekt soll fortgesetzt werden, so Barbara John.
Die Jobbörse besuchte auch Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Der Bezirk führt ein vergleichbares Vorhaben durch, das Modellprojekt „Geflüchtete in Arbeit“ (GiA). GiA wurde gemeinsam mit der gemeinnützigen Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen GFBM gGmbH konzipiert und umgesetzt.
Nach Vorgesprächen, die die bezirkliche Wirtschaftsförderung mit Unternehmen und wichtigen Akteuren aus dem Bereich der Flüchtlingsintegration im Dezember 2015 führte, ging „Geflüchtete in Arbeit“ im Oktober 2016 an den Start. Das Projekt wurde mit 100 000 Euro vom Senat finanziert. Er hatte für solche Zwecke im Mai 2016 den sogenannten Masterplan für Integration und Sicherheit aufgelegt. Zusätzlich bezahlte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Sprachkurse und andere Betreuungsangebote. Bis zum Ende des Projekts in diesem September konnten zwölf 18- bis 35-jährige Flüchtlinge an Betriebe oder Hochschulen im Bezirk vermittelt werden.
Da der Bezirk von Unternehmen aus Produktion und produktionsnahen Dienstleistungen geprägt ist, fanden die jungen Leute mit gültigen Aufenthaltspapieren und Unterkunft zumeist einen Ausbildungsplatz als Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Maschineneinrichter oder Teilezurichter. Zuvor waren rund 1000 Auswahlgespräche geführt worden. Unternehmen und Flüchtlinge würden bei „Geflüchtete in Arbeit“ gleichermaßen individuell betreut, sagt Bürgermeisterin Schöttler.
Die Unternehmen in Tempelhof-Schöneberg hätten einen großen Bedarf an motivierten Fachkräften, so die Bürgermeisterin weiter. Und noch größer als das Angebot sei die Bereitschaft der Firmen, Flüchtlinge zu integrieren. „Deshalb setzen wir das Projekt auch fort.“
„Geflüchtete in Arbeit 2“ läuft seit 1. Juli bis Ende 2018. Wieder kommt das Geld, 330 000 Euro, vom Land Berlin. Diesmal werden Ehrenamtliche noch stärker als beim Vorgängerprojekt eingebunden. Kooperationen bestehen unter anderem zum Ehrenamtsbüro Tempelhof-Schöneberg, zum Nachbarschaftsheim Schöneberg, zur Hochschule für Wirtschaft und Recht, zur Volkshochschule und zu kulturellen Einrichtungen. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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