Vom Regenwald in die Savanne
Umbau im Tierpark / Elefanten ziehen vorübergehend aus
Ein wenig später als ursprünglich gehofft, soll in diesem Frühjahr das aufwendig umgestaltete Alfred-Brehm-Haus wiedereröffnen. Und schon steht im Tierpark Friedrichsfelde das nächste Bauvorhaben an, es ist fast im Wortsinn ein Mammut-Projekt.
Tierparkfans sind schon gespannt darauf, wie sich das frühere Großkatzendomizil nach den umfangreichen Umbauarbeiten innen und außen präsentieren wird. Beim Projektstart im Frühsommer 2018 war noch von einer Wiedereröffnung im Jahr 2019 die Rede, dieser Plan konnte nicht ganz eingehalten werden. In ein paar Wochen soll es nun aber soweit sein. Im neuen Regenwaldhaus werden neben Sumatra- und Hinterindischem Tiger, Nebelparder, Java-Leoparden und Bengalkatzen auch Malaienbären, eine Gruppe von Goodfellow-Baumkängurus und eine Königscobra wohnen.
Wer glaubt, dass sich der Tierpark anschließend eine Baupause gönnt, irrt gewaltig. Schon in Kürze beginnen im benachbarten Dickhäuterhaus nicht minder umfangreiche Arbeiten. Das Gebäude aus dem Jahr 1989 erfüllt nicht die Anforderungen an eine möglichst tierfreundliche Unterbringung, was sich nun ändern soll. Künftig werden dort – ganz dem Kontinente-Konzept entsprechend – ausschließlich Afrikanische Elefanten leben. Das Haus soll einmal Herzstück einer großzügigen Afrikalandschaft sein.
Viel mehr Platz für die Elefanten
Wichtigste Neuerung: Der Platz für die Tiere wird sich auf etwa 3000 Quadratmeter erhöhen und damit fast verzehnfachen. Möglich macht’s eine deutliche Kappung des Besucherbereichs. Bislang nahm der etwa zwei Drittel des Gebäudes ein.
„Das Dickhäuterhaus entsprach schon lange nicht mehr unseren Ansprüchen an eine moderne und artgerechte Tierhaltung“, sagt Tierparkdirektor Andreas Knieriem. „Deshalb sind wir sehr glücklich über die finanzielle Unterstützung, mit deren Hilfe wir das Gebäude so umbauen können, dass es den speziellen Bedürfnissen Afrikanischer Elefanten gerecht wird.“ Das neue Haus werde nicht nur ein wichtiger Meilenstein für den Tierpark Berlin, sondern auch für die gesamte Elefanten-Haltung in Europa sein, verspricht Knieriem.
41,1 Millionen Euro sind für die Anlage der neuen Afrikalandschaft im Tierpark insgesamt eingeplant. Davon fließen allein 35,4 Millionen Euro in den Umbau des Dickhäuterhauses. Einen Teil dieser Kosten kann der Tierpark dank einer Zuwendung aus dem Topf „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) stemmen. Das Programm wird je zur Hälfte vom Bund und den Ländern finanziert.
Für die Tierparkbesucher heißt es nun bald, Abschied von den grauen Riesen zu nehmen. Im Laufe der ersten Jahreshälfte verlassen alle Elefanten Friedrichsfelde, um in andere Zoos umzuziehen. Wann genau es so weit sei und wo es für die Tiere hingehe, werde derzeit eng mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm abgestimmt, teilt der Tierpark mit. Insgesamt sind für den Umbau etwa zwei Jahre avisiert. Neben der überholten Elefantenanlage soll eine Afrika-Savanne für Giraffen, Zebras und Antilopen entstehen.
Bedroht durch Jagd und Elfenbeinhandel
Der Afrikanische Elefant ist das größte Landsäugetier der Erde. Bis zu vier Meter hoch und sechs Tonnen schwer können die Tiere werden. Dabei ernähren sie sich ausschließlich vegetarisch. Auf dem Speiseplan: Gräser, Blätter, Zweige und Baumrinde – rund 150 Kilogramm davon müssen sie täglich fressen.
Nach Expertenschätzung sind den grauen Riesen nur circa 20 Prozent ihres ursprünglichen Lebensraums geblieben. Zudem stellt Wilderei – in erster Linie wegen des Elfenbeins – noch immer eine große Gefahr für sie dar. Die Stoßzähne, die sie zum Ausgraben von Wasserlöchern und Wurzeln, zum Abschaben von Baumrinden oder zur Verteidigung nutzen, sind seit jeher begehrte Jagdobjekte. Erst durch massive Einschränkungen des Elfenbeinhandels konnte sich der Bestand der vom Aussterben bedrohten Dickhäuter wieder etwas erholen. Aktuell gibt es weltweit rund 685 000 Tiere. Der Afrikanische Elefant kann ein Alter von 60 bis 70 Jahren erreichen.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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