Gedenktafel für Nikolai Bersarin
Späte Ehrung für den Stadtkommandanten

An Nikolai Bersarin erinnert jetzt eine Gedenktafel nahe dem Ort, an dem er verunglückte. | Foto: A.T. Melnik - Deutsch-Russisches Museum
  • An Nikolai Bersarin erinnert jetzt eine Gedenktafel nahe dem Ort, an dem er verunglückte.
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  • hochgeladen von Berit Müller

Mit einer Gedenktafel erinnert der Bezirk Lichtenberg jetzt an Nikolai Bersarin. Er war der erste sowjetische Stadtkommandant in Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Tafel wurde vor wenigen Tagen an der Kreuzung Alfred-Kowalke-Straße und Am Tierpark enthüllt.

An dieser Stelle verunglückte Bersarin, der auch Namensgeber des Platzes im Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist, vor 75 Jahren tödlich. Der Kommandeur der fünften Stoßarmee der sowjetischen Truppen war dort am 16. Juni 1945 mit dem Motorrad unterwegs. Wie es zu dem Unfall kam, ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Der 1904 in Sankt Petersburg geborene Nikolai Erastowitsch Bersarin hatte an der Seite von Marschall Georgi Konstantionwitsch Schukow den Sturm auf Berlin vorbereitet. Seine Stoßarmee der belorussischen Front überschritt als erste Militärformation am 21. April 1945 die Stadtgrenze in Marzahn, das damals noch zu Lichtenberg gehörte. Bersarin wurde am 24. April 1945 von Marschall Schukow als erster Berliner Stadtkommandant und Kommandeur der sowjetischen Garnison in Berlin eingesetzt. Er erhielt damit die politisch-administrative Verantwortung für die besetzte Stadt.

In dieser Position kümmerte er sich um Aufbau einer Stadtverwaltung, des Gesundheitswesen und um die Versorgung der Menschen mit Grundnahrungsmitteln. Ferner trat er dafür ein, das kulturelle Leben schnell wiederherzustellen. Er eröffnete rasch Theater, um im zerstörten Berlin ein Stück Normalität zu schaffen. In Karlshorst, dem Sitz der Sowjetischen Militäradministration, veranlasste er den Neustart der Pferderennbahn. Das erste Rennen am 1. Juli 1945 erlebte der Pferdeliebhaber selbst nicht mehr.

Verdacht ausgeräumt

Der Ost-Berliner Magistrat verlieht Nikolai Bersarin 1975 postum die Ehrenbürgerschaft. Als die Ehrenbürgerlisten der geteilten Stadt im Jahr 1992 zusammengefügt wurden, übernahm man Bersarin nicht. Hintergrund war die Annahme, er habe die Vergehen der sowjetischen Soldaten an der Berliner Bevölkerung nicht zu verhindern versucht. Weil Forschungen des Deutsch-Russischen Museums in Karlshorst diese Vorwürfe widerlegen konnten, beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus am 13. Juli 2000, Bersarin wieder in die Liste aufzunehmen. Dem folgte der Senat am 11. Februar 2003.

Für die Gedenktafel in Friedrichsfelde hat der Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur gesorgt, mit dem der Bezirk an Personen der Zeitgeschichte erinnert und historische Orte im Stadtbild sichtbar macht. „Mit der Ehrung Nikolai Bersarins wollen wir den entscheidenden Anteil der sowjetischen Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges und an der Befreiung Deutschlands und Europas von der nationalsozialistischen Diktatur hervorheben“, sagt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke). „Mit Bersarin ehren wir einen Militär, der sich unmittelbar nach dem Kriegsende für die Wiederherstellung wichtiger Lebensbereiche der Stadt Berlin einsetzte.“

Den Text der Erinnerungsstele erstellte die Gedenktafel-Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung des Historikers und Lichtenberg-Experten Professor Jürgen Hofmann.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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