Wer hat in der Ehe die besseren Karten?: Zimmertheater zeigt eine verzwickte Zweierkiste
Friedrichsfelde. Um einen Schlagabtausch der Geschlechter geht es in der Tragikomödie "Die total offene Zweierkiste". Claudia Dornath und Olaf Michael Ostertag bringen das Stück auf die Bühne des Zimmertheaters in der „KultSchule“ in der Sewanstraße 43.
"Fast jeder hat doch dieses Ideal, dass es die wahre Liebe gibt", sagt Claudia Dornath. "Kann diese Liebe aber nur von einer einzigen Person erfüllt werden?" Die 38-Jährige fügt mit einem Lächeln hinzu: "Ich finde: ja, sie kann." Da meldet sich ihr Schauspielerkollege mit einem Einwand zu Wort: "Ja, aber... es ist schwierig", sagt Olaf Michael Ostertag und schaut Dornath an. "Es ist eben Beziehungsarbeit", wendet die junge Frau ein.
Später werden die beiden klar machen: Nein, im echten Leben sind sie kein Paar. Auch wenn sie wie eines streiten. Manchmal geht das bis zur Heiserkeit. Alles im Sinne der Kunst, versteht sich. Denn tatsächlich haben sie gemeinsam schon mehr durchgemacht, als so manche Ehepaare. Wenn Olaf Michael Ostertag und Claudia Dornath zusammenkommen, ist immer das große Drama angesagt. Die beiden sind ausgebildete Schauspieler und selbstständige Off-Theatermacher. Am 19. Januar sind sie um 20 Uhr in einer Premiere des Theaterstückes nach dem kongenialen italienischen Paar, dem Literaturnobelpreisträger Dario Fo und dessen Frau Franca Rame, zu sehen.
Im Stück "Die total offene Zweierkiste" spielen sie ein Ehepaar, das sich auch Affären mit anderen gestattet. "In unserer Fassung ist es die Frau, die nach einem befriedigendem Sexleben sucht und sich als erste Affären erlaubt. Sie schlägt ihrem häuslichem Ehemann vor, es ihr gleichzutun", erklärt Claudia Dornath. Ihre Idee war es, die Rollen umzukehren – im Originalstück aus dem Jahr 1983 ist es nämlich der Ehemann, der zunächst Affären hat. "Diese Umkehrung fanden wir zeitgemäßer. Das Selbstverständnis eines modernen Mannes ist es doch, sesshaft und treu zu sein", meint Olaf Michael Ostertag und schiebt lächelnd triumphierend nach: "Wir sind heute bindungsfähiger." Ob das stimmt und wie sich eine heutige Beziehung zwischen Mann und Frau genau definiert, das wollen sie im Stück herausfinden. Noch in den letzten Proben haben die beiden Schauspieler mehrere Schlusspointen durchgespielt. Denn wie das Stück enden soll, darüber sind sie sich noch uneinig. Im Originaltext findet eine der Figuren jedenfalls ein tragisches Ende – mit dem Föhn in der Badewanne.
Das Stück setzt eine Reihe im Zimmertheater fort, die Olaf Michael Ostertag als künstlerischer Leiter der Bühne "Die Ehebruch-Tetralogie" nennt. Bisher zu sehen gab es drei Stücke, in denen die Ehe im Fokus stand: mal wurde dieses Band und seine Folgen auf aufwühlende Weise porträtiert ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf"), ein anderes Mal zeigte es die leichtfüßige Auseinandersetzung mit den Geschlechtern ("Mach's noch einmal Sam! – frei nach Woody Allen"). Nicht zuletzt wurde im Zimmertheater auch die zwischenmenschliche Ebene intellektuell seziert ("Sie erinnern mich an Mussolini"). Mit "Die total offene Zweierkiste" ist nun das vierte Stück im Programm.
Neben der Premieren gibt es weitere Aufführungen am 20. Januar um 20 Uhr sowie am 21. Januar um 18 Uhr. Am 27. und 28. Januar wird zum letzten Mal das Tetralogie-Stück "Mach's noch einmal Sam! – frei nach Woody Allen" gegeben. Am 10. Februar ist noch die Komödie "Sie erinnern mich an Mussolini" zu sehen. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt kostet jeweils zwölf, ermäßigt acht Euro. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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