Neues Zentrum für die Nachbarschaft
Berliner Stadtmission baut in der Archenholdstraße Kita, Familientreff und Domizil ein einem
Die Tage einer der letzten Lücken in der Häuserflucht der Archenholdstraße sind gezählt. In Nummer 25 entsteht ein neues Gebäude, das gleich mehrere Funktionen bekommt: Es wird Kita, Familienzentrum, Wohnort und Domizil der Berliner Stadtmission.
Der eine oder andere Passant blieb verwundert stehen und lauschte den ungewohnten Klängen, die aus der frisch ausgehobenen Baugrube im Weitlingkiez drangen: Es waren Kirchenlieder, gesungen von den Gästen einer Grundsteinlegung, ein Bläserquartett begleitete sie dabei.
Auf dem Grundstück an der Archenholdstraße 25 sitzt seit 90 Jahren die Berliner Stadtmission – ein selbständiger Verein unter dem Dach der Evangelischen Kirche, der vor allem für seine Obdachlosenhilfe bekannt ist. Womit sich das Engagement der bekennenden Christen aber nicht erschöpft. Sie kümmern sich auch um Menschen mit Behinderungen, um Flüchtlinge, um Kinder und Jugendliche. „Die Stadtmission wurde 1877 gegründet, als Berlin gerade Hauptstadt geworden war und quasi explodierte“, sagte Pfarrer und Direktor Joachim Lenz in seiner Rede zur Grundsteinlegung. „Ziel war es, Menschen ein Dach zu geben, die keines hatten, und dieser Arbeit widmen wir uns bis heute mit Leib und Seele. Wir wollen aber auch für Familien da sein und uns in das Kiezleben einbringen – einerseits um zu helfen, andererseits, um Teil einer fröhlichen Gemeinschaft zu sein.“
Grundpfeiler sind Begegnung, Beratung und Bildung
Damit sie diesem Anspruch im Lichtenberger Weitlingkiez noch besser gerecht werden kann, ließ die Stadtmission im vergangenen Herbst ihr altes kleines Gemeindehaus in der Archenholdstraße – von den Nachbarn nur „Arche“ genannt – abreißen, um Platz für ein ambitioniertes Neubauprojekt zu schaffen. „Nach den Sommerferien 2019 sollen hier Kinder, Familien, Nachbarn ein- und ausgehen“, so der Bildungsbeauftragte des Vereins Andreas Schlamm. „Der Bezirk Lichtenberg steht für Familienfreundlichkeit, und das wollen wir mit unserem neuen Kiezzentrum unterstützen.“ Begegnung, Beratung, Bildung sollen die Grundpfeiler des Hauses sein. Die Stadtmissionsgemeinde will zudem Kurse, Workshops und Kulturveranstaltungen für alle Generationen anbieten.
Der Fünfgeschosser nach Plänen des Architekten Uwe Schmidtmann bekommt zu diesem Zweck ein öffentliches Café im Erdgeschoss. In die Etagen eins plus zwei zieht eine Kita mit Platz für 72 Mädchen und Jungen, darüber entstehen kleine Wohnungen. Unter dem Dach soll sich auch die Gemeinde ein neues Zuhause einrichten. Circa 1400 Quadratmeter Nutzfläche bietet das Haus insgesamt.
Dringend gebrauchte Kitaplätze entstehen
„72 zusätzliche Kitaplätze sind eine besonders schöne Nachricht“, lobte die für Jugend und Familie verantwortliche Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD), die sich unter die Gäste der Grundsteinlegung gemischt hatte. „Außerdem verbessert sich das Angebot für Familien im Kiez, und die Nachbarschaft wird gestärkt. Das neue Zentrum bietet Eltern Informationen und Unterstützung, dort können sie Kontakte zu anderen Eltern knüpfen und sich selbst engagieren. Das ist ein gutes Vorhaben, für das ich viel Glück wünsche.“
Auch dem Bezirksamt Lichtenberg kommt das Projekt sehr gelegen. „Wir freuen uns, wenn Träger wie die Stadtmission uns dabei unterstützen, unserem Ruf als einziger als familienfreundlich zertifizierter Bezirk Berlins gerecht zu werden“, sagte Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) am Grundstein. „Familienzentren wie dieses könnten wir noch mehr gebrauchen.“
5,7 Millionen Euro kostet der Neubau in der Archenholdstraße 25. Angesichts der hohen Summe hat sich die Stadtmission um Fördermittel beworben und 1,6 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie knapp 700.000 Euro aus dem Berliner Kita-Ausbau-Programm bekommen. Auch die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unterstützt den Verein.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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