Hirsche in Reserve: Tierpark sorgt fürs Überleben bedrohter Huftiere

Der Tierpark will eine Bawean-Hirsch-Reserve aufbauen, um die Art zu erhalten. | Foto: 2017 Tierpark Berlin
2Bilder
  • Der Tierpark will eine Bawean-Hirsch-Reserve aufbauen, um die Art zu erhalten.
  • Foto: 2017 Tierpark Berlin
  • hochgeladen von Berit Müller

Friedrichsfelde. Bei Gegnern der Tierparks greift das Argument zwar kaum, dennoch: Zoologische Gärten können verhindern, dass bedrohte Arten aussterben. Beispielsweise sorgt der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde fürs Überleben seltener Hirsche.

In ihrem natürlichen Lebensraum in Asien gelten sowohl der Davidshirsch als auch der Vietnam-Sika als ausgerottet – die Schuld trägt der Mensch. Nur wenige Exemplare leben heute noch: in Zoos, wie dem Tierpark Berlin. Zoologische Gärten könnten bald auch die einzigen Orte sein, an denen der vom Aussterben bedrohte Bawean-Hirsch zu sehen ist. Die Tiere sind auf der Insel Bawean in Indonesien beheimatet, dort leben heute weniger als 250 erwachsene Hirsche.

Im Juni zogen nun drei der seltenen Paarhufer aus dem Zoo Poznan nach Berlin – vor kurzem waren sie zum ersten Mal auf einer Außenanlage im Tierpark Friedrichsfelde zu sehen. „Damit sind wir mit dem polnischen Zoo die einzigen, die diese Hirschart außerhalb Asiens halten“, sagt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „In menschlicher Obhut leben sie sonst nur noch in Malaysia und ihrer Heimat.“

Die Kuratoren des Tierparks haben mit den Neuankömmlingen ein Ziel vor Augen: Sie wollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit den polnischen Kollegen und dem Zoo Chester in England eine sogenannte Reservepopulation an Bawean-Hirschen aufbauen. Hintergrund: Arten wie die indonesischen Paarhufer gelten als besonders gefährdet, denn sie sind endemisch, was bedeutet: Die Tiere leben nur in einem einzigen und sehr kleinen Gebiet. Wenn dieser Lebensraum zerstört wird – egal ob durch Naturkatastrophen, Kriege oder Landwirtschaft – kann es schnell passieren, dass die gesamte Population für immer ausgelöscht und die Art damit ausgestorben ist. „Umso wichtiger ist es, an mehreren Orten geschützte Reserven aufzubauen“, erklärt Christian Kern, Säugetierkurator in Friedrichsfelde. „So können wir im Ernstfall Nachzuchten bereitstellen, um die Tiere wieder in ihrer Heimat anzusiedeln.“

Wenn die Gefahr der Ausrottung einer Art groß sei, empfehle die Weltnaturschutzunion IUCN solche Maßnahmen. „Diese Empfehlungen gibt es für den Bawean-Hirsch und wir haben sie berücksichtigt.“

"Wir fungieren als Arche Noah"

Die Zoologen des Tierpark Berlin setzen sich zudem in internationalen Fachgruppen für den Schutz bedrohter Hirscharten ein. Gemeinsam mit Experten aus Chester planen sie im Winter einen Besuch auf der Insel Bawean. Ziel ist es herauszufinden, wie sich verhindern ließe, dass die Anzahl der Tiere weiter schrumpft. Der Tierpark Berlin hält derzeit 18 Hirscharten, davon sind der Roten Liste der IUCN zufolge über 65 Prozent gefährdet. Die Reservepopulationen, die der Tierpark pflege, seien ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Arten, betont Kurator Kern. „Wir fungieren dabei als eine Art Arche Noah.“ bm

Der Tierpark will eine Bawean-Hirsch-Reserve aufbauen, um die Art zu erhalten. | Foto: 2017 Tierpark Berlin
Der Tierpark Berlin will dafür sorgen, dass der vom Aussterben bedrohte Bawean-Hirsch überlebt. | Foto: 2017 Tierpark Berlin
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.676× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.019× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.643× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.550× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.